Politik

Ein Ex-Präsident und das Geld Wikileaks enthüllt weitere Clinton-Mails

Bill Clinton engagiert sich in seiner Stiftung für wohltätige Zwecke - nimmt aber auch Millionen ein.

Bill Clinton engagiert sich in seiner Stiftung für wohltätige Zwecke - nimmt aber auch Millionen ein.

(Foto: AP)

Bill Clinton reist um die Welt und hält Vorträge. Außerdem engagiert sich der Ex-Präsident in der Familienstiftung. Veröffentlichungen von Wikileaks geben Einblick, wie er Wohltätigkeit und Profit verbindet.

Das Enthüllungsportal Wikileaks hat bislang unbekannte Emails veröffentlicht, die neues Licht auf das Geschäftsgebaren der Clinton-Familie werfen. Die offenbar von Hackern geknackten privaten Emails legen den Schluss nahe, dass Bill Clinton, Ex-Präsident und Ehemann der jetzigen Kandidatin Hillary Clinton, als Vorsitzender der wohltätigen Clinton-Stiftung persönlich Millionensummen für profitorientierte Tätigkeiten einnahm. Hillary Clintons Wahlkampfteam sagte dazu nach Angaben des Senders CBS, die Finanzbeziehungen seien nicht neu und in ihrer offengelegten Steuererklärung nachzulesen.

Im Zentrum der Enthüllungen, die nun bekannt wurden, steht eine Email des Bill-Clinton-Beraters Douglas Band aus dem Jahr 2011. Band schreibt darin, er habe dem früheren Präsidenten "profitorientierte Tätigkeiten für mehr als 50 Millionen Dollar" (heute 45,8 Millionen Euro) vermittelt. Zudem gehe es um "künftige Vertragsabschlüsse" im Wert von 66 Millionen Dollar, "falls er mit diesen Engagements weitermachen will".

Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump warf nach der Veröffentlichung den Clintons korrupte Machenschaften im Zusammenhang mit ihrer gemeinnützigen Stiftung vor. "Wenn die Clintons bereit waren, mit ihrem Unternehmen Schindluder zu treiben, als sie nicht im Weißen Haus waren, stellt euch nur einmal vor, was sie im Oval Office tun werden", sagte Trump bei einer Wahlkampfveranstaltung im US-Bundesstaat Ohio. "Herr Band nannte die Vereinbarungen 'unorthodox'. Wir anderen nennen sie gänzlich korrupt", sagte Trump mit Blick auf die veröffentlichten Emails.

"Bill Clinton AG"

In der Email erläutert Band detailliert seine Tätigkeiten zum Eintreiben von Finanzmitteln - sowohl für die gemeinnützige Clinton-Stiftung als auch für den Ex-Präsidenten persönlich. Das Geflecht seiner überschneidenden Aktivitäten für die Stiftung und den Privatmann Clinton bezeichnete der Berater in der Email selbst als "Bill Clinton AG".

Die enthüllten Emails enthalten keine Belege dafür, dass Bill Clintons damalige Auftraggeber durch ihr Engagement irgendwelche politischen Gegenleistungen erhielten - etwa von Hillary Clinton, die damals Außenministerin der USA war. Sie scheinen aber das erhebliche Ausmaß von Bill Clintons profitorientierten Aktivitäten parallel zu seinem gemeinnützigen Engagement in der Stiftung zu dokumentieren.

In einer der Emails schreibt Berater Band: "Unabhängig von unseren Spendensammel-Aktivitäten zugunsten der Stiftung haben wir uns bemüht, dem Präsidenten profitorientierte Aktivitäten zu vermitteln - einschließlich Ansprachen, Bücher und Beraterengagements." Zudem seien Dienstleistungen "für den Präsidenten und seine Familie" angeworben worden, "für persönliche Reisen, Einladungen, Urlaube und dergleichen".

Großspenden aus der Industrie

Band führt weiter aus, dass er seine private Beraterfirma Teneo eingesetzt habe, um Großspenden aus der Industrie für die Clinton-Stiftung einzuwerben, zum Beispiel von Coca-Cola, Dow Chemical und dem Bankhaus UBS. Band schrieb die Email offenbar in Reaktion auf eine Beschwerde von Bills und Hillarys Tochter Chelsea Clinton. Diese hatte geargwöhnt, dass Stiftungsmitarbeiter ihre Tätigkeit nutzten, um selbst lukrative Geschäftskontakte aufzubauen.

Die Emails stammen vom Konto John Podestas, der momentan Wahlkampfleiter von Hillary Clinton ist und der zum Zeitpunkt, als Band die Mails schrieb, selbst für die Clinton-Stiftung arbeitete. Wikileaks hat im derzeitigen US-Wahlkampf immer wieder interne Emails von Podestas Account veröffentlicht. Diese schienen unter anderem zu belegen, dass die Parteiführung der US-Demokraten im Vorwahlkampf gegen Hillary Clintons innerparteilichen Rivalen Bernie Sanders voreingenommen war.

Die US-Geheimdienste werfen Russland vor, hinter dem Hackerangriff zu stecken und die Emails an Wikileaks weiterzuleiten. Die Kandidatin Clinton sieht darin einen Versuch, ihrem Wahlkampf zu schaden.

Quelle: ntv.de, mli/AFP/dpa

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