Wall Street auf Talfahrt Ausverkauf der Tech-Werte dauert an
18.07.2024, 22:49 Uhr Artikel anhören
Für den Nebenwerte-Index Russell 2000 rechnen Beobachter mit einer raschen Erholung.
(Foto: picture alliance / newscom)
Die US-Börsen bleiben auf Abwärtskurs - und nehmen diesmal auch den Dow mit. Halbleiterwerte, die am Vortag Federn gelassen hatten, erholen sich zunächst, allerdings ist der Trend nicht von Dauer. Auch die jüngst sehr gefragten Nebenwerte geraten ins Rutschen.
Weitere Kursverluste bei wichtigen Technologiewerten haben die Wall Street am Donnerstag belastet. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte kletterte zunächst weiter, schloss aber nach Gewinnmitnahmen 1,3 Prozent tiefer auf 40.665 Punkten. Der technologielastige Nasdaq gab 0,7 Prozent auf 17.871 Zähler nach. Der breit gefasste S&P 500 büßte 0,8 Prozent auf 5544 Stellen ein.
Aktien aus der Halbleiter-Branche schlugen im frühen Handel zwar einen Erholungskurs ein, nachdem der taiwanische Auftrags-Chiphersteller TSMC eine optimistische Prognose vorgelegt hatte. Doch die Investoren konzentrierten sich bald wieder auf die Sorgen vor einem sich verschärfenden Handelskrieg zwischen den USA und China. Titel von Branchenriesen wie AMD und Micron verloren jeweils rund zwei Prozent. "Wir hatten heute Morgen eine Erholungsrally wegen TSMC, aber der Technologiesektor ist überkauft", konstatierte Dennis Dick, Händler bei Triple D Trading.
Nach unten ging es auch bei den zuletzt beliebten Aktien kleinerer Firmen. Der Russell-2000-Index der Nebenwerte unterbrach seine Rally und bröckelte um 1,8 Prozent ab. Das Börsenbarometer mit den Aktien von Firmen wie dem Online-Autohändler Carvana ist im Juli bislang um insgesamt gut elf Prozent gestiegen. Mit rund 2224 Punkten stand er auch am Donnerstag nahe dem Niveau, das er zuletzt Anfang 2022 erreicht hatte. "Das war ein bisschen zu viel und zu schnell für den Russell. Nichts geht ununterbrochen nach oben", sagte Dick.
Doch der Aufwärtskurs bei den Nebenwerten dürfte sich laut dem Experten in den kommenden Wochen fortsetzen. Hintergrund sei die Erwartung relativ bald fallender Zinsen in den USA. Diese ermunterte Anleger zuletzt dazu, in kleinere Unternehmen statt in die zuvor boomenden Technologiewerte zu investieren. Es wird erwartet, dass die mit einer Zinswende verbundene Erholung der Wirtschaft die Chancen für weniger bekannte Firmen verbessert.
Geplatzte Expansionspläne belasten Domino's
Unter Druck bei den Unternehmen außerhalb des Tech-Sektors gerieten unter anderem Domino's. Die Titel der Pizzakette rutschten nach einem enttäuschenden Finanzbericht um gut 13 Prozent ab. Das Unternehmen verzeichnete im zweiten Quartal zwar einen überraschend starken Gewinn. Allerdings werde man das Ziel für internationale Filialeröffnungen 2024 verfehlen. "Das bereitet den Anlegern Sorgen, weil das internationale Wachstum ursprünglich eine Art Schlüsselkomponente der langfristigen Strategie des Unternehmens war", kommentierte Jim Sanderson, Analyst beim Analysehaus Northcoast Research.
Aus den Depots flogen auch Beyond Meat. Die Papiere des Anbieters von pflanzlichen Burger-Patties und Würstchen verloren über zehn Prozent. Beyond Meat führe Gespräche mit Anleihegläubigern über eine Schuldenrestrukturierung, berichtete das "Wall Street Journal" unter Berufung auf Insider.
Gefragt waren dagegen Warner Bros Discovery mit einem Aufschlag von 2,4 Prozent. Der Mediengigant erwägt einem Medienbericht zufolge die Abspaltung seines Studio- und Streaminggeschäftes von seinen Fernsehgesellschaften. Ziel des Eigners von CNN und HBO sei es, den Aktienkurs in die Höhe zu treiben, berichtete die "Financial Times".
Investoren griffen auch bei Commscope zu. Die Papiere des Konzerns kletterten um 2,3 Prozent. Commscope will seine Infrastruktur für Mobilfunknetze und sein Geschäft mit Antennensystemen für 2,1 Milliarden Dollar verkaufen, um Schulden abzubauen.
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Quelle: ntv.de