AWS liefert Rechenleistung Amazon steckt Milliarden in KI-Entwickler
25.09.2023, 12:20 Uhr Artikel anhören
Der Cloud-Dienstleister AWS soll den Hauptteil der von Anthropic benötigten Rechenleistung liefern.
(Foto: REUTERS)
Der US-Onlineriese Amazon passt seine Strategie im KI-Wettlauf an: Das Unternehmen gibt seine Neutralität auf und setzt auf das Startup Anthropic. Im Gegenzug kauft Anthropic Chips von Amazon und legt sich auf Amazons Cloud-Dienstleister AWS fest.
Im Wettstreit mit Microsoft und Google um die Technologieführerschaft bei Künstlicher Intelligenz (KI) legt Amazon einen Zahn zu. Der Online-Händler kündigte an, bis zu vier Milliarden Dollar in bar in den KI-Entwickler Anthropic zu investieren. Die Cloud-Sparte Amazon Web Services (AWS) werde zunächst Anteile für 1,25 Milliarden US-Dollar übernehmen. Daneben gebe es eine Kaufoption über weiter 2,75 Milliarden Dollar. Im Gegenzug erhalten der Konzern und seine Kunden den Angaben zufolge bevorzugten Zugriff auf die Technologie von Anthropic. Außerdem verpflichte sich das Startup, seine KI hauptsächlich auf der AWS-Cloud laufen zu lassen.
Zudem kaufe Anthropic Tausende von Amazons Spezialchips, um seine KI zu trainieren. Die beiden Firmen machten keine Angaben, wie groß die Beteiligung von Amazon künftig sein oder wie hoch Anthropic insgesamt bewertet wird. Experten taxierten die Bewertung bislang auf vier Milliarden Dollar.
Das von ehemaligen OpenAI-Beschäftigten gegründete Startup bewirbt seinen ChatGPT-Rivalen als sicher. Die Software werde Nutzern keine Anleitungen zum Waffenbau liefern oder rassistisch geprägte Sprache nutzen. Das "Claude 2" genannte Modell sei zudem darauf spezialisiert, besonders umfangreiche Befehle zu verarbeiten, um beispielsweise Vertragstexte zusammenzufassen.
Amazon gibt Neutralität auf
Der Videokonferenz-Spezialist Zoom, der ebenfalls Anthropic-Anteile hält, will die KI in seine Programme einbauen. Zu den bisherigen Investoren gehören zudem die Alphabet-Tochter Google, Europas größtes Softwarehaus SAP und sein US-Rivale Salesforce.
Amazon, der größte Cloud-Computing-Anbieter, hat seine Strategie bei der Unterstützung von KI-Startups etwas geändert. Zuvor wollte das Unternehmen unter den konkurrierenden KI-Startups neutral bleiben und sich darauf konzentrieren, eine große Auswahl an verschiedenen KI-Diensten auf seiner Cloud-Infrastruktur anzubieten. Vergangenen Monat war Amazon eines von mehreren Technologieunternehmen, das sich an einer Finanzierungsrunde in Höhe von 235 Millionen US-Dollar für das KI-Startup Hugging Face beteiligte.
Anfang dieses Monats sagte Adam Selipsky, Chief Executive von Amazon Web Services, dass die Strategie des Unternehmens darin bestehe, Kunden, die KI-Funktionen entwickeln wollen, so viel Flexibilität wie möglich zu bieten, anstatt sie auf einen einzigen Anbieter zu beschränken.
Großer Teil des KI-Geldes geht in die Cloud
Anthropic nutzt den Cloud-Dienst von Amazon seit 2021. Zugleich greift das Unternehmen auch auf den konkurrierenden Cloud-Service von Google zurück. Im Rahmen der neuen Vereinbarung wird AWS der primäre Cloud-Anbieter von Anthropic für, wie die Unternehmen es nennen, "unternehmenskritische Arbeitslasten", und Anthropic plant, den Großteil seiner Arbeitslasten in der Cloud von Amazon auszuführen.
Large Language Models (LLM) - also die Algorithmen, die Chatbots wie ChatGPT und Claude antreiben - erfordern große Mengen an Kapital, um sie zu erstellen und zu trainieren, und Startups geben dieses Geld größtenteils für Kosten im Zusammenhang mit Cloud-Computing aus. Von den Milliarden Dollar, die OpenAI von Microsoft erhalten hat, wurde ein Großteil in das KI-Geschäft Azure des Tech-Riesen investiert.
Trotz der Begeisterung und der Investitionen in KI macht diese nur einen Bruchteil der Einnahmen aus, die in Cloud-Computing-Unternehmen fließen. In seiner jüngsten Investoren-Telefonkonferenz prognostizierte Microsoft, dass von dem erwarteten Umsatzwachstum von 26 Prozent in seinem Azure-Geschäft im Quartal 2 Prozentpunkte auf seine KI-Dienste entfallen würden.
Quelle: ntv.de, lwe/rts/DJ