Lieber Ivermectin statt Impfung Anti-Wurmmittel in Oberösterreich ausverkauft
16.11.2021, 10:53 Uhr
Auch in den USA schlucken Impfgegner das Entwurmungsmittel.
(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)
Sie wollen sich nicht impfen lassen, vertrauen aber auf ungeprüfte Mittel gegen eine Covid-19-Erkrankung. In Österreich nehmen viele Menschen das Entwurmungsmittel Ivermectin im Selbstversuch.
Einige Impfgegner schwören auf das Anti-Wurmmittel Ivermectin, um damit eine Erkrankung mit Covid-19 zu bekämpfen. In Oberösterreich ist die Nachfrage nach dem vor allem in der Tiermedizin eingesetzten Stoff mittlerweile so groß, dass es zu Lieferengpässen kommt. "Ivermectin ist immer wieder ausverkauft - und das, obwohl es rezeptpflichtig ist", zitieren die "OÖ Nachrichten" den Präsidenten der Oberösterreichischen Apothekerkammer, Thomas Veitschegger.
Eine übergreifende Analyse von mehreren Studien zeigte jüngst keinerlei Hinweis auf eine Wirksamkeit bei Covid-Erkrankungen. Das Robert-Koch-Institut warnt vielmehr vor heftigen Nebenwirkungen. Ivermectin wird hauptsächlich in der Tiermedizin eingesetzt, um Pferde, Rinder, Schafe oder Schweine zu entwurmen. Unter anderem in Afrika kommt es auch im Kampf gegen Humankrankheiten zum Einsatz, die ebenfalls durch Parasiten verursacht werden. Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie wird untersucht, ob der Wirkstoff auch gegen Covid-19 helfen könnte.
In Österreich ist das Mittel wie in Deutschland ohne Rezept nicht erhältlich. "Da braucht es erst einmal einen Mediziner, der dieses Medikament zur Vorbeugung und Behandlung von Würmern auch verschreibt", sagt Veitschegger. "Viele Leute nehmen das Medikament völlig falsch ein. Sie nehmen die weitaus höhere Dosis, die eigentlich für Pferde gedacht ist." Es habe bereits Vergiftungen gegeben.
"Für zukünftige Krisen Lehrstoff"
Zu den bekanntesten Befürwortern des Mittels als Medikament für eine Covid-19-Behandlung in Österreich gehört der Chef der rechten FPÖ, Herbert Kickl. Er hat sich nach eigenen Angaben mit dem Coronavirus infiziert. "Ich muss euch leider mitteilen, dass ich heute von Seiten der Gesundheitsbehörde die Nachricht bekommen habe, dass ein PCR-Test, den ich (...) abgegeben habe, positiv ist", schrieb der 53-Jährige auf Facebook.
Die FPÖ lehnt die Corona-Maßnahmen der österreichischen Regierung als Freiheitsbeschränkungen ab. Anfang November präsentierte Kickl einen "Plan B" gegen das Virus. Aus seiner Sicht sollte auf die frühzeitige Behandlung von Covid-19 statt auf die Impfung gesetzt werden, die zu viele schwere Verläufe und Todesopfer produziert habe. Er erwähnte dabei auch das Anti-Wurmmittel Ivermectin, das gegen die Krankheit eingesetzt werden könne. Damit widerspricht Kickl der medizinischen Lehrmeinung.
"Wenn es sich nicht um eine potenziell tödliche und sonst auch oft harte Krankheit handeln würde, wäre das alles hochkomisch", twitterte der Schriftsteller Saša Stanišić. Es zeige sich wieder und wieder, dass nicht gut kommuniziert werde. Das Vertrauen in Wissenschaft, Politik, Verwaltung sei so erschüttert, "dass du lieber Entwurmungsmittel nimmst, als auf vorhandene valide Infos zu setzen. Für zukünftige Krisen Lehrstoff."
Quelle: ntv.de, jga/dpa