Lange geheim, jetzt präsent Söldnertruppe Wagner eröffnet Hauptquartier
07.11.2022, 11:45 Uhr (aktualisiert)
Das "Wagner-Center" soll "ein komfortables Umfeld für die Entwicklung neuer Ideen zur Verbesserung der russischen Verteidigungsfähigkeit schaffen".
(Foto: picture alliance/dpa/TASS)
Bei Russlands Militäreinsätzen spielen die Wagner-Söldner eine wichtige Rolle. Lange wird ihre Existenz verschleiert, doch mittlerweile präsentiert sich die Gruppe medienwirksam - und eröffnet nun ihr erstes offizielles Hauptquartier.
Die lange geheim agierende Söldnertruppe Wagner hat in St. Petersburg ihr erstes offizielles Hauptquartier in Russland eröffnet, wie Journalisten der Nachrichtenagentur AFP berichteten. Am Eröffnungstag liefen Menschen in Tarnkleidung durch das Gebäude und sahen sich eine Ausstellung an, in der Drohnen gezeigt wurden.
Der Unternehmer Jewgeni Prigoschin hatte erst kürzlich öffentlich erklärt, die Gruppe gegründet zu haben. Die Eröffnung des Büros hatte er in der vergangenen Woche in Online-Netzwerken angekündigt. Die Aufgabe des Wagner-Zentrums sei es, "ein komfortables Umfeld für die Entwicklung neuer Ideen zur Verbesserung der russischen Verteidigungsfähigkeit zu schaffen", hieß es.
Söldner der Gruppe Wagner sind unter anderem in Lateinamerika, Afrika und der Ukraine im Einsatz. Besonders bei Russlands Offensive im Nachbarland spielt die Gruppe eine zunehmend wichtige Rolle. Seit Jahren wird die Gruppe verdächtigt, eine Rolle bei der Umsetzung von Moskaus Ambitionen im Ausland zu spielen. Der Kreml streitet allerdings jegliche Verbindungen ab.
Verluste in der Ukraine
Nach Einschätzung britischer Geheimdienste hat die Söldnergruppe wegen erheblicher Verluste ihre strengen Einstellungskriterien deutlich abgeschwächt. "In früheren Konflikten hat sie relativ hohe Rekrutierungsstandards aufrechterhalten, und viele ihrer Söldner hatten zuvor als professionelle russische Soldaten gedient", so das Verteidigungsministerium in London. Zuletzt habe Wagner-Chef Prigoschin in einem Online-Beitrag aber nahegelegt, dass die Gruppe nun auch Häftlinge mit schweren Krankheiten wie zum Beispiel Hepatitis C rekrutieren würde. "Die Aufnahme von Gefangenen mit ernsthaften medizinischen Bedenken unterstreicht, dass jetzt Menge über Erfahrung oder Qualität gestellt wird", kommentierte das britische Ministerium.
Prigoschin habe zudem vor kurzem Pläne zur Errichtung einer 200 Kilometer langen Abwehrstellung namens "Wagner-Linie" in der Ostukraine erörtert. "Dieses Unterfangen würde große Arbeitskraft erfordern. Es besteht die realistische Möglichkeit, dass einige der aus Strafanstalten rekrutierten Häftlinge zunächst zum Aufbau der Verteidigungsanlagen eingesetzt werden", hieß es in London.
(Dieser Artikel wurde am Freitag, 04. November 2022 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, mba/AFP/dpa