Politik

Wen sollen die Ungarn wählen?Verkehrsminister überrumpelt Orban mit heikler Wahl-Frage

20.12.2025, 18:24 Uhr
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Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban möchte sein Amt eigentlich noch nicht aufgeben. (Foto: picture alliance / Anadolu)

Ungarn wählt 2026 ein neues Parlament. Bereits zum vierten Mal möchte Viktor Orban dann fürs Amt des Ministerpräsidenten kandidieren. In Umfragen kann der Regierungschef nicht überzeugen. Plötzlich beginnen die eigenen Leute, unangenehme Fragen zu stellen.

Der ungarische Regierungschef Viktor Orban ist von seinem eigenen Minister mit einer heiklen Frage zu einer möglichen Wiederwahl konfrontiert worden. Einem Bericht zufolge fragte der Verkehrs- und Bauminister, Janos Lazar, den Ministerpräsidenten bei einer Bürgerversammlung, warum die Ungarn bei der Parlamentswahl ausgerechnet ihm ihre Stimme geben sollten. Die Frage habe Orban sichtlich überrascht, schreibt Bloomberg News. Der ungarische Regierungschef habe anschließend einige Alternativen zu sich selbst aufgezählt und sich dann selbst für die Wiederwahl in Stellung gebracht.

Orban sagte bei dieser Wahlkampfveranstaltung in der südungarischen Stadt Szeged, er sei nicht die einzige Person, die bei den Parlamentswahlen für die Regierungspartei Fidesz als Spitzenkandidat antreten könne. Als Alternative nannte der ungarische Premier unter anderem Lazar selbst. Der ungarische Verkehrsminister wird als ehrgeizig und ambitioniert beschrieben. Auch der langjährige Finanzminister und derzeitige Zentralbankgouverneur Mihaly Varga kommt demnach für die Kandidatur infrage.

Zum Abschluss erklärte Orban bei der Bürgerversammlung jedoch, dass er mit 62 Jahren im "besten Alter" sei, um Ungarn weiter anzuführen. "Wir können immer den besten Anführer hervorbringen, den wir brauchen", sagte Orban. Der Ministerpräsident dominiert seine Partei seit ihrer Gründung Ende der 1980er-Jahre.

Ungarn wählt 2026 ein neues Parlament. Der genaue Termin steht bisher nicht fest. Die Wahl muss laut Verfassung allerdings im April stattfinden.

Wird Orban Präsident?

Orban regiert Ungarn seit 2010, teilweise mit autoritären Zügen. Seine dreimalige Wiederwahl sicherte er sich Beobachtern zufolge durch Wahlen, die frei, aber nicht fair waren. Unter anderem hat Orban als Regierungschef praktisch alle reichweitenstarken Medien der Kontrolle seiner Gefolgsleute unterworfen.

In Umfragen liegt die Fidesz-Partei dennoch seit Monaten um sechs bis zehn Prozentpunkte hinter der Tisza-Partei von Oppositionschef Peter Magyar. Viele Ungarn beschweren sich über steigende Lebenshaltungskosten und weitverbreitete Korruption in der ungarischen Führung. Auch die Russland-Nähe des ungarischen Regierungschefs behagt vielen Ungarn nicht. Die EU kritisiert Orban für eine Aushöhlung der Rechtsstaatlichkeit.

Mutmaßlich deshalb liebäugelt Orban mit dem Gedanken, bei der Parlamentswahl nicht zu kandidieren, sondern stattdessen das ungarische Präsidentenamt zu übernehmen. Laut Bloomberg News wolle er die derzeit zeremonielle Rolle des Staatsoberhaupts anschließend in das neue mächtige Amt von Ungarn umwandeln.

Quelle: ntv.de, chr

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