Mutmaßlicher Russland-Spion Verdächtiger soll sich um elektronische Kriegsführung gekümmert haben
11.08.2023, 15:44 Uhr Artikel anhören
Der Verdächtige soll mit hochmodernen Systemen der Kriegsführung betraut gewesen sein.
(Foto: dpa)
Wurde der verdächtige Bundeswehr-Offizier rechtzeitig festgenommen, bevor Daten nach Moskau geflossen sind? Diese Frage ist Gegenstand der aktuellen Ermittlungen. Laut Medienberichten hatte er Zugang zu brisanten Informationen.
Nach der Festnahme des mutmaßlichen Spions im Koblenzer Beschaffungsamt der Bundeswehr werden neue Details über den Mann bekannt. Nach Informationen des "Spiegel" war der festgenommene Bundeswehr-Offizier in der Abteilung U des Beschaffungsamts eingesetzt. Auch die "Zeit" berichtet über eine Tätigkeit in diesem sensiblen Bereich. In der Abteilung "Land-Unterstützung" werden unter anderem hochmoderne Systeme zur elektronischen Kriegsführung eingekauft.
Unter elektronischen Kampf, im Organigramm der Bundeswehr nur mit "Eloka" abgekürzt, fallen dem Bericht zufolge geheime Techniken zur Überwachung und Störung von Funksystemen des Gegners sowie das Ausschalten von gegnerischen Radar- und Flugabwehrsystemen.
Die Abteilung U kümmert sich demnach auch um die Ausstattung der militärischen Spezialeinheit "Kommando Spezialkräfte". Diese werden mit den modernsten Waffensystemen auf dem Markt beliefert. Der beschuldigte Thomas H. ist nach derzeitigen Kenntnisstand Anfang 50 und Offizier im Rang eines Hauptmanns. Der "Spiegel" beruft sich auf Sicherheitskreise, die von einer Tätigkeit des Mannes im "Referat S.1" der Unterstützungsabteilung berichten. Dadurch habe er weitreichenden Zugang zu unter Verschluss gehaltenen Informationen über die elektronischen Fähigkeiten der Bundeswehr und über geplante "Eloka"-Projekte besessen, heißt es. Nur wer eine Sicherheitsprüfung durchläuft, erhalte auch Zutritt zum Referat. Bislang sei aber noch unklar, ob Thomas H. plante, solche sensiblen Daten an russische Geheimdienste weiterzuleiten.
Soll über berufliche Situation frustriert gewesen sein
Der Militärgeheimdienst sei dem Verdächtigen schon bei dem Versuch einer Kontaktaufnahme auf die Spur gekommen, daher gebe es die Hoffnung, dass es noch keine relevanten Leaks gegeben habe. Das sei aber noch Gegenstand der Ermittlungen.
Die Bundesanwaltschaft hatte am Mittwoch in Koblenz den Mitarbeiter des Beschaffungsamtes der Bundeswehr festnehmen lassen. Er soll sich aus eigenem Antrieb seit Mai mehrmals bei der russischen Botschaft in Berlin und dem Generalkonsulat in Bonn gemeldet und eine Zusammenarbeit angeboten haben. Einmal soll er dabei beruflich erlangte Informationen weitergegeben haben. Sowohl seine Wohnung als auch sein Arbeitsplatz seien durchsucht worden.
Wie der "Spiegel" unter Bezug auf Sicherheitskreise weiter schreibt, soll der Verdächtige über seine berufliche Situation in der Behörde frustriert gewesen sein. Es könne sein, dass er sich durch den Kontaktaufnahme-Versuch mit russischen Behörden wichtig machen wollte. Trotzdem werde der Fall sehr ernst genommen. Zuvor hatte der "Tagesspiegel" berichtet, dass der festgenommene Thomas H. intern eine Sympathie für die AfD und deren Russlandpolitik gezeigt habe.
Das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) in Koblenz ist zuständig für die Ausstattung der Bundeswehr mit Material und Waffen sowie die Entwicklung, Erprobung und Beschaffung von Wehrtechnik
Quelle: ntv.de, ysc