Könnte schon 2023 starten Aldi Süd plant offenbar Lieferdienst für Lebensmittel
02.11.2022, 13:50 Uhr
In Deutschland liefert Aldi nur Aktionsartikel direkt an seine Kunden - Lebensmittel gibt es bisher nur im Laden.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Testphase läuft bereits: Aldi Süd versucht sich in den USA mit der Lieferung frischer Lebensmittel frei Haus. Die dortige Entwicklung könnte als Blaupause für Deutschland dienen, der Markteintritt soll kurz bevorstehen. Der Discounter sucht bereits nach Fachkräften.
Der Lebensmittelhändler Aldi Süd will in Deutschland angeblich schon nächstes Jahr einen Lieferdienst für frische Lebensmittel aufbauen. In den USA testet der Discounter bereits einen solchen Webshop samt Lieferung. Laut dem "Handelsblatt" wird damit der Einstieg in den deutschen Markt vorbereitet. Insidern zufolge solle das Angebot in Deutschland schon im ersten Halbjahr 2023 verfügbar sein.
Laut der US-Branchenzeitung "Supermarket News" arbeitet der Discounter dort schon länger am Umbau seiner Website in eine E-Commerce-Plattform: Bereits im September konnte sie demnach von einer kleinen Gruppe Kunden erstmals getestet werden. Man befinde sich erst in der Beta-Testphase, wird Scott Patton, US-Einkaufsleiter bei Aldi, zitiert.
In den USA verkündete Aldi Süd Ende Oktober die Zusammenarbeit mit dem Softwarespezialisten Spryker. Das in Berlin ansässige Unternehmen entwickelt cloud-basierte Plattformlösungen. Die sollen Kunden einen zügigen Markteintritt und dann eine schnelle Skalierung des Geschäfts ermöglichen. Für Aldi Süd könnte das hilfreich sein, um den Webshop nach einer Testphase rasch auszubauen. Das ist laut US-Einkaufsleiter Patton Aldis Ziel: "Die Website kommt. Sobald wir sie hier haben können, werden wir sie hier haben", sagte er.
USA könnten Blaupause werden
Bisher bietet Aldi in den USA Lebensmittellieferungen nur über den Dienstleister Instacart an. Der Discounter hat aber noch keine eigene Infrastruktur für Verkauf und Lieferung aufgebaut. Das soll sich nach Informationen des "Handelsblatts" ändern - auch in Deutschland: Für seine Zentrale in Mühlheim habe Aldi Süd rund 50 Stellen für E-Commerce-Fachkräfte ausgeschrieben. Allerdings bremse der Beirat des Unternehmens noch. Immerhin würde es einen hohen dreistelligen Milliardenbetrag kosten, eine digitale Verkaufsplattform zu entwickeln und die nötige Logistik für Lebensmittellieferungen aufzubauen, schätzt die Zeitung. In Unternehmenskreisen stehe demnach aber nicht mehr infrage, ob dieses Angebot starte, sondern nur noch wann.
Auf ntv.de-Anfrage wollte Aldi Süd für den Einstieg in den deutschen Markt kein Datum nennen. Der Discounter bestätigte aber, dass man die Entwicklungen am Markt beobachte und täglich Testläufe durchführe. Beispiele böten aktuell die USA, Großbritannien und die Schweiz.
In der Schweiz startete Aldi bereits im Dezember 2021 einen Lieferdienst, in Großbritannien können Kunden online shoppen und dann die fertig gepackten Einkaufstüten im Laden abholen. Wie genau das Online-Angebot in Deutschland aussehen soll, scheint noch offen. Einige der ausgeschriebenen E-Commerce-Stellen für die deutsche Aldi-Süd-Zentrale liefern allerdings einen Fingerzeig in Richtung USA: Zum Aufgabenbereich soll hier eine "enge Zusammenarbeit mit unserem Entwicklungspartner Spryker" gehören.
Ob Aldi Nord eine Rolle im Ausbau des Onlinegeschäfts spielen wird, ist laut "Handelsblatt" noch unklar. Aus Unternehmenskreisen sei demnach nur zu hören, dass man die technische Entwicklung alleine vorantreibe, sich dabei aber eng mit dem Schwesterkonzern abstimme. Die beiden Aldis hatten im letzten Jahr ihre Onlineshops für Aktionsartikel zusammengelegt. Der Konkurrenz hechelt man damit aber weit hinterher: Lidl erzielt mit seinem Onlinegeschäft in Deutschland bereits Milliardenumsätze, Rewe ist schon seit Jahren am Start. Mit Flink, Gorillas oder Getir tummeln sich zudem zahlreiche Startups auf dem Markt der schnellen Lebensmittellieferungen. Das Geschäft ist sehr verlustreich.
Quelle: ntv.de, lwe