China, Russland und Corona Wie sich Desinformation auf Tiktok bei jungen Menschen zeigt
20.01.2025, 07:21 Uhr Artikel anhören
Die Video-App Tiktok gehört dem Konzern Bytedance, der seine Zentrale in China hat.
(Foto: REUTERS)
Einer Umfrage zufolge sind junge Menschen Russland und China gegenüber milder eingestellt als der Rest der Bevölkerung. Bei Tiktok-Nutzern ist der Effekt besonders stark. Die App spiele eine entscheidende Rolle bei der Ausbreitung von Desinformation, so die Auftraggeber der Befragung.
Junge Menschen sind außenpolitisch oft anderer Meinung als der Rest der Bevölkerung - vor allem, wenn sie Tiktok benutzen. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des Instituts Allensbach im Auftrag der Friedrich-Naumann-Stiftung. So stimmten rund 67 Prozent der Befragten zwischen 16 und 29 Jahren der Aussage zu, dass China eine Diktatur sei. Bei den Nutzern der Videoplattform Tiktok waren es 62 Prozent, bei allen Befragten hingegen gut 81 Prozent.
Der Aussage "Russland führt einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine" stimmten 70 Prozent der 16- bis 29-Jährigen zu, im Gegensatz zu rund 78 Prozent aller Befragten. Auch hier lagen Tiktok-Nutzer mit einer Zustimmung von 66 Prozent darunter.
Auch bei anderen Themen zeigt sich demnach ein Einfluss von Tiktok. So glauben laut der Umfrage 25 Prozent der Gesamtbevölkerung daran, dass die Corona-Pandemie absichtlich erzeugt wurde, um die Bevölkerung stärker kontrollieren zu können. Bei den befragten Tiktok-Nutzern waren es sogar knapp 44 Prozent.
Tiktok in der Kritik
"Junge Menschen sind deutlich empfänglicher für Desinformation und Tiktok spielt dabei eine entscheidende Rolle. Wir dürfen nicht zulassen, dass sich chinesische und russische Desinformation weiter in unserer Mitte ausbreitet", kommentierte die stellvertretende Vorsitzende der Friedrich-Naumann-Stiftung, die ehemalige FDP-Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, das Ergebnis der Studie.
Die Video-App Tiktok gehört dem Konzern Bytedance, der seine Zentrale in China hat. In den USA war Tiktok ab Samstagabend für kurze Zeit offline. Die Video-App schaltete sich kurz vor Ablauf einer Frist für einen Zwangsverkauf für die mehr als 170 Millionen US-Nutzer ab. Wenige Stunden später schalteten die Betreiber die App wieder an. Zur Begründung verwiesen sie auf die Zusicherung des künftigen Präsidenten Donald Trump, dass es keine Strafen für US-Dienstleister der Plattform geben soll.
Politiker und Experten sehen in der Video-App ein Sicherheitsrisiko und warnen davor, dass die chinesische Regierung auf Daten von Amerikanern zugreifen und die öffentliche Meinung manipulieren könnte. Es dürfte allerdings nur eine kurze Unterbrechung werden. Am Montag wird Donald Trump als US-Präsident vereidigt. Er stellte Tiktok bereits eine zusätzliche Frist von drei Monaten in Aussicht.
Für die nach eigenen Angaben repräsentative Umfrage befragte das Institut Allensbach im vergangenen Jahr zwischen dem 28. November und dem 4. Dezember 2092 Personen im Alter ab 16 Jahren.
Quelle: ntv.de, toh/dpa