Politik

Entscheidung bis Jahresende? Vormarsch der syrischen Armee gebremst

Mehrere Familien flüchten aus ihren Wohnungen in Ost-Aleppo.

Mehrere Familien flüchten aus ihren Wohnungen in Ost-Aleppo.

(Foto: dpa)

Fast 70.000 Menschen fliehen in Aleppo vor der Offensive der syrischen Armee auf die Rebellengebiete. Die nimmt nach eigenen Angaben ein neues Stadtviertel ein, die Rebellen wollen dennoch weiterkämpfen.

Die syrische Armee musste ihren Vormarsch in Aleppo nach der Einnahme der Rebellengebiete im Osten der Stadt bremsen. Ein syrischer Militärvertreter sagte, die Offensive verzögere sich, weil "die Terroristen versuchen, sich hinter den Zivilisten zu verstecken". Mit Terroristen werden im offiziellen Sprachgebrauch des syrischen Regimes alle Gegner bezeichnet.

Überbleibsel einer Millionenstadt: Aleppo nach mehreren Jahren Krieg.

Überbleibsel einer Millionenstadt: Aleppo nach mehreren Jahren Krieg.

(Foto: REUTERS)

Die Rebellen berichteten derweil von einer Zunahme der Luft- und Artillerieangriffe. Rettungskräften zufolge kamen allein am Mittwoch mehr als 45 Menschen in Ost-Aleppo ums Leben. Unter ihnen seien vor allem Frauen und Kinder gewesen. Den Angriffen der Rebellen auf den Westteil der Stadt, der von Regierungstruppen gehalten wird, fielen der Nachrichtenagentur Sana zufolge mindestens 8 Menschen zum Opfer.

Die syrische Armee teilte weiterhin mit, sie habe das Scheich-Said-Viertel im Süden Aleppos eingenommen. Nach russischen Angaben hätten die Regierungstruppen auch die strategisch wichtige Castello-Straße unter ihre Kontrolle gebracht. Dies ermögliche den Transport von Hilfsgütern in die bislang umkämpften Gebiete.

Rebellen wollen nicht aufgeben

Die syrische Armee konnte in den vergangenen Tagen etwa die Hälfte der Gebiete zurückerobern, die bis dato von Rebellen und Extremisten kontrolliert wurden. Ungeachtet dieser Verluste und zahlreichen Opfer kündigten Rebellenvertreter an, dass sie den Kampf fortsetzen wollten. "Die Gruppierungen lehnen einen Rückzug ab", sagte der Anführer einer in Aleppo ansässigen Rebellengruppe der Nachrichtenagentur Reuters.

Wie lange der Kampf um Aleppo noch andauert, ist unklar. Russland geht davon aus, dass er bis zum Jahresende entschieden ist. Vizeaußenminister Michail Bogdanow sagte der Agentur Ria, man müsse "diese Terroristen auf dieselbe Art und Weise vertreiben wie dies in Mossul und Rakka geschehen muss".

Infolge des syrischen Vormarsches haben Zehntausende Menschen Ost-Aleppo verlassen. Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte wurden allein in den vergangenen Tagen fast 70.000 Menschen vertrieben.

Nach russischen Angaben sollen Hilfsorganisationen freien Zugang zum Ostteil der Stadt erhalten. Moskau unterstütze die Durchfahrt humanitärer Konvois in die betroffenen Viertel, sagte Generalleutnant Sergej Rudskoj. Bislang lägen aber noch keine Anfragen etwa von den Vereinten Nationen vor.

Quelle: ntv.de, chr/dpa/rts

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