Politik

Interview mit Generalsekretärin Wofür braucht Deutschland Alfa?

Ulrike Trebesius mit Bernd Lucke und dessen Stellvertreter Bernd Kölmel bei der Parteigründung am Wochenende in Kassel

Ulrike Trebesius mit Bernd Lucke und dessen Stellvertreter Bernd Kölmel bei der Parteigründung am Wochenende in Kassel

(Foto: picture alliance / dpa)

Bernd Lucke ist wieder da - mit seiner neuen Partei Alfa. Generalsekretärin Ulrike Trebesius erklärt im Interview mit n-tv.de, was die Partei will, wie man Extremisten heraushalten möchte - und warum Lucke eigentlich ein Teamplayer ist.

n-tv.de: Bei Alfa denkt man erst einmal an eine Automarke. Wie schwer war es, einen Namen zu finden und wie fiel die Wahl auf Alfa?

Ulrike Trebesius: Es war nicht leicht, einen Namen zu finden. Auf Alfa fiel die Wahl dann aber relativ schnell und eindeutig. Mit "Allianz für Fortschritt und Aufbruch" wollen wir ausdrücken, dass unser Land wieder Zukunft, Visionen und positive Lebensbilder braucht.

Alfa will nicht so rechts sein wie die AfD. Sie verorten sich also zwischen der AfD und der Union. Da ist nicht sonderlich viel Platz. Wofür braucht Deutschland Alfa?

Alfa-Generalsekretärin Ulrike Trebesius

Alfa-Generalsekretärin Ulrike Trebesius

(Foto: picture alliance / dpa)

Da ist unendlich viel Platz. Die CDU und die Kanzlerin kümmern sich nur noch um die Euro-Rettung und verweigern die Beantwortung aller Zukunftsfragen unseres Landes. Die AfD rutscht immer weiter nach Rechtsaußen ab. Da ist für uns ein riesengroßes Scheunentor frei. Es gibt auch noch andere Parteien, beispielsweise die Grünen, die dieses Land seit Jahren mit Besserwisserei und Verboten belegen.

Sie wollen sich also als Gegenpol zu den Grünen positionieren?

Deutschland ist so stark geworden, weil wir immer aufgeschlossen waren gegenüber Innovationen. Wir waren das Land der Techniker und Ingenieure, aber jetzt leben wir nur noch in Sorge, dass wir nicht mehr romantisch im Walde leben, wie die Grünen das propagieren. Es gibt zu viel Angst vor bestimmten Energieformen, Gentechnologie und Nano-Technik – das wollen wir aufbrechen und prüfen, ob diese Dinge uns helfen könnten. Wenn die Grünen in den 60ern relevant gewesen wären, wäre niemand zum Mond geflogen.

AfD-Vize Alexander Gauland hat gesagt, er halte es für "höchst unwahrscheinlich", dass Menschen Bernd Lucke folgen würden, "der gerade fast eine Partei ruiniert hat". Könnte es ein Problem sein, dass man Luckes Namen so stark mit der AfD verbindet?

Nach meiner Kenntnis ist die AfD von Frauke Petry und Alexander Gauland ruiniert worden. Die meisten Mitglieder der AfD sind wegen Bernd Lucke eingetreten und viele davon verlassen jetzt die AfD. Wir wollen zurück zu einer sachorientierten Politik. Wir wollen keine Fundamentalopposition machen, sondern Entwürfe für die Zukunft aktiv mitgestalten. Wer Bernd Lucke reden hört, merkt, dass er eine hohe Kompetenz hat. Die AfD hat die Spreu vom Weizen getrennt und den Weizen weggeworfen. Dieser Weizen hat jetzt Alfa gegründet.

In der AfD gab es häufig Konflikte, dass Herr Lucke für sich so viel Macht in Anspruch genommen hat. Ist er bei Alfa der unumstrittene Anführer?

Bei der AfD wurde das häufig kolportiert, besonders von den Personen, die selbst mit aller Macht an die Spitze kommen wollten. Ich habe das ehrlich gesagt nie so wahrgenommen. Ich arbeite mit Herrn Lucke seit einem Jahr im Europäischen Parlament eng zusammen. Wir arbeiten im Team, treffen alle Entscheidungen gemeinsam.

Man könnte Herrn Lucke ja unterstellen, dass die Neugründung einzig dem Ziel gilt, die Chancen der AfD zu schmälern und sich damit zu rächen.

Diese Partei zu gründen, hat der Arbeit vieler Menschen bedurft. Es gab ein Team, das innerhalb von zwei Wochen unser Grundsatzprogramm geschrieben hat. Andere haben sich um die Satzung gekümmert. Da haben 50 bis 60 Menschen eng zusammengearbeitet und dazu beigetragen, dass wir Alfa gründen konnten. So was allein auf die Beine zu stellen, ist realistisch nicht möglich. Aber natürlich profitieren wir alle von der Arbeit Bernd Luckes.

Sie wollen Extremisten aus der Partei heraushalten. Bei der AfD hat das nicht funktioniert.

Bei der AfD war es ein bisschen eine sich selbst erfüllende Prophezeiung. In der Presse sind wir schnell als Rechtspopulisten dargestellt worden. Das hat Menschen zu uns getrieben, die dachten, wir wären rechts. Auch dadurch kam es zu einem schnellen Wachstum. Wir haben erst zu spät gemerkt, dass viele Menschen extremere Meinungen vertreten, als das von uns angedacht war. Weil wir diesen Fehler gemacht haben, haben wir jetzt Mechanismen eingebaut, um Mitglieder besser kennenlernen zu können.

Neue Mitglieder sollen erst nach einer Art Probezeit aufgenommen werden, so steht es in der Parteisatzung. Spielen wir ganz kurz Zeitmaschine. Mit wie viel Prozent kommt Alfa im Herbst 2017 in den Bundestag?

Ich habe keine Glaskugel, mit solchen Prognosen ist es immer etwas schwierig. Unser Ziel sind die Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz im März 2016. Möglicherweise schaffen wir es auch in Sachsen-Anhalt. Dann sehen wir, wie es weitergeht.

Mit Ulrike Trebesius sprach Christian Rothenberg

Quelle: ntv.de

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