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Kampfsport für den Wahlkampf Wenn Donald Trump zu "American Bad Ass" einläuft

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In der UFC immer in der ersten Reihe: Donald Trump.

In der UFC immer in der ersten Reihe: Donald Trump.

(Foto: USA TODAY Sports via Reuters Con)

Ob NBA oder NFL - das Verhältnis zwischen den großen Sportligen der USA und Donald Trump ist nach diversen Auseinandersetzungen angespannt. Aber eine sportliche Spielwiese hat der Ex-Präsident noch, um sein Image zu pflegen. Dort wird er hofiert wie die Top-Athleten.

Die Voraussetzungen stimmen für Donald Trump: eine ausverkaufte Arena in Florida, Republikaner-Territorium, Tausende angetrunkene Kampfsportfans, die das Spektakel suchen. Als der Mann für das politische Spektakel in die Halle in Miami einläuft, spielt die Ultimate Fighting Championship (UFC) den Song "American Bad Ass" von Kid Rock. Wie ein "knallharter Amerikaner" - so die freie Übersetzung des Titels - zeigt auch Trump keine Berührungsängste, klatscht umringt von Sicherheitsbeamten mit Fans ab, lächelt zufrieden, während er den gleichen Weg nimmt wie sonst die Käfigkämpfer. Am Ring angekommen begrüßt er seine Tochter Ivanka und ihren Ehemann Jared Kushner, die bereits am Rand des MMA-Käfigs auf ihn warten. In Trumps Schatten läuft stetig UFC-Präsident Dana White. Er gibt ihm regelmäßig diese Bühne.

Der 77-Jährige sitzt natürlich direkt am Geschehen, ist in der TV-Übertragung zusammen mit seiner Tochter im Hintergrund immer sofort zu erkennen. Er ist ein Fan von Mixed-Martial-Arts, wie er gerne betont. Hat mit Colby Covington sogar einen Lieblingskämpfer, der regelmäßig mit "Make America Great Again"-Parolen seine Kämpfe vermarktet, ganz gleich wie erfolglos der Weltergewichtkämpfer derzeit sein mag.

Den Platz am Ring hat sich Trump in gewisser Weise erarbeitet. Er ist einer der größten Förderer des Sports - und das auf mehreren Ebenen. Als Geschäftsmann machte er die ersten Veranstaltungen der Organisation in seinem Casino-Resort Taj Mahal überhaupt erst möglich. Während der Corona-Pandemie in seiner Zeit als Präsident war die UFC die erste große Sportorganisation, die wieder Live-Veranstaltungen und unter strengen Covid-Protokollen wieder Sport-Liveübertragungen ermöglichte. Es folgte der verbale präsidiale Ritterschlag in Form einer Videobotschaft: "Wir wollen den Sport zurück, wir brauchen ihn", sagte Trump und dankte White und der UFC für ihren Einsatz. Seit dem Corona-Boost wächst die Kampfsportorganisation rasant, ein Millionenpublikum verfolgt die Kämpfe, als Unternehmen ist die UFC mittlerweile unter TKO an der Börse dotiert - geschätzter Wert 12 Milliarden Dollar.

Eine Vorstellung nach Trumps Geschmack

Family Business in Miami: Trump mit Tochter Ivanka und Schwiegersohn Jared Kushner.

Family Business in Miami: Trump mit Tochter Ivanka und Schwiegersohn Jared Kushner.

(Foto: dpa)

UFC-Boss White bleibt Trump daher in Dankbarkeit verbunden, trat bereits mehrfach auf Wahlkampfveranstaltungen des republikanischen Präsidentschaftskandidaten in spe auf. Auch wenn sich die UFC als Organisation weitestgehend unpolitisch präsentiert und Trump auf den Veranstaltungen keine Interviews gibt, bleibt der fade Beigeschmack eines Wahlkampfauftritts. Trump schürt diese Parallelen zudem selbst. "Die UFC-Kämpfe sind für mich das, was dem Wahlkampf in diesem Land am nächsten kommt. Der Sport ist vielleicht ein bisschen zahmer", scherzte Trump wenige Stunden vor seinem UFC-Besuch bei einer Kundgebung in Georgia. "Dana White hat einen großartigen Job gemacht. Ich hoffe, er kandidiert nicht gegen mich."

Bei der UFC kann sich Trump ungeniert als "American Bad Ass" präsentieren, obwohl derzeit mehrere Verfahren gegen ihn wegen mutmaßlicher Schweigegeldzahlungen, Betrugs und Verleumdung laufen. In Miami ist nur tosender Applaus zu hören. Für Trump ist es Imagepflege in einer Umgebung, die seinem Bild der USA entspricht. Denn die MMA-Organisation ist voll von Kämpfern, die über den Sport aus sozial schwachen Verhältnissen ins Rampenlicht gerückt sind und jetzt den American Dream leben. Im Kampf selbst können Athleten trotz erheblicher Widerstände noch als Sieger hervorgehen. Dazu dürfen die Fighter sagen, was sie wollen. Verbalattacken auf Familie und Religion anderer Fighter heißt White zwar nicht gut, einen Maulkorb werde er aber keinem der Athleten verpassen.

Mit NBA und NFL überworfen

Die Organisation, deren Kämpfer und Fans nun insgesamt als Trump-Anhänger abzustempeln, wäre aber ungerecht. Schließlich sucht sich Trump seine Auftritte aus. Er kommt nach Miami, Las Vegas und New York. In Florida hat er seinen Wohnsitz, im Glücksspiel-Mekka Las Vegas führte er Hotels und Casinos. Er weiß, wie die Städte und deren Bewohner ticken. Selbst zur Demokraten-Hochburg New York hat er durch seine Immobilien noch eine Verbindung, auch wenn er seiner Heimatstadt den Rücken gekehrt hat. Allerdings gab es dort bei seinen letzten Auftritten Buhrufe aus dem Publikum, auch wenn seine Söhne Don und Eric den Vorfall wegdiskutieren wollten.

Dass Tump gerne diese Bühne wählt, hat einen Grund. Sein Zusammenspiel mit den anderen großen US-Sportarten war in den letzten Jahren desaströs. Zu Beginn seiner Amtszeit überwarf er sich mit vielen Profis aus der NFL. Auslöser war eine Solidaritätswelle unter Spielern, nachdem Quarterback Colin Kaepernick während der Nationalhymne auf die Knie ging, um gegen Rassismus gegen Schwarze zu protestieren. Trump wähnte eine Missachtung der amerikanischen Flagge und hetzte auf Twitter gegen die Sportler, die sich daran beteiligten - und später auch gegen die Liga selbst.

Der Protest schwappte auch in andere Sportarten über. Üblicherweise werden die Meisterteams der jeweiligen US-Ligen nach der Saison ins Weiße Haus eingeladen. Die Super-Bowl-Gewinner 2018, die Philadelphia Eagles, lud Trump prompt wieder aus, nachdem einige Spieler angekündigt hatten, einer Einladung des US-Präsidenten nicht nachkommen zu wollen. So war es dann auch bei den NBA-Finals-Mannschaften, die bereits vor Austragung der Serie in Person von LeBron James (damals Cleveland Cavaliers) bekundeten, keine Einladung zu wollen.

Den einflussreichsten Spieler der NBA nahm Trump auch weitere Male ins Visier. Er bezeichnete James als "rassistisch" und "spaltend", nachdem der Star der Los Angeles Lakers in einem Tweet die Schuld für die Tötung des Teenagers Ma'Khia Bryant aus Ohio im April 2021 der Polizei gegeben hatte.

Trump verfolgt große Events aus der Ferne

Entsprechend bleibt Trump Spielen der NBA oder der NFL seit Jahren fern. Zu groß könnte der Gegenwind im Stadion oder einer Arena werden. Sportliche Großveranstaltungen nutzt er aber weiterhin, um politisch die Werbetrommel zu rühren - dann eben aus der Ferne. Jüngst hatte sich Trump anlässlich des Superbowls erneut zu einem irritierenden Kommentar hinreißen lassen. Ziel war Taylor Swift, die im letzten Wahlkampf noch Joe Biden unterstützt hatte, und deren Freund Travis Kelce, Spieler beim späteren Superbowl-Gewinner Kansas City Chiefs.

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"Ich habe den Music Modernization Act für Taylor Swift und alle anderen Musikkünstler unterzeichnet und war für ihn verantwortlich. Joe Biden hat nichts für Taylor getan und wird es auch nie tun. Es ist unmöglich, dass sie den korrupten Joe Biden, den schlimmsten und korruptesten Präsidenten in der Geschichte unseres Landes, unterstützt und dem Mann, der ihr so viel Geld eingebracht hat, untreu ist", schrieb er auf seinem Netzwerk Truth Social. Dann scheint sich der Ex-Präsident zu erinnern, dass es um Football geht. "Außerdem mag ich ihren Freund Travis, auch wenn er ein Liberaler ist und mich wahrscheinlich nicht ausstehen kann!", findet er einen blumigen Ausstieg.

Trump wird künftig mit der UFC aber weiterhin eine große Spielwiese zur Imagepflege bleiben. Hier wird er hofiert wie die prominentesten MMA-Kämpfer der Organisation. Bei der nächsten großen Veranstaltung in Las Vegas könnte Trump erneut auflaufen. UFC 300 am 13. April ist nicht nur ein Jubiläum für die Organisation, sondern sportlich und medientechnisch ein echter Koloss - und damit ganz nach dem Geschmack von Donald Trump.

Quelle: ntv.de

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