Weitere Festnahme in Stockholm Verdächtiger Usbeke ist IS-Sympathisant
09.04.2017, 10:00 Uhr
Nach dem Lkw-Anschlag in Stockholm nimmt die Polizei einen zweiten Verdächtigen fest. Die Beweislage gegen einen zunächst festgenommenen Usbeken verdichtet sich unterdessen. Er soll Sympathien für extreme Organisationen gezeigt haben.
Der nach dem Lkw-Anschlag in Stockholm festgenommene Usbeke hat nach Angaben der Ermittler Sympathien für die Terrororganisation IS geäußert. "Wir wissen, dass er Sympathien für extreme Organisationen gezeigt hat, darunter IS", sagte Polizeisprecher Jonas Hysing auf einer Pressekonferenz. Der Festgenommene habe 2014 eine Aufenthaltsgenehmigung in Schweden beantragt, im Juni 2016 habe die Migrationsbehörde entschieden, ihn auszuweisen. Da er das Land nicht verlassen habe, hätten die Behörden ihn gesucht.

Das Kaufhaus, in das der Fahrer mit dem Lkw gerast war, öffnet am Montag wieder.
(Foto: picture alliance / Kenta Jönsson)
Mittlerweile hat die Polizei eine zweite Person unter Terror- und Mordverdacht festgenommen. Das teilte die Staatsanwaltschaft mit. Weiterhin wird nach möglichen Helfern des mutmaßlichen Attentäters gesucht. "Ungefähr fünf" Personen halte man derzeit fest, sagte Jan Evensson von der Stockholmer Polizei auf der Pressekonferenz. Etwa 500 Menschen habe man befragt. Polizeisprecher Hysing sagte, es gebe keine konkreten Hinweise auf weitere Anschläge. "Wir haben eine enge Zusammenarbeit mit Europol und Interpol."
Am Freitag war ein Lkw in der Stockholmer Innenstadt erst in eine Menschenmenge und dann in ein Kaufhaus gerast. Die Ermittler halten den 39-jährigen Usbeken für den Täter. "Es spricht viel dafür, dass der Festgenommene der Fahrer ist, aber was genau dafür spricht, will ich nicht kommentieren", sagte der Polizeisprecher. "Die Beweislage sieht gut aus." Der Mann steht unter Terrorverdacht.
"Die Umstände weisen auf eine Absicht hin, unserer Bevölkerung zu schaden und für Angst und Schrecken zu sorgen", sagte Staatsanwalt Hans Ihrman. Der Verdächtige war den Behörden seit dem Vorjahr namentlich bekannt. "Wir konnten keine Verbindungen zu extremistischen Milieus bestätigen", sagte Anders Thornberg von der schwedischen Sicherheitspolizei mit Blick auf die damaligen Untersuchungen.
Trauer und Suche nach Normalität
Inzwischen gelang es dem "Guardian" zufolge, alle vier Todesopfer vom Freitag zu identifizieren. Demnach handelt es sich um eine Belgierin, zwei Schweden und einen Briten. Die Angehörigen seien informiert, sagte ein Polizeisprecher. "Wir haben leider beim Attentat von Stockholm eine Landsmännin verloren", teilte der belgische Außenminister Didier Reynders auf Twitter mit. "Ich drücke ihrer Familie und ihren Angehörigen mein Beileid aus."
Entgegen ersten Ankündigungen bleibt das Kaufhaus, in das der Lkw am Freitag gerast war, am Sonntag geschlossen. Am Samstagabend hatte Åhléns City erklärt, Teile des Hauses wieder öffnen zu wollen. Mit der Ankündigung, durch Rauch beschädigte Waren zum halben Preis zu verkaufen, hatte das Kaufhaus aber heftige Kritik in den sozialen Medien auf sich gezogen. Facebook-Nutzer nannten die Pläne geschmacklos. Deshalb zog Åhléns die Ankündigung am Sonntag zurück und will nun erst am Montag wieder öffnen. "Wir standen unter Druck und haben in einer Situation zu schnell reagiert, die für uns alle schrecklich und unwirklich ist", schrieb das Kaufhaus in einer Mail an seine Kunden. "Es ging nie darum, Geld mit dem äußerst tragischen Ereignis, das Stockholm getroffen hat, zu verdienen."
Quelle: ntv.de, sba/dpa