Kampf gegen Inflation Argentinien erhält erste IWF-Tranche
23.06.2018, 03:45 Uhr
(Foto: dpa)
Seit Beginn des Jahres ist der argentinische Peso dramatisch abgestürzt, alle Rettungsmaßnahmen der Zentralbank verlaufen ins Leere. Notgedrungen wendet sich die Regierung an den verhassten Internationalen Währungsfonds, der bereitwillig einspringt.
Argentinien hat eine erste Kredittranche in Höhe von 15 Milliarden US-Dollar (13 Milliarden Euro) vom Internationalen Währungsfonds (IWF) erhalten. Das teilte die argentinische Zentralbank mit. Das hoch verschuldete Land hatte sich Anfang Juni mit dem IWF auf einen Kredit in Höhe von 50 Milliarden US-Dollar verständigt, um die Wirtschaft zu stabilisieren. Die Einigung sah eine "Sofortzahlung" in Höhe von 15 Milliarden US-Dollar vor. Die Regierung in Buenos Aires hatte den IWF um Hilfe gebeten, nachdem die Landeswährung Peso seit Jahresbeginn 35 Prozent ihres Wertes verlor. Am Mittwoch billigte die IWF-Direktion offiziell einen Dreijahresplan der Regierung, die bis zum Jahr 2020 einen ausgeglichenen Haushalt erreichen will.
Grund für den dramatischen Absturz des ohnehin schon unter Druck stehenden Peso sind vor allem die steigenden US-Zinsen, die den Run auf den Dollar beschleunigt haben. Um die Konsequenzen abzufedern, hatte die argentinische Zentralbank bereits verschiedene Maßnahmenpakete auf den Weg gebracht. Zunächst verkaufte sie 4,3 Milliarden US-Dollar, um den Peso zu stützen. Als das nicht half, griff sie zu noch drastischeren Mitteln und erhöhte den Leitzins innerhalb weniger Tage auf 40 Prozent. Der Peso-Absturz schien dadurch zwar kurzzeitig gebremst, langfristig brachten die Maßnahmen allerdings nicht den gewünschten Erfolg. Zudem sind die Reserven der Zentralbank in Buenos Aires durch die ständigen Verkäufe inzwischen auf rund 50 Milliarden US-Dollar geschrumpft.
Schmerzliche Erinnerungen
In Umfragen hatten rund 75 Prozent der Argentinier eine Vereinbarung mit dem IWF abgelehnt. Viele verbinden damit schmerzhafte Erinnerungen an frühere Wirtschaftskrisen, die 2001 in einer Staatspleite endeten. Viele Argentinier machen dafür den IWF verantwortlich. Anfang Juni protestierten tausende Menschen in Buenos Aires gegen ein IWF-Hilfspaket, da sie weitere Einschnitte fürchteten.
Der Fonds unterstützte Argentinien vor seiner Staatspleite 2001 mit einer Reihe milliardenschwerer Hilfspakete, die allerdings keine Wirkung zeigten. Stattdessen stürzten die harten Reformauflagen Millionen Argentinier in die Armut. Präsident Néstor Kirchner zahlte im Jahr 2005 sämtliche Schulden beim IWF auf einen Schlag zurück und brach anschließend die Beziehungen ab. Erst seit 2015 arbeitet Argentinien wieder mit dem Währungsfonds zusammen. Dass die Regierung den IWF nun wieder um Finanzhilfen bittet, zeigt, wie ernst die Lage ist.
Quelle: ntv.de, lou/AFP