Selenskyj appelliert an Berlin "Wenn ihr 'Leopard'-Panzer habt, dann gebt sie uns"
19.01.2023, 23:57 Uhr
In dem Interview bedankte sich Selenskyj für die bisherige deutsche Militärhilfe.
(Foto: picture alliance / SvenSimon-ThePresidentialOfficeU)
Kurz vor dem Treffen der westlichen Verbündeten in Ramstein richtet der ukrainische Präsident Selenskyj deutliche Worte an die Bundesregierung. In einem Interview fordert er von Berlin einmal mehr die Lieferung von "Leopard"-Panzern.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Deutschlands zögerliche Handlung bei der Frage nach möglichen Kampfpanzer-Lieferungen an sein Land scharf kritisiert. "Ihr seid doch erwachsene Leute. Sie können gerne noch sechs Monate lang so reden, aber bei uns sterben Menschen - jeden Tag", sagte Selenskyj in einem am Abend ausgestrahlten ARD-Interview. "Wenn ihr 'Leopard'-Panzer habt, dann gebt sie uns", appellierte er in Richtung Berlin.
"Es ist ja nicht so, dass wir angreifen, falls sich da jemand Sorgen macht. Diese 'Leoparden' werden nicht durch Russland fahren. Wir verteidigen uns." Die Entscheidung für oder gegen die Lieferung von "Leopard"-Panzern sei eine politische: "Und wenn es in einer Frage keinen politischen Willen gibt, dann muss man nicht nach Vorwänden suchen. Dann sagt man: Nein! Man muss nicht sagen, dass irgendetwas oder irgendwer noch nicht bereit ist", sagte Selenskyj.
Zugleich betonte der ukrainische Staatschef mit Blick auf bereits geleistete Militärhilfe: "Wir sind dankbar. Ich will, dass alle das hören: Wir sind Deutschland dankbar." In seiner abendlichen Videoansprache fügte Selenskyj mit Blick auf Ramstein hinzu: "Wir erwarten starke Entscheidungen."
Die Ukraine wehrt sich seit fast elf Monaten gegen Russlands Angriffskrieg und ist bei militärischer Ausrüstung weitgehend von westlicher Unterstützung abhängig. Am Freitag beraten die westlichen Alliierten im rheinland-pfälzischen Ramstein über weitere Waffenlieferungen an Kiew - mit Spannung wird vor allem erwartet, ob die Lieferung von Kampfpanzern angekündigt wird. Großbritannien hat sie bereits angekündigt, Polen und Finnland sind im europäischen Verbund dazu bereit.
Quelle: ntv.de, jpe/dpa