Ukraine meldet Verlust-Rekord Videos sollen rebellierende russische Soldaten zeigen
21.10.2024, 20:41 Uhr Artikel anhören
Seit langer Zeit berichten Ukrainer von Sturmattacken der Kreml-Truppen, die trotz extremer Verluste nicht aufhören. Seltener ist etwas davon zu hören, wie russische Soldaten zu der skrupellosen Taktik stehen. In zwei Clips sind Männer zu sehen, die wohl dagegen rebellieren und Kommandeure anzählen.
Mehr als 1000 - so hoch liegt laut ukrainischer Darstellung derzeit fast jeden Tag die Zahl der Getöteten und Verwundeten bei den russischen Streitkräften. Westliche Partner wie die USA oder Großbritannien halten dies mittlerweile für realistisch. Laut Kiew war die letzte Woche mit 10.040 Mann die verlustreichste seit Beginn des Krieges.
Die Verlustzahlen sollen nicht zuletzt so hoch sein, weil die russische Armee ihre Soldaten unablässig in Sturmangriffe auf ukrainische Stellungen schickt. Wer sich weigert, dem sollen harte Strafen oder sogar die Exekution drohen. Hohe Verluste nimmt Moskau in Kauf, denn der Nachschub an Soldaten ist weiterhin da. In einem Telegram-Kanal, der häufiger kritische Berichte aus den Reihen der russischen Truppen teilt, ist nun ein Video aufgetaucht, das eine angebliche Rebellion von Soldaten gegen das skrupellose Vorgehen zeigt.
Der Sprecher in dem Clip nennt sich "Azid" und ist nach eigenen Angaben Mitglied des 19. Panzerregiments. Er beleidigt die ukrainischen Truppen, die sie bombardieren würden, holt dann aber zur deutlichen Kritik am eigenen Kommando aus. Dieses würde sie bedrohen und "auslöschen" wollen, heißt es, weil sie sich weigerten "dumme, betrunkene Befehle auszuführen".
Der Bataillonskommandeur habe mit einem "Kumpel" begonnen, die eigenen Leute zu lynchen, so die Vorwürfe. "Sie töten die Jungs, weil sie sich weigern, vorwärtszugehen, weil wir bei jedem Angriff 90 Prozent der Leute verlieren." Die Männer in dem Video würden unter dem aktuellen Kommando keine Missionen mehr ausführen. Eine Hoffnung für sie seien "hochrangige Strukturen", auch die russische Militärstaatsanwaltschaft wird genannt.
Die Angaben in dem Video lassen sich nicht unabhängig überprüfen, die Übersetzung und Angaben zum Regiment passen jedoch. Das 19. Panzerregiment kämpft laut dem Institut für Kriegsstudien (ISW) im Gebiet Kreminna und wurde kürzlich durch Kräfte des 11. Panzerregiments verstärkt.
Kommandeur soll mit "Kanonenfutter" gedroht haben
Auch in einem weiteren Video, das kürzlich geteilt wurde, beschwert sich ein russischer Soldat aus einem anderen Teil der Front über ähnliche Zustände. In dem Clip wird der Ort Maksymilianivka genannt, der sich beim derzeit besonders heftig umkämpften Kurachowe befindet. Es wird behauptet, dass Soldaten des 175. Aufklärungsbataillons der 150. motorisierten Schützendivision ohne Zustimmung ins 102. Regiment zwangsversetzt und vom Kommandant bedroht worden seien.
Dieser soll gesagt haben, sie würden als "Kanonenfutter" enden und er sie "persönlich auslöschen", indem er sie in Schützenpanzer schweißen und nach Kurachowe schicken werde. Viele derjenigen, die in das 102. Regiment geschickt wurden, seien entweder gefallen oder würden vermisst, heißt es. Die Soldaten hätten sich deswegen geweigert, "selbstmörderische Befehle" zu befolgen und einen Stützpunkt eigenmächtig verlassen.
Wie authentisch die Clips sind, lässt sich letztlich nicht gänzlich klären. Sie passen aber zu dem, was aus der Ukraine und von anderen Beobachtern zum Vorgehen in der russischen Armee zu hören ist. Es ist ein erklärtes Ziel von Kiews Armee im Abwehrkampf gegen die russische Invasion, den Kreml-Truppen maximale Verluste zuzufügen, um ihre Fähigkeit zur Aufrechterhaltung der Invasion zum Erliegen zu bringen.
Immer wieder kommt es jedoch auch dazu, dass sich die Ukrainer wegen des hohen Drucks zurückziehen und Gebiete aufgeben müssen. In der Folge wird dann versucht, von besseren Positionen aus erneut möglichst viele angreifende Russen zu eliminieren. "Wir lassen die Besatzer den höchsten Preis für jeden Meter unseres Landes zahlen", heißt es vom Verteidigungsministerium.
Quelle: ntv.de, rog