Politik

Koalitionstalk bei Markus Lanz "Wenn man baggert, sollte man nett sein"

Mag keine Rotphasen: Marie-Agnes Strack-Zimmermann im Gespräch mit Lars Klingbeil.

Mag keine Rotphasen: Marie-Agnes Strack-Zimmermann im Gespräch mit Lars Klingbeil.

(Foto: ZDF und Cornelia Lehmann)

Als Markus Lanz mit seinen Gästen über die anstehenden Koalitionsverhandlungen debattiert, sind die ersten Sondierungsgespräche schon angelaufen: Die Parteispitzen von Grünen und FDP nähern sich gerade an. Wen machen sie zum Kanzler? Marie-Agnes Strack-Zimmermann hat eine Präferenz.

Vielleicht geht alles schneller als gedacht. Die Parteispitzen von FDP und Grünen haben sich überraschend schon am Dienstag zum ersten Mal getroffen, um auszuloten, wo sie bei möglichen Koalitionsverhandlungen Gemeinsamkeiten haben und welche Kompromisse tragbar wären. Noch in dieser Woche könnte es erste Sondierungsgespräche zwischen den beiden Parteien und der SPD geben. Er habe schon mit beiden Parteien telefoniert, sagt SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil am Abend bei Markus Lanz im ZDF. In der Talkshow überlegten Vertreter von SPD, FDP und CDU, wie es in den nächsten Wochen weitergehen könnte.

Die verteidigungspolitische Sprecherin der FDP-Fraktion Marie-Agnes Strack-Zimmermann betont: Der nächste Kanzler kommt an FDP und Grünen nicht vorbei. "Wir wollten aus der Opposition heraus die große Koalition nicht mehr", sagt sie. Und mit "wir" meint sie FDP und Grüne.

"Ich bleibe ungern stehen"

Strack-Zimmermann präferiert eine Jamaika-Koalition mit Union und Grünen. Jamaika sei eine schöne Insel, auf die man gerne reist, sagt sie. "Aber kennen Sie eine Ampel, zu der man gerne reist? Bei einer Ampel gibt es immer auch Rotlicht, und ich bleibe ungern stehen."

Die FDP habe mit der CDU einiges gemein, sagt Strack-Zimmermann. Aber als Demokrat müsse man mit jedem reden, und jetzt seien erst einmal Gespräche mit den Grünen dran. "Das ist nicht einfach, da muss Vertrauen entstehen." Mit den Grünen könnte das leichter sein als mit der SPD. Strack-Zimmermann findet, dass einige SPD-Politiker mit der FDP und vor allem mit Parteichef Christian Lindner verbal zu stark ins Gericht gegangen seien. "Wenn man mit jemandem baggert, sollte man doch auch ein wenig nett sein."

"Brauchen eine neue Form des Regierens"

Da kann SPD-Generalsekretär Klingbeil nur zustimmen. Der Wahlkampf sei jetzt zu Ende, mahnt er auch mit Blick auf seine eigenen Parteikollegen. Außerdem gibt er so etwas wie eine Leitlinie vor: "Wenn wir in Gespräche kommen, dann müssen alle Teilnehmer am Erfolg interessiert sein." Einig sind sich beide Politiker, dass die nächsten Gespräche hinter verschlossenen Türen stattfinden sollen. Klingbeil: "Es muss jetzt um die Frage gehen: Hat man ein gemeinsames Verständnis um die großen Dinge, die jetzt in diesem Land passieren müssen. Wir werden bei unseren Gesprächen sehr hart in der Sache verhandeln. Aber mit dem öffentlichen Schlagabtausch muss jetzt Schluss sein."

"Nachdenken, was wir ändern müssen"

Schwere Zeiten kommen unterdessen auf die CDU und ihren Kanzlerkandidaten zu. Das weiß auch der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul. Unionskanzlerkandidat Armin Laschet hatte am Dienstagnachmittag eine Niederlage im Zusammenhang mit der Wahl des Unionsfraktionschefs erlitten. Seine Forderung, Ralph Brinkhaus zunächst für vier Wochen zum kommissarischen Fraktionschef zu wählen, fand keine Mehrheit. Brinkhaus wurde für sechs Monate gewählt. Damit ist ein weiteres Problem der Union nicht gelöst, sondern einfach verschoben. Reul ist sich sicher, dass die Union noch schwerwiegendere Probleme hat. "75 Prozent der Bevölkerung haben uns nicht gewählt, und wir müssen uns fragen: Warum nicht", sagt er.

Einige Antworten hat Reul parat. Die Parteiarbeit der letzten Jahre sei schlecht gewesen, sagt er. Die Partei sei zerstritten gewesen, nicht mehr so lebendig, nicht engagiert, nicht diskussionsfreudig. "Und dann gab es einige bei uns, die dachten, sie könnten während des Wahlkampfs den Streit fortsetzen. Das Ergebnis sehen wir jetzt", so Reul wörtlich. Wen er damit direkt meint, bleibt der Fantasie des Zuschauers überlassen. Nun müsse es eine Fehleranalyse geben, verlangt Reul. Man müsse nachdenken, was in Zukunft verändert werden müsse - notfalls während Koalitionsverhandlungen.

Tatsächlich steht für Laschet jetzt einiges auf dem Spiel. Fraktionschef werden kann er vorerst nicht, NRW-Ministerpräsident sein will er nicht mehr. Bleiben am Ende nur noch zwei Möglichkeiten: Kanzler oder nichts. Doch für Koalitionsverhandlungen müssen die Gespräche der beiden Kanzlermacher mit der SPD scheitern. Fraglich ist, ob Laschet so lange warten kann. Denn die ersten Unionspolitiker haben inzwischen Laschets Rücktritt vom Amt des CDU-Vorsitzenden gefordert.

Quelle: ntv.de

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