Täter bleiben meist ohne Strafe Zahl der getöteten Journalisten stark gestiegen
16.01.2023, 16:53 Uhr
Frédéric Leclerc-Imhoff starb durch einen Bombensplitter.
(Foto: picture alliance / abaca)
Nicht nur wegen des Krieges in der Ukraine sterben 2022 mehr Journalisten als im Jahr zuvor. Zwei weitere Regionen sind laut eines Berichts der UNESCO ebenfalls ziemlich brisant für Medienschaffende. Oft werden diese in ihrer Freizeit ermordet.
Nach mehreren Jahren des Rückgangs ist die Zahl der getöteten Journalisten weltweit 2022 um 50 Prozent auf 86 angestiegen. Lateinamerika und die Karibik seien die gefährlichsten Gegenden für Journalisten, heißt es in einem in Paris vorgestellten Bericht der UNESCO. In dieser Region seien 44 Journalisten und Medienschaffende getötet worden, also mehr als die Hälfte. In der Ukraine seien 2022 zehn Journalisten getötet worden. Damit liegt die Ukraine an zweiter Stelle hinter Mexiko, wo 19 Journalisten getötet wurden.
Im vergangenen Frühjahr starb zum Beispiel der französische Kriegsreporter Frédéric Leclerc-Imhoff bei einem russischen Angriff, als er bei Sjewjerodonezk eine humanitäre Evakuierung begleitete. Kurz darauf wurden der britische Journalist Dom Philips und der Indigenen-Experte Bruno Pereira während einer Reise in das Javari-Tal im Westen Brasiliens ermordet. Pereira hatte illegale Machenschaften für die Behörden dokumentiert und mit einem der späteren Angeklagten wegen illegalen Fischfangs in indigenem Gebiet im Konflikt gelegen. Phillips ermordeten die Täter wohl nur, weil er auch vor Ort war.
"Kein sicherer Ort mehr für Journalisten"
Laut der UNESCO wurde etwa die Hälfte der Journalisten in ihrer Freizeit getötet, also etwa zu Hause oder auf Reisen. "Das heißt, dass es keinen sicheren Ort mehr für Journalisten gibt", heißt es in dem Bericht. Die Gründe sind unterschiedlich, häufig handle es sich um Racheakte für Berichte über heikle Themen, etwa organisiertes Verbrechen, bewaffnete Konflikte, Extremismus oder Korruption. Der Anteil der Fälle, in denen die Täter straffrei bleiben, ist mit 86 Prozent ausgesprochen hoch.
Journalisten, vor allem aber auch Journalistinnen, werden laut des Berichts zudem häufig mit anderen Formen von Gewalt konfrontiert, beispielsweise Entführungen, willkürliche Haft und juristische Verfolgung. In den vergangenen Jahren hatte die Zahl der getöteten Journalisten abgenommen: 2018 waren 99 Journalisten gewaltsam ums Leben gekommen, von 2019 bis 2021 waren es jeweils 58 gewesen.
Quelle: ntv.de, rog/rts