Person der Woche

Person der Woche: Mina Yaghoubi 85 Peitschenhiebe und 11 Jahre Haft für eine Demo

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Das iranische Mullah-Regime geht mit immer größerer Brutalität gegen demonstrierende Frauen vor. Eine 33-jährige Mutter und Fitnesstrainerin wird nach einer Demonstration verhaftet, gefoltert und vom Revolutionsgericht einem unmenschlichen Urteil unterworfen.

Eine iranische Fitnesstrainerin ist zu 85 Peitschenhieben und insgesamt elf Jahren Gefängnis verurteilt worden. Ihr Vergehen: Die 33-Jährige hatte im Oktober 2022 bei Protesten in der Industriestadt Arak einen Stein auf ein Plakat mit dem "Obersten Führer" Ali Chamenei geworfen. Das prangte am Eingang zu einem "Märtyrer-Friedhof" von vermeintlichen Revolutionshelden des islamistischen Regimes. Am 1. November wurde Mina Yaghoubi festgenommen und über mehrere Wochen hinweg brutal gefoltert. Als sie Anfang Dezember auf Kaution freigelassen wurde, war ihr Gesicht entstellt. "Lange Zeit war ich intensiven Verhören und Folter ausgesetzt, 12 Stunden am Tag", berichtete sie hernach in einem Video. Im Internet kursieren von ihrer vorübergehenden Freilassung Videos und Fotos.

Ein Revolutionsgericht des Mullah-Regimes hat sie nun zu einer dreifachen Strafe verurteilt. Die Mutter einer zwölfjährigen Tochter muss elf Jahre ins Gefängnis. Zusätzlich bekommt sie 85 Peitschenhiebe und muss 124 Stunden Gräber waschen. Mit derartigen harten Strafen in Schauprozessen versucht das Regime Angst unter den Protestierenden zu verbreiten und vor weiteren Demonstrationen abzuschrecken. Yaghoubi sagte, dass sie vom Gericht mehrmals gedrängt wurde, ihre Proteste offiziell zu bereuen. Dann könne man ihre Haftstrafe verringern. Doch sie habe den Richtern entgegnet, dass sie niemals "von den Idealen der Bewegung Frauen, Leben, Freiheit" abrücken werde.

Yaghoubi wird damit zu einer weiteren Heldin der Frauenprotestbewegung. Auf mehreren Webseiten der Widerstandsbewegung wird über ihren Fall berichtet. Der Nationale Widerstandsrat des Iran (NCRI) im Exil meldet Details ihrer Verurteilung. Demnach hat sie eine achtjährige Gefängnisstrafe vom Revolutionsgericht und weitere drei Jahre von einem Strafgericht erhalten.

Hunderte Tote, viele Todesurteile

Die Menschenrechtsorganisation "Human Rights Activists News Agency" (HRANA) mit Sitz in den USA meldete, dass seit Beginn der Proteste im Iran vor fünf Monaten mindestens 527 Menschen getötet worden seien, darunter auch 71 Minderjährige. Insgesamt seien 20.000 Menschen festgenommen worden. Mehr als hundert von ihnen drohe ein Todesurteil, mehrere Demonstranten seien bereits hingerichtet worden.

Die Proteste in der Islamischen Republik hatten Mitte September begonnen. Auslöser war der Tod der 22 Jahre alten iranischen Kurdin Mahsa Amini. Die Sittenpolizei hatte sie festgenommen, weil sie die Zwangsvorschriften für das Tragen eines Kopftuchs nicht eingehalten haben soll. Die Frau starb am 16. September in Polizeigewahrsam. Seither gibt es Demonstrationen gegen den repressiven Kurs der Regierung sowie das islamische Herrschaftssystem.

Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock hat am Montag in einer Rede vor dem UN-Menschenrechtsrat in Genf die "brutale Unterdrückung" der Proteste und den "Tod Hunderter Frauen, Männer und Kinder" scharf verurteilt. An die Menschen im Iran gerichtet sagte sie: "Wir werden euch nicht vergessen, wir stehen jeden Tag an eurer Seite." Baerbock rief die iranische Führung auf, "die gewaltsame Niederschlagung der friedlichen Proteste zu stoppen" und keine weiteren Todesurteile zu verhängen und auszuführen.

Dreifacher Mutter droht Todesstrafe

Der UN-Menschenrechtsrat hatte im November in einer Sondersitzung eine unabhängige Untersuchung des gewaltsamen Vorgehens der Behörden gegen die Proteste im Iran beschlossen. "Niemand sollte im 21. Jahrhundert in der Lage sein, Menschenrechte mit Füßen zu treten, ohne mit Konsequenzen rechnen zu müssen", mahnte Baerbock.

Von dieser Drohung unbeeindruckt verhängt die iranische Justiz weiter hundertfach grausame Urteile. Ähnlich wie Yaghoubi ist der Fall von Fahime Karimi. Die Volleyballtrainerin und Mutter von drei Kindern sitzt im berüchtigten Teheraner Gefängnis von Evin. Der Spiegel berichtet: "Immer wieder habe sie an die Zellentür gehämmert und 'Freiheit, Freiheit' gerufen, auch die Namen ihrer Kinder." Ihr wird vorgeworfen, eine Anführerin der Proteste zu sein. Nun droht ihr die Todesstrafe. Die CDU-Politikerin Julia Klöckner hat sich dieses Falles besonders angenommen und eine "Patenschaft" übernommen, um die Weltöffentlichkeit über das Schicksal dieser verfolgten Mutter aufzurütteln.

Unter den vielen mutigen Frauen, die gegen das Mullah-Regime aufbegehren, ist auch die prominente Tochter des früheren iranischen Präsidenten Hashemite Rafsanjani, Faezeh Hashemi. Auch sie ist nach ihrer Teilnahme an den Protesten wegen "Propaganda" gegen die Islamische Republik zu fünf Jahren Haft verurteilt worden. Hashemi war Parlamentsabgeordnete und Frauenrechtsaktivistin. Sie förderte demonstrativ den Frauensport sowie das Radfahren in der Öffentlichkeit. Sie war die erste Politikerin, die es wagte, Jeans unter ihrem Tschador zu tragen. Ihr Vater war von 1989 bis 1997 Präsident. Akbar Hashemi Rafsanjani galt als gemäßigt, setzte sich für eine Verbesserung der Beziehungen zum Westen und für ein liberaleres Land ein. Davon ist Teheran derzeit brutal weit entfernt.

Quelle: ntv.de

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