Johnson tritt gegen May nach Weicher Brexit ist eine "Erniedrigung"
09.09.2018, 19:44 Uhr
Boris Johnson gilt als Brexit-Hardliner. Bis Juli 2018 war er noch Außenminister Großbritanniens.
(Foto: imago/ZUMA Press)
Die Brexit-Verhandlungen und ihr mögliches Ergebnis nagen an Boris Johnson. In einer Kolumne lässt der britische Ex-Außenminister kein gutes Haar an EU und Premierministerin May.
In der Brexit-Debatte hat der ehemalige britische Außenminister Boris Johnson Premierministerin Theresa May ungewöhnlich scharf kritisiert. Mays Plan lege der britischen Verfassung eine "Sprengstoffweste" um und lege den Auslöser in die Hand von EU-Verhandlungsführer Michel Barnier, schrieb Johnson in einer Kolumne in der britischen Zeitung "Mail on Sunday". Die Idee eines weichen Brexit bezeichnete er als "Erniedrigung".
In der Kolumne schrieb Johnson, dass es Großbritannien als sechstgrößte Wirtschaft der Welt möglich sein muss, den "großzügigen" Deal zu bekommen, von dem die Premierministerin gesprochen hat. "In jeder Phase der Verhandlung hat Brüssel das bekommen, was sie wollten", schrieb er.
"Wir sehen aus wie ein 50kg-Schwächling, der von einem 500-Pfund-Gorilla komisch aus der Form gebogen wird." Als Grund nannte Johnson die "Backstop"-Grenzpolitik, die Nordirland betrifft. Damit würde man der EU ein "Brecheisen" geben, mit dem es ihr jederzeit möglich wäre, die Grenze zwischen Großbritannien und Nordirland aufzuhebeln, so der ehemalige Außenminister. Der "Backstop" würde bedeuten, dass Nordirland den europäischen Zollregeln unterliegt - ohne zeitliche Befristung. Dies würde zu Zollkontrollen zwischen Nordirland und dem Rest Großbritanniens führen. In den Brexit-Verhandlungen konnten sich beide Seiten aber noch nicht darauf einigen.
"Das ist das politische Ende von Johnson"
Mit den Aussagen stieß der Brexit-Hardliner selbst bei seinen konservativen Parteifreunden auf Kritik. Johnsons Äußerungen gehörten zu den "widerlichsten Momenten in der modernen britischen Politik", sagte Alan Duncan, Staatsminister im Außenministerium: "Es tut mir leid, aber das ist das politische Ende von Boris Johnson. Wenn nicht jetzt, dann werde ich dafür sorgen, dass es später passiert."
Der nach dem Regierungs-Landsitz Chequers benannte Plan von May sieht einen wirtschaftsfreundlichen Brexit-Kurs mit der Schaffung einer Freihandelszone mit der EU für Güter sowie weitere enge Beziehungen zur EU vor. Befürworter eines harten Brexit wie Johnson lehnen dies mit der Begründung ab, dass damit Teile der britischen Wirtschaft weiterhin in Brüssel festgelegten Regeln unterworfen wären.
Quelle: ntv.de, mba/rts