Angst vor Plünderungen Virus treibt Amerikaner zum Panik-Waffenkauf
18.03.2020, 10:53 UhrDas öffentliche Leben in den USA wird durch die Coronavirus-Verbreitung stark eingeschränkt, Menschen sorgen sich um ihre Sicherheit. Das verleitet viele dazu, sich mit Schusswaffen einzudecken.
In den USA schnellen die Verkaufszahlen von Handfeuerwaffen nach oben - vor allem in Bundesstaaten, die stark vom Coronavirus betroffen sind. In Kalifornien, New York oder Washington fürchten sich Bürger vorm Zusammenbruch der öffentlichen Ordnung, Plünderungen und Raubüberfällen.
"Alles wird heruntergefahren, wie in einem Zombie-Film", in dem die Gesellschaft "einfach keinen Sinn mehr für Rechtmäßigkeit hat", erklärte der 29-jährige Daniel Hill der "New York Times" seine Kaufentscheidung. Der Küchenmanager legte sich eine Neun-Millimeter-Pistole und ein halbautomatisches AR-15-Gewehr zu.
Laut US-Medien berichten Waffengeschäfte von einem starken Anstieg der Verkäufe um bis zu 40 Prozent seit Ende Februar. Der Online-Munitionshändler Ammo.com verzeichnete jüngst einen Umsatzanstieg um 68 Prozent - und das alleine im Zeitraum vom 23. Februar bis 4. März. Am 23. Februar hatte Italien den massiven Ausbruch des Virus vermeldet. Gleichzeitig stieg auch die Zahl der Hintergrundchecks von Waffenkäufern beim FBI an. Im Februar wurden 2,8 Millionen Prüfungsverfahren durchgeführt, der dritthöchste Wert seit Beginn der Erhebung in den späten 1990er Jahren.
Waffenhändler in den USA sind verpflichtet, Daten über ihre Kunden an das FBI zu übermitteln, um zu verhindern, dass verurteilte Straftäter in Besitz von Schusswaffen kommen. Private Verkäufe, einschließlich Waffenshows oder Online-Handel sind von den Hintergrundprüfungen des Geheimdienstes ausgenommen, sodass Änderungen dort schwer zu ermitteln sind.
Waffengegner fürchten tragische Unfälle
Die Auswirkungen für die amerikanische Gesellschaft könnten fatal sein. "Die unbeabsichtigte Folge dieser durch Panik ausgelösten Käufe als Reaktion auf die Covid-19-Pandemie könnte eine tragische Zunahme vermeidbarer Waffentodesfälle sein, weil Personen versuchen, sich zu schützen", sagte Kris Brown, Präsident der Brady-Kampagne zur Verhinderung von Waffengewalt der "New York Times". Anti-Waffen-Organisationen wie Everytown zeigten sich besorgt, dass in den kommenden Wochen mehr Kinder und Jugendliche durch Schusswaffen ums Leben kommen könnten. Die Organisation weist darauf hin, Waffen im Haushalt sicher zu verschließen, da durch den Nationalen Notstand die Schulen in den USA geschlossen und Schüler zu Hause bleiben.
Die US-Waffenlobby, die Schusswaffenorganisation NRA und Regierungsvertreter heizen die Waffenkäufer zusätzlich an. Präsidenten-Sohn Donald Trump jr. hatte in Bezug darauf getwittert: "Man braucht es nicht, bis man es braucht." Es liege eine Ironie darin, dass ihn Freunde aus dem demokratischen Lager um Rat fragen und sich plötzlich für den Kauf von automatischen Waffen interessieren würden.
Quelle: ntv.de, mba