Wieder Schülerinnen betroffen Vergiftungen im Iran bleiben mysteriös
10.04.2023, 14:54 Uhr Artikel anhören
Viele Eltern lassen ihre Töchter aus Angst nicht mehr zur Schule gehen.
(Foto: picture alliance / abaca)
Seit Monaten kommt es im Iran zu zahlreichen Vergiftungen an Mädchenschulen. Dutzende Schülerinnen müssen in Krankenhäusern behandelt werden. Eltern fordern die Regierung auf, endlich etwas für die Aufklärung der Vorfälle zu tun.
Nach neuen Vergiftungsfällen an Mädchenschulen im Iran haben Angehörige fehlende Aufklärung beklagt. Mehr als vier Monate nach den ersten Verdachtsfällen sagten Parlamentsabgeordnete, dass Irans Sicherheitsbehörden keine Erklärung für die mysteriösen Vergiftungen hätten, wie die Zeitung "Etemad" berichtete.
Vergangene Woche wurden nach den Ferien rund um das persische Neujahrsfest, das den Frühlingsbeginn markiert, direkt mit Schulbeginn wieder Dutzende Fälle gemeldet. Etwa 100 Schülerinnen seien am Sonntag in der kurdischen Stadt Saghes, dem Heimatort der Protestikone Jina Mahsa Amini, vergiftet worden, berichtete die Organisation Human Rights Activists News Agency (HRANA) mit Sitz in den USA. Zwei Dutzend Schülerinnen sollen im kritischen Zustand sein. Protestierende Eltern seien festgenommen worden. Von offizieller Seite gab es zunächst keine Informationen zu den Vergiftungen in den iranischen Kurdengebieten.
Behörden kündigen Bericht an
Am Freitag hatten Behörden nach Kritik angekündigt, in Kürze einen Bericht zu den Vorfällen vorzulegen. Seit Monaten sorgt die Vergiftungswelle im Land für Unruhe. Betroffen sind fast ausschließlich Mädchenschulen. Landesweit wurden Schülerinnen in Krankenhäusern behandelt. Ärzte sprechen von Gasvergiftungen. Mehr als 13.000 Verdachtsfälle verzeichneten die Behörden offiziell. Eltern und andere Angehörige werfen den Behörden Versagen vor. Aus Sorge ließen viele Familien ihre Kinder bereits vor den Neujahrsferien nicht mehr zur Schule gehen.
Die Vorfälle setzen die iranische Regierung weiter unter Druck. Proteste nach dem Tod der iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini im Polizeigewahrsam lösten in Teheran im vergangenen Herbst die schwerste politische Krise seit Jahrzehnten aus. Kritiker bezeichnen die Vergiftungen als Rache wegen den Protesten. Wer dahinter steckt, ist jedoch weiter unklar.
Quelle: ntv.de, jaz/dpa