Politik

Medien im Fokus der JustizWar "Charlie"-Berichterstattung gefährlich?

18.08.2015, 18:39 Uhr
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Insgesamt kamen bei der Terrorserie von Paris 17 Menschen ums Leben. Die Polizei hatte schließlich drei der Attentäter getötet. (Foto: dpa)

Während die "Charlie Hebdo"-Attentäter seinen Chef in der Gewalt hatten, versteckte sich ein junger Mann. Medien berichteten direkt über die verborgene Geisel. Deswegen bringt der Franzose den Fall nun vor die Justiz.

Ein Opfer der "Charlie Hebdo"-Attentäter hat drei französische Sender angezeigt. Es geht um deren aktuelle Berichterstattung während der Terrorserie. Der 26-Jährige hatte sich während einer Geiselnahme in einer Druckerei vor den Terroristen versteckt. Ein Radio- sowie zwei TV-Sender berichteten während der Aktion unter Berufung auf Interviewpartner von dem verborgenen damaligen Angestellten.

Damit sei das Leben seines Klienten direkt bedroht gewesen, zitierte "Le Parisien" den Anwalt des jungen Mannes. Die Staatsanwaltschaft habe in der vergangenen Woche ein Verfahren eröffnet. Die betroffenen Sender haben sich noch nicht dazu geäußert. Die Brüder Chérif (32) und Said Kouachi (34) waren im Januar nach dem Anschlag auf das Satiremagazin "Charlie Hebdo", bei dem sie zwölf Menschen getötet hatten, geflohen. Zwei Tage später verschanzten sie sich mit einer anderen Geisel in der Druckerei in Dammartin-en-Goële nordöstlich von Paris. Nach stundenlanger Belagerung stürmte die Polizei das Gelände. Dabei wurden die Terroristen erschossen und die beiden Geiseln befreit.

Fast parallel dazu beendeten Sondereinheiten die gleichzeitige Geiselnahme in einem jüdischen Supermarkt im Osten von Paris. Dabei starben vier Geiseln und der Terrorist Amedy Coulibaly. Der 32-Jährige wird zudem für die Ermordung einer Polizistin einen Tag zuvor verantwortlich gemacht. Insgesamt kamen bei der Terrorserie von Paris 20 Menschen ums Leben, darunter die drei Attentäter. Auch im Zusammenhang mit der Geiselnahme im Supermarkt gibt es ein Verfahren, weil ein TV-Sender über unentdeckte Geiseln in einem Keller des Ladens berichtet hatte. Auch in diesem Fall sehen ehemalige Geiseln ihr Leben durch die Berichterstattung gefährdet.

Bereits im Februar hatte die französische Rundfunkaufsicht CSA rund 500 Programmstunden analysiert und anschließend zahlreiche Sender wegen der aktuellen Berichterstattung während der Anschlagserie gerügt.

Quelle: ntv.de, ppo/dpa

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