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Thüringen Schulessen in Thüringen – Kommunen kämpfen mit Problemen

Steigende Preise und Personalmangel machen das Schulessen in Thüringen vielerorts zur Herausforderung. Wie Kommunen und Landesregierung nach Lösungen suchen.

Erfurt (dpa/th) - Die Versorgung der Thüringer Schüler mit einer warmen Mittagsmahlzeit wird immer schwieriger. Derzeit gibt es in den meisten größeren Kommunen zwar keine großen Engpässe oder Ausfälle, fast alle sehen diese Leistung aber als zunehmende Herausforderung, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab. Die Kommunen selbst sehen jedoch nur wenige Möglichkeiten, Einfluss auf die Probleme zu nehmen. 

Erst kürzlich hatte die Stadt Erfurt mitgeteilt, dass zum Schulstart drei Standorte - teils aufgrund fehlenden Ausgabepersonals - ohne Mittagsverpflegung auskommen müssten. Die Lage hat sich Sprecher Patrick Weisheit zufolge aber inzwischen entschärft. Innerhalb kürzester Zeit hätten sich mehrere Erfurt Bürger als ehrenamtliche Helfer gemeldet. In Greiz gibt es einer Sprecherin zufolge an zwei Schulen in Trägerschaft des Kreises keinen Essensanbieter. Hier mangele es aber nicht am Personal, sondern an der Wirtschaftlichkeit, hieß es. 

Wenn Essen zur Kostenfrage wird

In vielen Kommunen ist dieses Dilemma bekannt, besonders an kleineren Schulen ohne eine gewisse Mindestabnahmemenge: Wenn aufgrund von Energie-, Personal- und Lebensmittelkosten die Preise für Essen angehoben werden müssen, sinken in der Regel die Teilnehmerzahlen - was wiederum den Druck auf die Kosten pro Essen erhöht. Sinkende Schülerzahlen verschärften das perspektivisch noch, hieß es aus den Kommunen. Die Schere zwischen akzeptablen Preisen und ausreichend Teilnehmern ist aktuell das verbreitetste Problem. 

Zudem gibt es regional unterschiedliche Schwierigkeiten: So sei etwa in Nordhausen die Auswahl an regionalen Anbietern begrenzt, erklärt ein Sprecher der Stadt. In Eisenach werde das Essen in drei Küchen in örtliche Schulen gekocht - hier sei die Verteilung an andere Standorte eine logistisch und personell anspruchsvolle Aufgabe. Zwei Schulen würden daher mit Essen aus Assietten (Schalen) versorgt. In Gera nähmen Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten der Schüler immer stärker zu, hieß es. Mehrere Kommunen sehen die Qualitätsstandards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung als herausfordernd, der zufolge pro Woche nur je ein Fisch- und ein Fleischgericht angeboten werden sollte. 

Vielfalt trotz Engpässen

Das Essensangebot trotzdem abwechslungsreich und attraktiv für die Schüler zu halten, sei teils nicht einfach. Dennoch gab es den jeweiligen Sprechern zufolge bisher weder in den Städten Gera, Weimar, Eisenach, Nordhausen, Gotha und Jena noch im Kreis Nordhausen, im Wartburgkreis oder im Unstrut-Hainich-Kreis größere Engpässe oder Ausfälle. Die Nachfrage ist bei fast allen Befragten stabil. 

In der Regel wird Schulessen zu einem Großteil in Grundschulen nachgefragt, je nach Standort nehmen laut der befragten Kommunen bis zu 80 Prozent der Schüler das Angebot an. In weiterführenden Schulen sinke der Anteil, allerdings steige dieser in den höheren Klassen der Gymnasien oft wieder an. Im Schnitt liegen die Kosten für ein Essen zwischen 3,50 Euro und 5,00 Euro. In vielen Kommunen werden die Essen mit 50 Cent bezuschusst. 

Härtefälle und künftig kostenfreies Mittagessen?

Unter anderem im Kreis Nordhausen existieren Härtefallregelungen für Kinder aus Elternhäusern, die keine oder noch keine staatlichen Leistungen erhalten. In solchen Fällen werden die Kosten der Mittagsverpflegung von der Kommune übernommen. Im Wartburgkreis ist einer Sprecherin zufolge der Anteil der leistungsberechtigten Kinder nach dem Bildungs- und Teilhabegesetz seit 2023 deutlich angestiegen. Angesichts steigender Kosten und Schwierigkeiten, besonders für die Essensausgaben Personal zu finden, müsse perspektivisch über alternative Versorgungsmodelle nachgedacht werden.

Eine Hilfe beim Thema Schulessen werde derzeit von der neuen Landesregierung diskutiert, hieß es aus dem Bildungsministerium. Ziel sei der Einstieg in ein kostenfreies Mittagessen an den Thüringer Schulen. Das Thema werde innerhalb der Brombeerkoalition noch intensiv beraten. Neben der Finanzierung gehe es dabei um Fragen der qualitativen Standards, logistische Herausforderungen sowie Zuständigkeiten. In Thüringen gibt es nach aktuellen Daten des Ministeriums momentan rund 261.230 Schüler an 957 Schulen.

Quelle: dpa

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