"Messerstecher", "Terrorist" Antidiskriminierungsbeauftragte beklagt Zunahme rassistischer Diskriminierungen
17.02.2025, 11:20 Uhr
Die Unabhängige Bundesbeauftragte für Antidiskriminierung, Ferda Ataman, ist unzufrieden mit dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz. (Archivbild)
(Foto: Soeren Stache/dpa)
Die Antidiskriminierungsbeauftragte des Bundes, Ferda Ataman, beklagt eine Zunahme rassistischer Diskriminierungen im Alltag. "Wir beobachten, dass die Zahl rassistischer Diskriminierungen im Alltag deutlich zunimmt", sagte Ataman den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Bei der Antidiskriminierungsstelle des Bundes habe die Zahl der Beratungsfälle zu Rassismus inzwischen "die Schwelle von 20.000" überstiegen: Von 2006 bis einschließlich Dezember 2024 waren es demnach 21.600 Fälle.
Menschen berichteten von rassistischem Mobbing am Arbeitsplatz, Ärzte lehnten muslimische Patienten als "Messerstecher" ab und Schüler würden als "kleiner Terrorist" an die Tafel gerufen, so Ataman. Statt das Sicherheitsgefühl von migrantischen Menschen zu stärken, würden sie derzeit mehr denn je zum Sicherheitsproblem erklärt.
Fünf Jahre nach dem Anschlag in Hanau hätten Migrantinnen und Migranten in Deutschland heute mehr Angst als je zuvor, betonte die Antidiskriminierungsbeauftragte. In Hanau hatte am 19. Februar 2020 ein Rechtsextremist neun Menschen mit Migrationshintergrund ermordet.
"Der Anschlag von Hanau war ein Schock für alle Migranten und ihre Nachkommen", sagte Ataman. Seither habe jedoch der Staat seine Hausaufgaben nicht gemacht: Migrantinnen und Migranten und ihre Nachkommen seien heute nicht besser vor Diskriminierung geschützt. Zudem würden Hunderte per Haftbefehl gesuchte Rechtsextreme immer noch frei herumlaufen, fehle eine ehrliche Aufklärung des Behördenversagens und drangsaliere der rechtsextreme Vater des Täters die Angehörigen weiter.
Ataman forderte von der nächsten Bundesregierung ein klares Signal, dass sie die Ängste ernst nehme und Rassismus nicht toleriere. "Eine Antwort auf Hanau muss deshalb ein Nationaler Aktionsplan für Antidiskriminierung sein, der konkrete Verbesserungen bringt", verlangte sie.
Quelle: ntv.de, AFP