Politik

Weniger Bewirtschaftung verlangt Wohlleben: "Wald ist immer der Prügelknabe"

Die intensive Bewirtschaftung des Waldes soll nach Wunsch vieler Teilnehmer des "Nationalen Waldgipfels"  künftig seltener werden.

Die intensive Bewirtschaftung des Waldes soll nach Wunsch vieler Teilnehmer des "Nationalen Waldgipfels" künftig seltener werden.

(Foto: picture alliance)

Nur ein kleiner Teil des Waldes in Deutschland entwickelt sich natürlich, der Rest wird wirtschaftlich genutzt. Auf dem "Nationalen Waldgipfel" fordern Bundesumweltministerin Schulze und Grünen-Chef Habeck Veränderungen, um die Forste weniger zu strapazieren.

Weniger Holznutzung, mehr Naturnähe - diese Forderungen standen im Mittelpunkt eines "Nationalen Waldgipfels" in der Eifel. Dabei sprachen sich sowohl Bundesumweltministerin Svenja Schulze als auch der Grünen-Bundesvorsitzende Robert Habeck für neue Förderanreize aus, um die Wälder mit Blick auf den Klimawandel widerstandsfähiger zu machen.

"Der Wald muss umgebaut werden oder die Möglichkeit haben, sich selber umzubauen", sagte Schulze in einem Grußwort zu der zweitägigen Konferenz, zu der die Waldakademie des Försters und Autors Peter Wohlleben im rheinland-pfälzischen Wershofen eingeladen hatte. "Die letzten Jahre haben gezeigt, dass viele Wälder den Auswirkungen des Klimawandels nicht gewachsen sind", so Schulze.

Die Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer als Folge der Dürrejahre und in der Corona-Krise mit 1,5 Milliarden Euro zu unterstützen, sei als Sofortmaßnahme richtig gewesen, erklärte Schulze. "Jetzt und in Zukunft brauchen wir eine Waldförderung, die die Ökosystemleistungen der Wälder als Ganzes in den Blick nimmt und so die Waldbesitzenden und Kommunen unterstützt, die ihrer Verantwortung für die Zukunft unserer Wälder in besonderer Weise gerecht werden", betonte sie aber weiter.

Daher habe ihr Ministerium Eckpunkte für ein neues Fördermodell erarbeitet, "das eine Honorierung der Klimaschutzleistung untrennbar mit ambitionierten Biodiversitätsstandards verknüpft". Dadurch solle der Waldumbau hin zu naturnahen Mischwäldern mit überwiegend heimischen Baumarten gezielt gefördert und vorangebracht werden. Das einseitige Verständnis, den Wald als Plantage für die Holzproduktion zu nutzen, habe keine Zukunft mehr, sagte Schulze und warb dafür, fünf Prozent der Waldfläche in Deutschland einer natürlichen Entwicklung zu überlassen. Bisher seien davon 3,1 Prozent erreicht.

Bisherige Nutzer sollen aus Fonds entschädigt werden

"Die Aufgabe kann nicht nur darin bestehen, Naturwälder auszuweisen", erwiderte Habeck. "Die Bewirtschaftung insgesamt muss sich ändern." Da der Wald in den nächsten Jahren und Jahrzehnten weiter strapaziert werde, müsse die Nutzung reduziert werden. "Das ist die logische Konsequenz." Dazu schlug er die Einrichtung eines "Waldzukunftsfonds" vor, aus dem bisherige Nutzer dafür entschädigt werden könnten, dass die Nutzung deutlich reduziert werde. In der Holzwirtschaft müsse es zudem eine "geschlossene Kaskadennutzung" geben. Dies schließe aus, dass Holz weiter für Wegwerfprodukte wie Papier verwendet werde.

"Wald ist immer der Prügelknabe", sagte Wohlleben. "Wenn irgendwas gebraucht wird, wird im Zweifelsfall der Wald beseitigt." Dies zeige sich bei der Einrichtung von Windkraftanlagen im Wald, für die riesige Schneisen geschlagen werden müssten. Diese sollten nur noch an bereits belasteten Flächen wie entlang von Autobahnen installiert werden.

Quelle: ntv.de, als/dpa

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