Wirtschaft

Zu früh beruhigt? Anleihenmarkt bleibt in Bodennähe

Wie dünn ist die Höhenluft wirklich?

Wie dünn ist die Höhenluft wirklich?

(Foto: picture alliance / dpa)

US-Hochzinsanleihen befinden sich seit geraumer Zeit unter Druck und warnen so vor einem Kurseinbruch am Aktienmarkt. Nun stabilisiert sich der Sektor – Zeichen für eine Erholung?

Hochzinsanleihen sind, wie der Name schon sagt, in der Regel mit überdurchschnittlich hohen Zinsen ausgestattet. Der Grund dafür liegt in der geringen Bonität des Schuldners, die tiefer als BBB- bewertet ist. Für das erhöhte Ausfallrisiko wird der Anleger mit einem höheren Zins entschädigt. Dementsprechend sind diese Anleihen sehr sensitiv gegenüber Veränderungen in der Geldpolitik und Konjunktur

Was macht die US-Notenbank?

Die größte Veränderung vollzieht sich derzeit in der US-Geldpolitik. US-Notenbankchefin Janet Yellen hat erst kürzlich bekräftigt, noch dieses Jahr die Zinswende einleiten zu wollen. Das Doppelmandat der US-Notenbank Fed, das Vollbeschäftigung und eine Inflationsrate von zwei Prozent anstrebt, rückt in greifbare Nähe. Die Arbeitslosenquote liegt bei 5,1 Prozent und die Kerninflation, die von der Fed als bevorzugtes Inflationsbarometer angesehen wird, liegt bei 1,8 Prozent.

Doch die Unsicherheit über die Zinsentwicklung ist groß. Das zeigt noch ein anderer Zusammenhang: Was passiert, wenn die US-Wirtschaft wieder in eine Rezession abtaucht und die Zinsen immer noch auf dem Allzeittief liegen? Das engt den Spielraum ein und könnte eine Vertrauenskrise auslösen. Eine schnelle Zinsentscheidung wäre hier geboten. Auf der anderen Seite könnten die Entwicklung in China und die fallenden Rohstoffpreise dafür sorgen, dass die Fed erst nächstes Jahr den ersten Zinsschritt wagt.  

Hochzinsanleihen gelten als vorauslaufender Indikator

Die Unsicherheit über veränderte Ausrichtung der US-Geldpolitik und damit auch mögliche negative Rückkopplungseffekte auf die Konjunktur, haben bereits Auswirkungen auf das US-Hochzinsanleihensegment. Betrachtet man Hochzinsanleihenfonds oder -ETFs der gängigen Anbieter, fällt eine eklatante Schwäche gegenüber dem S&P 500 auf. So hat beispielsweise der Blackrock Corporate High Yield Fund bereits im Oktober 2012 sein Hoch erzielt, während der S&P 500 seitdem bis Juni diesen Jahres nochmals um etwa 45 Prozent zulegen konnte. Dabei sollte klassischerweise auch der Hochzinsanleihenmarkt von einer soliden Wirtschaftsentwicklung profitieren. Dann erwirtschaften die Unternehmen Gewinne und können die Verpflichtungen aus ihren Anleihen bedienen.

Ein guter Einstiegszeitpunkt für Hochzinsanleihen existiert, wenn sich die wirtschaftliche Entwicklung wieder zum Besseren wendet. Allerdings müsste dazu die Konjunktur in China wieder an Schwung gewinnen, da Chinas Wachstum maßgeblich das Weltwirtschaftswachstum beeinflusst. Obwohl aber die jüngsten Wirtschaftsdaten aus China noch keine Besserung anzeigen, bewerten Anleger auf dem Hochzinsanleihenmarkt die Situation anders: Nach der jüngsten Korrektur zeigen zahlreiche Indizes aus diesem Segment eine Beruhigung an. So hat sich zum Beispiel der Lyxor Euro Corporate Bond ETF (WKN: LYX0EE) seit Anfang Juli wieder leicht erholt.

So wie der Hochzinsanleihenmarkt dem Aktienmarkt in schwachen Phasen vorgelaufen ist, könnte es sich nun genau andersherum abspielen. Der Hochzinsmarkt erlebt zwar erst einen sehr zarten Aufschwung, signalisiert aber damit, dass einiges an wirtschaftlichen Hiobsbotschaften eingepreist sein könnte. Die Bodenbildung könnte sich fortsetzen.

Quelle: ntv.de

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