Politik

Wollten Brot kaufen Zehn Zivilisten in Warteschlange in Tschernihiw erschossen

Die Stadt Tschernihiw ist immer wieder Ziel russischer Angriffe.

Die Stadt Tschernihiw ist immer wieder Ziel russischer Angriffe.

(Foto: picture alliance/dpa/AP)

Sie stehen an, um Brot zu kaufen, als sie bei einem Angriff getötet werden. Fast ein Dutzend Menschen sterben vor einem Lebensmittelladen in Tschernihiw. Ukrainischen Angaben zufolge handelt es sich um eine russische Offensive. Russland weist die Vorwürfe zurück.

Russische Soldaten haben nach ukrainischen Angaben mindestens zehn Menschen getötet, die vor einem Lebensmittelladen in Tschernihiw anstanden, um Brot zu kaufen. Um 10 Uhr (9 Uhr MEZ) am Morgen hätten die russischen Armeeangehörigen das Feuer auf die Menschenschlange eröffnet, teilte die ukrainische Generalstaatsanwaltschaft mit. "Nach vorläufigen Erkenntnissen wurden zehn Zivilisten getötet." Es sei eine Untersuchung wegen "vorsätzlichen Mordes" eingeleitet worden.

In einem Video, das im Internet verbreitet wurde, sind die toten Körper am Boden liegend zu sehen. Die US-Botschaft in Kiew sprach von einem "schrecklichen Anschlag". "Wir erwägen alle verfügbaren Optionen, um die Rechenschaftspflicht für alle Gräueltaten in der Ukraine sicherzustellen", schrieb die Botschaft auf Twitter.

Russland wies die Vorwürfe zurück, in Tschernihiw gebe es keine russischen Truppen. Es handle sich entweder um eine grausame Terrortat ukrainischer Nationalisten oder eine Inszenierung des ukrainischen Geheimdiensts, sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, der Agnetur Tass zufolge.

Die strategisch wichtige Stadt Tschernihiw liegt rund 150 Kilometer nördlich von Kiew an der Grenze zu Belarus. Die russische Armee hatte die Großstadt bereits nach dem Beginn der Invasion in der Ukraine am 24. Februar heftig beschossen. Die humanitäre Lage dort gilt als katastrophal, viele Gebäude sind zerstört.

Nach Angaben der Menschenrechtsbeauftragten des ukrainischen Parlaments, Ljudmila Denissowa, wurden bei der Explosion einer Landmine am 8. März in der Region Tschernihiw drei Erwachsene getötet und drei Kinder verletzt. Es war das erste Mal seit Beginn des russischen Angriffskriegs, dass von offizieller ukrainischer Seite Angaben zu Toten durch Landminen gemacht wurden.

Allein in der Region Tschernihiw hat die Staatsanwaltschaft seit Beginn des russischen Angriffs am 24. Februar mindestens 200 Fälle aufgenommen, die als Kriegsverbrechen eingestuft werden könnten, wie der öffentlich-rechtliche Sender Suspilne berichtete. Am Dienstag hätten Besatzungstruppen im Ort Hajworon das Feuer auf Mitarbeiter einer Agrarfirma eröffnet. Dabei seien ein Mensch getötet und vier verletzt worden. Am Montag hätten russische Soldaten in Mochnatyn drei junge Männer - einen 19-Jährigen sowie 17-jährige Zwillinge - erschossen, die durchs Dorf liefen.

Quelle: ntv.de, chf/doa/AFP

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