Putins "Patentochter" ist zurück Xenia Sobtschaks EU-Exil dauert nur eine Woche
08.11.2022, 14:54 Uhr (aktualisiert)
Xenia Sobtschak floh vor wenigen Tagen nach Litauen, jetzt ist sie wieder in Russland.
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Als Tochter von Wladimir Putins Mentor kann sich die Journalistin Xenia Sobtschak erlauben, Russlands Angriff auf die Ukraine zu kritisieren. Aber dann steht die Polizei vor ihrer Tür. Die 41-Jährige entkommt jedoch nach Litauen. Nach einer Woche im Exil reist die Kreml-Kritikerin nun in ihre Heimat zurück.
Die prominente russische Journalistin und frühere Präsidentschaftskandidatin Xenia Sobtschak ist nach Russland zurückgekehrt. Das berichten mehrere Medien unter Berufung auf Augenzeugen, die die 41-Jährige beim Überqueren der russisch-lettischen Grenze gesehen haben wollen. Quellen, die der Familie Sobtschak nahe stehen, bestätigten Berichten zufolge ihre Rückkehr. Rund eine Woche zuvor war die Regierungskritikerin nach Litauen geflohen.

2018 trat Sobtschak bei der Präsidentschaftswahl gegen Putin an.
(Foto: picture alliance / Yuri Kadobnov/POOL AFP/AP/dpa)
Die Journalistin ist die Tochter von Anatoli Sobtschak, der in den 1990er Jahren als Bürgermeister von St. Petersburg politischer Mentor von Kremlchef Wladimir Putin war. Lange genoss sie daher in Russland mehr Freiheiten als andere Oppositionelle.
Ende Oktober wurde allerdings der kaufmännische Leiter von Sobtschaks Medienunternehmen Attention Media wegen angeblicher Erpressung festgenommen. Die Firma betreibt unter anderem Sobtschaks Youtube-Kanal mit mehr als drei Millionen Abonnenten. Dort hatte die Journalistin in den vergangenen Monaten mehrfach den russischen Angriff auf die Ukraine kritisiert. Staatliche Medien berichteten, dass auch gegen Sobtschak ermittelt werde. Am 26. Oktober war ihr Landhaus unweit von Moskau durchsucht worden.
Am selben Tag verließ sie Russland und reiste über Belarus in das EU-Land Litauen ein. Neben der russischen besitzt Sobtschak auch die israelische Staatsbürgerschaft und kann daher in die Europäische Union einreisen, obwohl die baltischen Staaten und Polen Mitte September Einreiseverbote für Russen mit Touristenvisum verhängt hatten.
"Die letzte freie Redaktion" in Russland
Die staatliche Nachrichtenagentur TASS hatte nach Sobtschaks Ausreise gemeldet, die Polizei habe den Befehl eines Ermittlers erhalten, Sobtschak festzunehmen, "aber es gelang ihr zu entkommen". Später, so die Agentur, seien die Anschuldigungen gegen sie jedoch fallengelassen worden.
Nach ihrer Flucht hatte Sobtschak die Vorwürfe zurückgewiesen. Es handele sich um den Versuch, Druck auf ihr Medienunternehmen auszuüben, schrieb sie auf Telegram. "Es ist klar, dass es sich um einen Angriff auf meine Redaktion handelt, die letzte freie Redaktion in Russland, die unter Druck gesetzt werden musste." Sobtschaks Mutter Ljudmila Narusowa, langjährige Senatorin im russischen Föderationsrat, hatte vor wenigen Tagen der staatlichen Nachrichtenagentur Ria Nowosti gesagt, ihre Tochter werde "sehr bald" nach Russland zurückkehren.
In russischen Medienberichten wird Sobtschak oft als Putins Patentochter bezeichnet - obwohl sie es kurz vor der Präsidentschaftswahl im Jahr 2018 dementierte. Bei der Wahl hatte Sobtschak gegen Amtsinhaber Putin kandidiert. Beobachter warfen ihr damals vor, dass sie sich habe instrumentalisieren lassen, um der Wahl einen Anschein von Wettbewerb zu geben.
(Dieser Artikel wurde am Montag, 07. November 2022 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, uzh