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Berüchtigte Propaganda-Quelle Wagner-Chef Prigoschin gibt Gründung von "Trollfabrik" zu

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Steckt nicht nur hinter der Wagner-Gruppe, sondern auch hinter der berüchtigten "Trollfabrik" in St. Petersburg: Jewgeni Prigoschin.

Steckt nicht nur hinter der Wagner-Gruppe, sondern auch hinter der berüchtigten "Trollfabrik" in St. Petersburg: Jewgeni Prigoschin.

(Foto: picture alliance/dpa/AP)

Im Laufe der russischen Invasion gesteht Jewgeni Prigoschin zunächst, Chef der Söldnertruppe Wagner zu sein, nun setzt er noch einen drauf: Die sagenumwobene "Trollfabrik" in St. Petersburg geht demnach auch auf ihn zurück. Die gilt als Zentrum russischer Propaganda und soll im US-Wahlkampf mitgemischt haben.

Der Chef der russischen Söldnertruppe Wagner hat erstmals die Gründung einer berüchtigten "Trollfabrik" eingeräumt. Er habe die Internet Research Agency in St. Petersburg "erschaffen und lange Zeit geleitet", erklärte Wagner-Gründer Jewgeni Prigoschin im Onlinedienst Telegram. Aufgabe der Agentur sei es gewesen, Russland vor der "aggressiven Propaganda der antirussischen Thesen des Westens" zu schützen. Als Trolle werden Internetnutzer bezeichnet, die bewusst Online-Diskussionen stören und die Atmosphäre in Chatrooms vergiften.

Prigoschin veröffentlichte nach eigenen Angaben Antworten auf einen Fragenkatalog einer internationalen Recherche-Gemeinschaft westlicher Journalisten, darunter vom "Spiegel" und dem ZDF, und lobte dabei die Arbeit patriotischer russischer Blogger.

Der Internet Research Agency werden Desinformationskampagnen im Netz und die Einmischung in die US-Präsidentschaftswahl 2016 vorgeworfen. Die "Trollfrabrik" setzt dafür insbesondere gefälschte Konten in Online-Netzwerken ein. Die USA hatten 2018 gegen mehrere mutmaßliche Mitarbeiter der Internet Research Agency Sanktionen verhängt. Prigoschin dagegen behauptete, dass seine Operationen zu klein seien, als dass irgendwelche russischen Trolle die öffentliche Meinung im Westen manipulieren könnten.

Vereinte Nationen "kein objektives Instrument" mehr

In einer Antwort auf den Fragenkatalog kritisierte Prigoschin zudem die Vereinten Nationen, die kein "objektives Instrument" mehr seien und auf US-Boden von amerikanischem Geld lebten. "Die sogenannten 'politischen Missionen der UN' sind ein Instrument für Umstürze in Staaten, in denen es keine prowestliche Regierung gibt", behauptete der 61-Jährige.

Prigoschin hatte im Zuge der russischen Invasion der Ukraine immer stärker die Öffentlichkeit gesucht. Zunächst räumte er ein, Gründer der Söldnertruppe Wagner zu sein. Er rekrutierte Häftlinge aus russischen Gefängnissen als Kämpfer und versprach ihnen die Freiheit nach einem sechsmonatigen Kampfeinsatz in der Ukraine. Zudem trat er als steter Kritiker zahlreicher russischer Militärs auf und forderte Konsequenzen bei Niederlagen und Rückschlägen für Generäle. Einige Beobachter unterstellten ihm bereits politische Ambitionen, einige orakelten gar über die Idee, Wladimir Putin selbst zu beerben.

Quelle: ntv.de, als/AFP/dpa

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