Politik

Kritik am Lockdown light Virologe Kekulé beklagt Gießkannen-Prinzip

"Wir hätten wesentlich selektiver vorgehen können", sagt 
Alexander Kekulé.

"Wir hätten wesentlich selektiver vorgehen können", sagt Alexander Kekulé.

(Foto: imago images/Klaus W. Schmidt)

Vom Restaurant bis zum Kino: Ab sofort bleiben Gaststätten und viele Freizeiteinrichtungen für Besucher geschlossen. Der Virologe Alexander Kekulé findet die neuen Beschränkungen zu pauschal. Auch hätte Deutschland viel besser auf den Corona-Winter vorbereitet sein können, kritisiert er.

Der Virologe Alexander Kekulé hat den neuen Teil-Lockdown zur Bekämpfung der Corona-Pandemie kritisiert. Dieser sei in dieser Situation zwar schon sinnvoll, doch "wir hätten wesentlich selektiver vorgehen können", sagte er im "Morgenecho" von WDR 5. "Dass zum Beispiel jetzt die Gaststätten geschlossen sind, ist etwas, das man sehr pauschal beschlossen hat. Es wären wahrscheinlich nur einige wenige zu schließen gewesen, wenn man die schwarzen Schafe rausgepickt hätte."

Seit diesem Montag sind die verschärften Corona-Beschränkungen in Kraft, auf die sich Bund und Länder verständigt hatten. Unter anderem dürfen Restaurants, Bars und Kneipen keine Gäste mehr empfangen. Erlaubt sind nur Lieferdienste und der Verkauf zum Mitnehmen. Kekulé hält diesen Weg offenbar nicht für den besten: "Man musste hier wohl in dieser Situation mit der Gießkanne arbeiten, mit dem Hammer arbeiten. Man hätte aber vielleicht auch ein Skalpell nehmen können oder eine Pinzette."

Dass die Infektions-Zahlen im Herbst wieder nach oben schnellen würden, sei selbstverständlich, sagte der Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie des Universitätsklinikums Halle (Saale). Die Regierung hätte deshalb besser auf die derzeitige Situation vorbereitet sein können – etwa bei den Schnelltests. Schon im Februar habe es den Vorschlag mit den Schnelltests gegeben. Die Fachbehörden hätten diese jedoch am Anfang als "Unsinn" abgelehnt, so der Professor. "Jetzt werden die bestellt, aber das ist natürlich nicht schnell genug für den Winter, der jetzt kommt."

Durch die Schnelltests könnte man "das normale Leben besser organisieren", sagte Kekulé weiter. Zum Beispiel könnten Menschen kurz vor dem Besuch bei den Großeltern einen Schnelltest machen, schlug er vor. Die Tests könnten auch vor dem Besuch von Gaststätten zum Einsatz kommen. Angesichts einer Lage, "in der wir weltweit Billionen-Schaden haben", halte er es für sinnvoll, in Schnelltests zu investieren und "zu sagen, dann wird eben jeder schnell getestet, bevor er da reingeht". Die Schnelltests sollten an jeder Apotheke erhältlich sein, sagte er.

Außerdem hätte bis zum Winter laut Kekulé mehr mit Blick auf die Situation in Pflegeheimen getan werden müssen. "Dass man bis heute noch schwere Ausbrüche in Altersheimen hat und wir jetzt gerade wieder eine Zunahme bei den hochaltrigen Schwerkranken haben, das ist einfach unentschuldbar."

Quelle: ntv.de, hul

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