Wirtschaft

"Update-Call" angekündigtAufsichtsrat berät über Cryans Zukunft

07.04.2018, 15:22 Uhr
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Cryan (l.) und Achleitner bei der Hauptversammlung der Deutschen Bank im vergangenen Jahr. (Foto: REUTERS)

Noch am Wochenende könnte es eine Entscheidung über die Zukunft von John Cryan, dem Vorstandschef der Deutschen Bank, geben. Insider berichten, dass Chefkontrolleur Achleitner zu einer Telefonkonferenz eingeladen habe.

Der Aufsichtsrat der Deutschen Bank berät Finanzkreisen zufolge am Sonntag über die Zukunft von Konzernchef John Cryan. Aufsichtsratschef Paul Achleitner habe die Mitglieder des Kontrollgremiums für Sonntagabend zu einem "Update-Call" eingeladen, sagten zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Dabei könnten weitreichende Entscheidungen gefällt werden, sagte einer der Insider. Die Deutsche Bank lehnte eine Stellungnahme ab.

Cryan war 2015 als Nachfolger von Anshu Jain angetreten, um die Deutsche Bank aus der Krise zu steuern. In den vergangenen Monaten hat der 57-jährige Brite bei seinem Sanierungskurs aber mehrere Rückschläge erlitten. Für 2017 meldete die Deutsche Bank vor allem wegen der US-Steuerreform das dritte Verlustjahr in Folge. Doch auch das operative Geschäft im Anleihehandel und im Investmentbanking läuft nach wie vor alles andere als rund.

Vor zwei Wochen sickerte durch, dass Aufsichtsratschef Achleitner bereits mit der Suche nach einem Nachfolger für Cryan begonnen hat. Von Achleitner war dazu nichts zu hören - im Gegensatz zu Cryan, der erklärte, an Bord bleiben zu wollen. "Ich möchte Ihnen versichern, dass ich mich weiterhin mit all meiner Kraft für die Bank einsetze und gemeinsam mit Ihnen den Weg weiter gehen möchte, den wir vor rund drei Jahren angetreten haben", schrieb Cryan, dessen Vertrag noch bis zum Jahr 2020 läuft, kurz vor Ostern an die Mitarbeiter.

Potentielle Nachfolger sagen ab

Der Druck auf Achleitner ist groß, in der Führungsdebatte bald für Klarheit zu sorgen. "Er wird schnell handeln", sagte ein Großaktionär, der in den vergangenen Tagen mit dem Österreicher zusammentraf. Auch auf andere mächtige Investoren ist der ehemalige Goldman-Sachs-Banker Finanzkreisen zufolge zugegangen.

Einige Großaktionäre hatten scharfe Kritik an Achleitner geübt, weil zu der Personalie nichts von ihm zu hören war. Zudem trage er eine Mitverantwortung für strategische Fehlentscheidungen, da er bereits seit 2012 an der Spitze des Deutsche-Bank-Aufsichtsrats steht. Nach den Worten eines Kritikers werde es aber unter den Aktionären wohl keine Mehrheit für eine Ablösung von Achleitner geben, der erst im vergangenen Jahr für fünf Jahre wiedergewählt wurde.

Weiterhin unklar ist, wer Cryan folgen könnte. "Es gibt mehrere starke externe Kandidaten", sagte einer der Insider ohne Namen zu verraten. In den vergangenen Wochen wurden in Medienberichten der Europa-Statthalter von Goldman Sachs, Richard Gnodde, der Chef der italienischen Großbank Unicredit, Jean Pierre Mustier, und der Chef des britischen Finanzhauses Standard Chartered, Bill Winters, genannt, die jedoch alle ablehnten. Auch der Österreicher Christian Meissner, der für die Bank of America arbeitet, und Matt Zames, ein ehemaliger Top-Manager von JP Morgan, wurden ins Spiel gebracht. Auch sie sollen abgewunken haben.

Quelle: mli/rts

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