Menschenrechtler haben kurz vor dem Prozess gegen einen prominenten vietnamesischen Journalisten, Blogger und Aktivisten die sofortige Freilassung des 48-Jährigen gefordert. Nguyen Lan Thang drohen bis zu zwölf Jahre Haft. Ihm wird vorgeworfen, "Informationen, Dokumente und Gegenstände gegen den Staat erstellt, gespeichert, verteilt oder verbreitet zu haben". Das Verfahren findet am Mittwoch in der Hauptstadt Hanoi statt.

"Vietnams Behörden trampeln systematisch auf den Menschenrechten herum, indem sie mutige Blogger wie Nguyen Lan Thang dafür bestrafen, dass sie ihre Ansichten über die Regierung geäußert haben", schrieb Phil Robertson, Vize-Direktor für Asien von Human Rights Watch, am Dienstag. Vietnams Handelspartner in Europa, Nordamerika, Australien und Japan sollten die Unterdrückung der Redefreiheit anprangern und die Freilassung von Nguyen Lan Thang fordern, erklärte Robertson.

Die vietnamesischen Behörden beschuldigen Thang, "staatsfeindliche" Videos auf Facebook und YouTube gepostet und Bücher aufbewahrt zu haben, die angeblich die Kommunistische Partei des Landes verleumden. Anfang Juli 2022 wurde er festgenommen. Laut Amnesty International werden ihm regelmäßige Familienbesuche verweigert. Seinen Anwalt durfte er demnach erstmals am 16. Februar treffen - sieben Monate nach der Festnahme.

Die Amnesty-Kampagnenexpertin Ming Yu Hah sagte, Thangs friedlicher Aktivismus sollte "als Teil einer legitimen öffentlichen Debatte begrüßt werden, aber stattdessen drohen ihm Jahre im Gefängnis". Sie forderte, alle Anklagepunkte fallenzulassen und Thang umgehend freizulassen.