Politik

RTL/ntv-TrendbarometerVon Merkel lernen hieße, bei über 30 Prozent stehen

11.11.2025, 11:59 Uhr
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Mehr als 40 Prozent der Deutschen meinen, Friedrich Merz regiere Deutschland schlechter als Angela Merkel. Eine weitere Umfrage zeigt: Würde die Union einen politischen Kurs der Mitte verfolgen, könnte sie 8 Prozentpunkte stärker sein als aktuell.

Wenn Bundeskanzler Friedrich Merz heute zu seinem 70. Geburtstag von der Unionsfraktion mit einem Empfang im Reichstag geehrt wird, dann wird eine fehlen: Altkanzlerin Angela Merkel. Sie kann nicht teilnehmen, weil sie gestern in Israel eine Ehrendoktorwürde entgegengenommen hat.

Angesichts der konfliktreichen gemeinsamen Vergangenheit wird Merz Merkels Abwesenheit verschmerzen. Weniger leicht zu verdauen dürfte für ihn das Ergebnis einer Umfrage sein, die die Arbeit der beiden vergleicht: 42 Prozent der Deutschen sagen, Merz regiere Deutschland schlechter als Merkel dies getan hat.

Die Erhebung des Umfrageinstituts Forsa für das RTL/ntv-Trendbarometer ergab zudem: Nur 12 Prozent der Deutschen finden, Merz regiere das Land besser als Merkel. Weitere 42 Prozent sehen keinen Unterschied.

Unter den (verbliebenen) Anhängern der Union sagen immerhin 24 Prozent, Merz regiere besser als Merkel. 21 Prozent sagen, er regiere schlechter. 46 Prozent sehen keinen Unterschied. Bei den Anhängern aller anderen Parteien überwiegt deutlich der Anteil derer, die Merz eine schlechtere Regierungsführung attestieren als Merkel.

Mitte-Kurs würden der Union mehr Wähler bringen

Aus weiteren Umfragen zieht Forsa den Schluss, dass die Union mehr Anhänger gewinnen könnte, würde sie - wie Merkel dies getan hat - stärker einen Kurs der politischen Mitte verfolgen. In einem solchen Fall würden 9 Prozent der Wahlberechtigten, die derzeit nicht CDU oder CSU wählen wollen, der Union "sehr wahrscheinlich" ihre Stimme geben. Umgerechnet auf alle Wahlberechtigten ergibt sich ein Wert von 7,5 Prozent aller Wahlberechtigten, die "sehr wahrscheinlich" die Union wählen würden.

Weitere 26 Prozent aus dieser Gruppe würden die Union dann "vielleicht" wählen. Besonders groß ist das Wählerpotential für die Union bei einem stärkeren Mitte-Kurs bei den Anhängern der FDP und der SPD sowie bei den Nichtwählern.

Natürlich würden sich auch Wähler von der Union abwenden, wenn diese wieder verstärkt auf einen Mitte-Kurs setzen würde. Von den jetzigen Anhängern von CDU und CSU würden 8 Prozent die Union in einem solchen Fall nicht mehr wählen. Dies betrifft naturgemäß vor allem solche, die sich selbst im rechten politischen Spektrum verorten.

Netto 8 Prozentpunkte

Schon aus diesen Zahlen geht hervor, dass ein Einschwenken auf einen Mitte-Kurs für die Union kein Nullsummenspiel wäre, denn die Zahl der Unionsanhänger ist kleiner als die Zahl aller anderen Wahlberechtigten: Umgerechnet auf alle Wahlberechtigten ergibt sich ein Wert von 1,5 Prozent aller Wahlberechtigten, die bei einem Mitte-Kurs die Union nicht mehr wählen würden.

Aus dem genannten Plus von 7,5 Prozent und dem Minus von 1,5 Prozent folgt für die Union ein Nettogewinn von 6 Prozent unter allen Wahlberechtigten. Von diesen gehen jedoch längst nicht alle zur Wahl. Aktuell liegt der Anteil der Wahlwilligen bei 76 Prozent (siehe unten). Unter diesen könnte die Union mit einem Nettogewinn von 8 Prozentpunkten rechnen, was derzeit einem Ergebnis von 32 Prozent entspräche. Einen so hohen Wert erreichte die Union im Trendbarometer zuletzt Anfang Januar, vor der Bundestagswahl.

AfD in Sonntagsfrage weiter vor der Union

Unter den realen Bedingungen ist die Union weit von der 30-Prozent-Marke entfernt. Bei den von Forsa erhobenen Parteipräferenzen ergeben sich gegenüber der Vorwoche nur minimale Veränderungen: Die Linke verliert einen Punkt, die sonstigen Parteien gewinnen einen Punkt hinzu.

Konkret könnten die Parteien mit folgendem Ergebnis rechnen, wenn der Bundestag in dieser Woche gewählt würde: AfD 26 Prozent (Bundestagswahl am 23. Februar: 20,8), CDU/CSU 24 Prozent (28,5 Prozent), SPD 14 Prozent (16,4), Grüne 12 Prozent (11,6), Linke 11 Prozent (8,8), BSW 3 Prozent (4,981), FDP 3 Prozent (4,3).

Der Anteil der Nichtwählerinnen und Nichtwähler sowie der Unentschlossenen liegt mit 24 Prozent deutlich über dem Anteil der Nichtwähler bei der vergangenen Bundestagswahl (17,9 Prozent).

72 Prozent nicht mit Merz zufrieden

Bei der Frage, welche Partei mit den Problemen in Deutschland am besten fertig wird, ändert sich ebenfalls nicht viel. Die Union liegt hier weiterhin vorn, verliert aber einen Punkt und erreicht jetzt 16 Prozent. Aktuell 15 Prozent sprechen der AfD politische Kompetenz zu, ein Plus von einem Punkt. Jeweils 6 Prozent trauen der SPD beziehungsweise den Grünen, 5 Prozent der Linken am ehesten die Lösung der Probleme in Deutschland zu. 49 Prozent der Bundesbürger trauen keiner Partei politische Kompetenz zu.

Keine Bewegung gibt es bei der Einschätzung der Arbeit des Bundeskanzlers. 25 Prozent der Deutschen sind damit zufrieden, 72 Prozent hingegen nicht. Diese Werte sind die dritte Woche in Folge unverändert.

Das wichtigste Thema im Themenradar des Trendbarometers ist mit einer Nennung von 31 Prozent weiterhin der Krieg in der Ukraine. Die ökonomische Lage (28 Prozent) und die Arbeit der Bundesregierung (24 Prozent) folgen auf Platz zwei und drei. Der Bundeskanzler ist zusätzlich für 10 Prozent ein Thema.

Das Interesse an der Lage im Nahen Osten (14 Prozent) lässt hingegen weiter nach. Dieser Konflikt ragiert mittlerweile wieder hinter der Lage in den USA und der Politik von US-Präsident Donald Trump (16 Prozent). Zuwanderung (10 Prozent), Umwelt/Klima (9 Prozent), "Reform des Sozialstaats/Rentensystem" (6 Prozent) sowie "Innere Sicherheit/Gewalt" (4 Prozent) rangieren auf den hinteren Plätzen.

Die Daten zum RTL/ntv-Trendbarometer wurden vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag von RTL Deutschland zwischen dem 4. und dem 10. November 2025 erhoben. Datenbasis: 2503 Befragte. Statistische Fehlertoleranz: plus/minus 2,5 Prozentpunkte. Die Daten zur Bewertung von Friedrich Merz und Angela Merkel wurden am 6. und 7. November von Forsa erhoben. Datenbasis: 1002 Befragte. Statistische Fehlertoleranz: plus/minus 3 Prozentpunkte. Zur Frage, wie die Union bei einem stärkeren Mitte-Kurs abschneiden würde, hat Forsa zwischen dem 31. Oktober und dem 6. November Daten erhoben. Datenbasis: 2001 Befragte. Statistische Fehlertoleranz: plus/minus 2,5 Prozentpunkte.

Weitere Informationen zu Forsa hier.

Quelle: ntv.de, hvo

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