Ärger über "Bild"-Kampagne "Wir beleidigen niemals ein Land"
27.02.2015, 12:50 Uhr
Axel Schäfer ärgert sich über die Aktion der "Bild"-Zeitung. "Wir gegen die - das gibt es nur im Fußball", sagt der SPD-Politiker.
(Foto: Screenshot)
Vor der Abstimmung über die Griechenlandhilfen spricht der SPD-Abgeordnete Axel Schäfer im Plenum. Als er vor das Mikrofon tritt, hält er wütend eine Zeitungsseite der "Bild" hoch. "Nein - keine weiteren Milliarden für die gierigen Griechen", steht dort in großen Buchstaben. Schäfer, der das Nein mit einem roten Edding durchgestrichen hat, findet das gar nicht witzig.
n-tv.de: Was hat Sie dazu gebracht, heute mit einer "Bild"-Zeitung in der Hand vor das Bundestagsplenum zu treten?
Axel Schäfer: Ich lese die "Bild" sonst nicht. Aber als ich gestern davon erfahren habe, habe ich mir die Zeitung sofort geben lassen. Ich habe mir gedacht: So etwas darf nicht unwidersprochen bleiben. Das ist eine öffentliche Aktion, gegen die man dagegen halten muss.
Wieso?
Wir unterstützen keine Kampagnen gegen andere Länder. Wir kämpfen in Europa für gemeinsame Überzeugungen. Dazu gehört auch zu kritisieren, wo das notwendig ist, zum Beispiel einzelne Institutionen oder Parteien. Die "Bild" spricht von den gierigen Griechen. Aber wir beleidigen niemals ein Land. Wir gegen die - das gibt es nur im Fußball.
Bei der Abstimmung über das neue Rettungspaket für Griechenland haben viele Abgeordnete mit Nein gestimmt. Haben Sie dafür Verständnis?
Das ist doch völlig klar. Leute, die anders stimmen, haben gute Beweggründe dafür. Es gibt keine ewigen Wahrheiten und keine Lösungen, wo alles ganz richtig oder falsch ist. Ich habe in meiner Rede versucht zu erklären, dass ein Nein ein historischer Irrtum wäre. Wer gegen die Griechenlandhilfen stimmt, stimmt für einen Weg, der auf den Ausschluss einzelner Staaten oder sogar die Auflösung der EU hinauslaufen kann.
Was passiert, wenn Griechenland die Währungsunion verlassen würde?
Das würde die Währungsunion insgesamt zerstören. Wir wissen nicht, welche Dynamik ein Austritt Griechenlands entfaltet. Wir haben keine Erfahrungen damit, da ein Austritt aus der Eurozone vertraglich nicht vorgesehen ist. Wir wissen auch nicht, was das innerhalb der Union für das Vertrauen der Menschen bedeuten würde oder außerhalb für Anleger oder Banker. Die wichtigste Währung, die wir haben, ist Vertrauen. 2008 haben Kanzlerin Merkel und Finanzminister Steinbrück erklärt, dass die Sparguthaben sicher sind. Die Menschen haben der Regierung vertraut. Wenn alle zur Bank gegangen und ihr Geld abgehoben hätten, wäre Deutschland in ein paar Stunden pleite gewesen.
Mit Axel Schäfer sprach Christian Rothenberg
Quelle: ntv.de