Sport

Auf Niederlage folgt Wahlkampf UFC-Champion führt Trumps Lieblingskämpfer im Hassgipfel vor

Covington (l.) fehlten gegen Edwards einfach die Mittel.

Covington (l.) fehlten gegen Edwards einfach die Mittel.

(Foto: USA TODAY Sports via Reuters Con)

Beleidigungen und eine unrühmliche Bemerkung gehen dem MMA-Event UFC 296 voraus. Der Hauptkampf bekommt so eine persönliche Note. Dem sonst so vorlauten Trump-Anhänger und Titelanwärter Covington bleiben seine vorab getätigten Aussagen jedoch im Halse stecken.

Der Hassgipfel zwischen Weltergewicht-Champion Leon Edwards und Colby Covington findet bei UFC 296 ein denkwürdiges Ende. Herausforderer Covington hatte unter der Woche über den toten Vater des Weltergewicht-Champions hergezogen. Beim Hauptkampf in Las Vegas hatten sich viele nun eine sportliche Retourkutsche gewünscht. Auf sportlicher Ebene enttäuschte einer der beiden MMA-Kämpfer jedoch.

Covington, der sich selbst als Lieblingskämpfer Donald Trumps bezeichnet, hatte Stimmung gemacht. Auf der Pressekonferenz vor dem Kampf präsentierte er sich in Bürgerkriegs-Uniform und erklärte, der Brite werde wie seine Landsleute im Sezessionskrieg mit leeren Händen nach Hause fahren. Dann kam es zur grenzüberschreitenden Aussage: "Ich werde dich in den siebten Kreis der Hölle führen", sagte Covington. Dort könne er seinem verstorbenen Vater 'Hallo' sagen. Edwards' Vater war vor rund 19 Jahren ermordet worden. Der Brite warf nach der Aussage mit einer Wasserflasche nach seinem Herausforderer, sagte später, Covington sei bald ein toter Mann. Beim Einlauf in die Halle wirkte vor allem Covington nicht mehr so locker, die persönliche Motivation durch Trump, der direkt am Ring saß, ließ er sich vorab aber nicht nehmen.

Edwards dominiert den Kampf von Beginn an

Runde eins startete dann nicht so wie erwartet. Bei Edwards war von Emotionen keine Spur. Der Brite präsentierte sich sehr konzentriert und kontrolliert. Covington, dem eine herausragende Ausdauer nachgesagt wird, war fast die gesamten fünf Minuten im Rückwärtsgang und damit beschäftigt, den Kicks des Champions auszuweichen. Edwards hatte mit einer linken Geraden den besten Treffer der Runde, der einen kleinen Cut beim Herausforderer hinterließ. Auch in der zweiten Runde hielt sich Covington stark zurück. Für Champion Edwards war es ein Leichtes, den Amerikaner auszuboxen. Der Brite streute zudem immer wieder Tritte gegen Wade und Oberschenkel des Herausforderers ein, der dadurch sichtlich in seiner Dynamik eingeschränkt war.

Fast nur in der Defensive: Colby Covington (l.).

Fast nur in der Defensive: Colby Covington (l.).

(Foto: USA TODAY Sports via Reuters Con)

Erst in der dritten Runde schien sich Covington auf den Kampf einzulassen. Als hervorragender Ringer brachte er den ersten Takedown durch, konnte aber kaum die Kontrolle halten. Viel fataler noch für den Herausforderer: Edwards rang, nachdem sich beide aufgerichtet hatten, Covington nieder - ein komplett ungewohntes Bild. Danach sezierte er seinen Kontrahenten weiter. Tritte zum Oberschenkel, schnelle Jabs. Alles lief nach Plan.

Covington ohne echte Chance

Edwards hatte an diesem Abend die besseren Antworten. Einen Takedown-Versuch Covingtons fing er gleich zu Beginn der vierten Runde ab und setzte einen Würgegriff an. Covington konnte sich herauswinden, wirkte aber verzweifelt. Auch der nächste Versuch, den Briten niederzuringen, scheiterte. In Runde fünf war Covington der aktivere Mann. Er rang Edwards nieder, nur um sich wenige Sekunden später im Klammergriff wiederzufinden. Am Boden war Covington aber zu erfahren, um auf die Ansätze zu Aufgabegriffen hereinzufallen. Der 35-jährige Herausforderer hatte aber eine lange Kontrollzeit am Boden. Nach der Schlusssirene rissen beide die Arme zum Himmel, in der Ansicht gewonnen zu haben. Dabei war der Kampf eine eindeutige Angelegenheit und eine Art Maulkorb für den Herausforderer. Edwards siegte dominant nach Punkten (49-46, 49-46, 49-46).

Der Titelträger bezeichnete den Sieg als Genugtuung. "Er hat den Mord an meinem Vater für das Entertainment genutzt", sagte der 32-Jährige. "Ich hatte das Gefühl, der bessere Athlet zu sein und die bessere Technik zu haben. Er ist ein harter Kämpfer, aber einfach ein schlechter Mensch." Covington erklärte seinen schwachen Auftritt mit "Ringrost", schaltete dann aber schnell in den Wahlkampfmodus und warb für Trump, der sich dabei ein Lächeln abmühte. Trump werde Amerika wieder groß machen. Die Inflation zu bekämpfen und die Grenzen zu sichern, das könne nur Trump. Covington sprach von einer manipulierten Präsidentschaftswahl und dass sich Trump nach diesem Rückschlag wieder aufgerichtet habe - das wolle er auch tun. Den Kampf habe er aus seiner Sicht gewonnen und ohne Kratzer überstanden, so Covington, dem das Blut über das Gesicht lief.

Pantoja präsentiert sich als Takedown-Monster

Das Duell zwischen Alexandre Pantoja und Brandon Royval gab es bereits im August 2021. Damals setzte sich der Brasilianer durch und ebnete seinen Weg zum Champion im Fliegengewicht. In seiner ersten Titelverteidigung lief es für Pantoja nun direkt nach Plan. Mit hohem Tempo und aggressiven Vorstößen zwang er den Amerikaner in den Rückwärtsgang. Der Brasilianer brachte krachende Tritte zum Körper und zum Bein an, Royval landete mehrere Jabs. Einen Vorstoß konnte der Champion dann sogar in einen Takedown umwandeln und behielt am Boden lange die Kontrolle.

Das hohe Tempo behielten beide auch in Runde zwei bei. Royval zeigte sich in dieser Runde aggressiver, lief aber förmlich in einen Takedown hinein und sah sich erneut in der schlechteren Position am Boden wieder. Pantoja verbesserte seine Position schrittweise, konnte aus der kurzen Distanz viele kleine Schläge anbringen. Aber auch der Amerikaner blieb aktiv und landete Treffer. Eine Minute vor Rundenende öffnete der Brasilianer seine Position und es ging wieder in den Stand. Er verpasste Royval direkt eine rechte Gerade, die ihn kräftig durchschüttelte. Runde drei war wie eine Blaupause des bislang so erfolgreichen Ansatzes des Brasilianers. Nach wenigen Sekunden ging es wieder in den Bodenkampf, nur dieses Mal konnte sich Royval herauswinden. Der Herausforderer wirkte konditionell frischer, hatte aber immer wieder mit den Takedown-Versuchen zu kämpfen. Mehrere davon konnte er mit Kniestößen abwehren, mit noch einer Minute auf der Uhr brachte Pantoja seinen Gegner aber erneut zu Boden.

Trotz einer starken dritten Runde wiesen die Trainer ihren brasilianischen Kämpfer zurecht, dass er die Runde verloren habe. Für Pantoja war das wohl das Signal, weiter sein Glück im Bodenkampf zu suchen. Nach wenigen Sekunden saß ein weiterer Takedown und der Champion eroberte den Rücken seines Gegners, schloss die Beine eng um den Körper seines Gegners und setzte zu Würgegriffen an. Royval wehrte sich nach Kräften. 30 Sekunden vor dem Ende konnte er sogar die Position wechseln und war obenauf. Er landete mehrere gute Treffer gegen den sichtlich erschöpften Champion. In Runde fünf machte sich der Unterschied in der Ausdauer bemerkbar. Royval landete mehrere Aufwärtshaken und setzte dem Brasilianer zu. Pantoja hatte kaum noch Konter, bis auf wenige Legkicks. Und Pantoja hatte auch in dieser Runde wieder einen Takedown in Petto, der ihm die Kontrolle am Boden verschaffte. Das war letztlich auch der entscheidende Unterschied zwischen den Käfigkämpfern. So verteidigte Pantoja seinen Fliegengewicht-Titel souverän nach Punkten (50-45, 49-46, 50-45).

Rakhmonov setzt unheimlich Serie fort

Für den 40-jährigen Stephen Thompson sollte der Kampf gegen Shavkat Rakhmonov ein neuer Anlauf Richtung Titel werden. Der Karatekämpfer aus den USA sah sich nach einige Kicks für rund drei Minuten im Clinch am Käfigrand. Der Kasache versuchte, Thompson auszuhebeln, doch dieser ließ sich nicht zu Boden ziehen. Am Ende stand eine äußerst zähe Runde, die schwer zu werten war. Die Takedown-Versuche konnte Rakhmonov nicht durchbringen, Thompson hatte wenige, aber am Ende mehr signifikante Treffer gelandet.

Runde zwei dann das gleiche Bild: Rakhmonov drängt Thompson an den Käfig. Dieses Mal brachte der Kasache seinen Gegner zu Boden und setzte einen gefährlichen Aufgabegriff an. Aus dem Guilloitine Choke konnte sich Thompson allerdings befreien, Rakhmonov behielt aber die Kontrolle und eroberte den Rücken des Amerikaners. Hier konnte er Sekunden vor Schluss einen Rear-Naked-Choke anbringen - der Thompson zur Aufgabe zwang. Für den 29-Jährigen war es der 18. vorzeitige Sieg im 18. Profikampf. Damit bringt er sich in die Position, künftig um den Titel im Weltergewicht zu kämpfen.

Pimblett zeigt sein Groundgame

Ferguson konnte wenig gegen Pimblett (r.) zeigen.

Ferguson konnte wenig gegen Pimblett (r.) zeigen.

(Foto: USA TODAY Sports via Reuters Con)

Zwischen den beiden Leichtgewichten Tony Ferguson und Paddy Pimblett hatte es unter der Woche bei der Pressekonferenz ein hitziges Wortgefecht gegeben - Schimpfwörter inklusive. UFC-Veteran Ferguson wollte seine Serie von sechs Niederlagen in Serie beenden, doch der aufstrebende Brite hatte etwas dagegen. In der ersten Runde brannte der 28-Jährige aus Liverpool ein kleines Feuerwerk ab. Nach zwei Minuten des Abtastens, mehreren Legkicks seitens Pimblett und schnellen Jabs durch Ferguson fand "The Baddy", wie Pimblett genannt wird, sein Distanzgefühl. Gleich eine Reihe an Schlagkombinationen brachte er ins Ziel und den US-Amerikaner damit ins Wanken. Ein eingesprungenes Knie warf Ferguson gegen den Käfig zurück, der folgende linke Haken schickte ihn zu Boden. Pimblett setzte nach und brachte sich in eine gute Position, um einen Aufgabegriff anzusetzen. Der erfahrene Ferguson wusste sich aber herauszuwinden, ehe die Runde endete.

Runde zwei startete für Pimblett wieder vielversprechend. Ein Niederschlag durch den Briten verlagerte den Kampf wieder auf den Boden, ein Bereich, in dem Ferguson aber stets gefährlich blieb. Er setzte immer wieder zu Aufgabegriffen an und beschäftigte Pimblett damit. Der 28-Jährige brachte zwar vereinzelt Schläge an und hatte die Kontrolle am Boden, er konnte seinen 39-jährigen Kontrahenten aber nicht wie in Runde eins zusetzen. Pimblett wirkte in der dritten Runde ausgepowert und kraftlos. Ferguson landete die besseren Treffer, doch mit einem letzten Kraftakt gelang dem Briten ein Takedown. Am Boden konnte er wieder die Kontrolle halten, Ferguson fand keinen Weg, in den Stand zurückzukehren.

Pimblett konnte damit einen klaren Punktsieg (30-27,30-27, 30-27) einfahren. "Ins Grappling zu gehen, war der Gameplan", sagte Pimblett und dankte Ferguson, den er als "Legende" bezeichnete. "Der Fakt, dass ich jede Runde klar nach Punkten gewonnen habe, stimmt mich zufrieden", so der Brite.

UFC 296 Main Card

Weltergewicht: Leon Edwards (c) besiegt Colby Covington nach Punkten (49-46, 49-46, 49-46).

Fliegengewicht: Alexandre Pantoja (c) besiegt Brandon Royval nach Punkten (50-45, 49-46, 50-45).

Weltergewicht: Shavkat Rakhmonov besiegt Stephen Thompson durch Submission in Runde 2.

Leichtgewicht: Paddy Pimblett gewinnt gegen Tony Ferguson nach Punkten (30-27,30-27, 30-27).

Federgewicht: Josh Emmett besiegt Bryce Mitchell durch Knockout in Runde 1.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen