"Du kannst alles tun" Nein, auch dieses Urteil wird Trump nicht stoppen


Trump war während des Prozesses nicht anwesend, wurde aber im Oktober von der Anwältin der Klägerin befragt.
(Foto: AP)
Seit Jahren hoffen die Demokraten in den USA und die liberale Öffentlichkeit weltweit, dass Trump über einen seiner Skandale stolpern wird. Doch Umfragen sind wichtiger für Trumps politische Zukunft als Urteile.
Es ist immer das Hoffen auf den nächsten Prozess. Wenn nicht dieser, so doch der nächste Skandal, zumal richterlich oder durch eine Jury aus Geschworenen beglaubigt, wird Donald Trump endlich enttarnen, wird seinen Anhängern zeigen, dass er nur ein Narzisst von vorgestern ist, der sich für den Messias hält.
Auch dieses Mal, auch nach der Verurteilung durch ein Bundesgericht in New York, wird das nicht passieren. Nicht, weil das Urteil schwächer ausgefallen ist als erhofft - Trump wurde wegen sexueller Nötigung zur Zahlung von fünf Millionen Dollar Schadensersatz verurteilt. Auch nicht, weil es nur ein Zivil- statt ein Strafprozess war - hier gelten weniger harte Regeln für die Beweisführung. Sondern einfach, weil die Vorwürfe nicht geeignet sind, Trumps Ruf zu schaden.
Trump hat die Präsidentschaftswahlen 2016 gewonnen, obwohl wenige Wochen zuvor eine Aufnahme auftauchte, auf der er einem Fernsehmoderator in abwertender Ausdrucksweise erzählt, wie er mit Frauen umgeht. Dort fielen auch die viel zitierten Sätze, in denen er sagt, dass man mit Frauen alles machen kann, wenn man ein Star ist. "Pack sie an der Muschi. Du kannst alles tun."
Seinen Anhängern war so etwas egal, sie spielten es herunter oder fanden es selbst vielleicht gar nicht so schlimm. So gingen sie auch mit seinen anderen Skandalen um, von denen jeder einzelne gereicht hätte, einen normalen Politiker aus jedem beliebigen Amt zu jagen: Neben den ewigen Lügen wären da beispielhaft etwa die Kontakte seines Umfelds zu Vertretern Russlands im Wahlkampf 2016 und sein Verhalten vor und während der Verwüstung des Kapitols zu nennen.
Der eine oder andere Skandal hat Trumps ohnehin nie hohen Umfragewerte vielleicht mal kurz sinken lassen, aber nachhaltig geschadet haben sie ihm nicht, jedenfalls nicht da, wo es für ihn drauf ankommt: bei den Wählern der Republikaner. Auch jetzt führt er das Feld der möglichen Präsidentschaftskandidaten seiner Partei mit deutlichem Abstand an: Er kommt aktuell auf 52,7 Prozent, der nach ihm aussichtsreichste Bewerber, Floridas Gouverneur Ron DeSantis, der noch zögert, seine Kandidatur offiziell zu erklären, erreicht nur 22,3 Prozent.
Was das alles für die eigentliche Präsidentschaftswahl im November 2024 bedeutet, ist pure Spekulation. Sicher ist nur eines: So lächerlich Trump auf Beobachter wirken mag, die nicht zum harten Kern seiner Anhängerschaft gehören, so überzeugend bleibt er für seine Basis. Mehr als zwei Drittel der republikanischen Wähler glauben, dass die Ermittlungen politisch motiviert waren, um Trump zu stoppen. Trump hat aus einem Großteil der republikanischen Partei eine Sekte gemacht. Ein Urteil, so wichtig und begrüßenswert es sein mag, wird daran nichts ändern.
Quelle: ntv.de