Politik

"Jedem das Seine" Zentralrat der Juden für Entfernung von Feldjäger-Motto

Die Feldjäger nutzen den lateinischen Ausspruch "suum cuique" ("Jedem das Seine") in Abzeichen.

Die Feldjäger nutzen den lateinischen Ausspruch "suum cuique" ("Jedem das Seine") in Abzeichen.

(Foto: picture alliance/dpa)

Das Verteidigungsministerium prüft das Feldjäger-Motto "suum cuique" ("Jedem das Seine"), das auf die römische Philosophie zurückgeht, aber als Inschrift am Haupttor des KZ Buchenwald verewigt wurde. Für den Präsidenten des Zentralrats der Juden ist es "unauslöschlich mit dem nationalsozialistischen Massenmord verbunden".

Der Zentralrat der Juden hat sich für die Entfernung des Mottos der Bundeswehr-Feldjäger ausgesprochen. "Es gibt Redewendungen, die unauslöschlich mit dem nationalsozialistischen Massenmord verbunden sind, auch wenn sie nicht von den Nationalsozialisten erfunden wurden", sagte Zentralrats-Präsident Josef Schuster der Zeitung "Welt". Der Satz "Jedem das Seine" gehöre aufgrund seiner Verwendung im Konzentrationslager Buchenwald unzweifelhaft dazu.

Die Feldjäger sind die Militärpolizei der Bundeswehr. Sie nutzen den lateinischen Ausspruch "suum cuique" ("Jedem das Seine") in Abzeichen, die etwa am Barrett getragen werden. Das Bundesverteidigungsministerium hatte am Dienstag eine Prüfung zur Vereinbarkeit mit Bestimmungen zu durch die NS-Zeit diskreditierten Symbolen angekündigt.

Es wäre "mehr als wünschenswert, dass die Aufschrift 'suum cuique' von den Barettmützen und Verbandsabzeichen der Feldjäger entfernt wird", sagte Schuster der Zeitung. "Dies wäre nicht nur im Interesse der Opfer der Schoah, sondern auch der Bundeswehr selbst."

Spruch am Lagertor Buchenwalds

Ähnlich äußerte sich der Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, Jens-Christian Wagner. "'Jedem das Seine' ist wegen seiner zynischen Verwendung am Lagertor des KZ Buchenwald historisch derart belastet, dass auch sein lateinisches Original als Motto für Verbände der Bundeswehr nicht tragbar ist", sagte er der "Welt". "Der Schriftzug 'suum cuique' sollte vom Truppenabzeichen der Feldjäger entfernt werden. Das gebieten der Respekt vor den Opfern und ein kritisches Geschichtsbewusstsein."

Aus der Unionsfraktion im Bundestag wurden Bedenken geäußert. "Die Nationalsozialisten haben die deutsche Übersetzung dieses seit fast zweieinhalb Jahrtausenden bestehenden philosophischen Satzes pervertiert", sagte Fraktionsvize Johann Wadephul der Zeitung. "Trotzdem aber bleibt der moralische und rechtliche Hintergrund dieses in der Antike formulierten Grundsatzes gültig, der Recht und Gerechtigkeit in Einklang bringen will", so der CDU-Politiker.

(Dieser Artikel wurde am Donnerstag, 16. Juni 2022 erstmals veröffentlicht.)

Quelle: ntv.de, mpe/AFP

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