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Keine Sicherheiten für Darlehen? BaFin findet weitere Fehler in Adler-Bilanzen

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Die Adler Group betonte jedoch, die BaFin habe weder eine Neuaufstellung der Bilanzen verlangt noch ein Bußgeld verhängt.

Die Adler Group betonte jedoch, die BaFin habe weder eine Neuaufstellung der Bilanzen verlangt noch ein Bußgeld verhängt.

(Foto: IMAGO/Michael Gstettenbauer)

Vor gut zwei Jahren gerät Adler in die Schusslinie des britischen Leerverkäufers Fraser Perring. Er wirft dem Unternehmen vor, die Bewertung zahlreicher Immobilien künstlich überhöht zu haben. Bei einem Bilanzkontrollverfahren findet die BaFin weitere Ungereimtheiten.

Der Immobilienkonzern Adler Real Estate hat seine finanzielle Lage nach Erkenntnissen der Finanzaufsicht BaFin auch in den Bilanzen der Jahre 2020 und 2021 deutlich zu rosig dargestellt. Neben überhöhten Wertansätzen für das wacklige Immobilienprojekt "Glasmacherviertel" in Düsseldorf, die die Bilanzprüfer der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) bereits für 2019 kritisiert hatten, stellten sie eine zu hohe Bewertung der Beteiligung an der Wohnungsgesellschaft Accentro fest. Zudem habe Adler Real Estate im Abschluss für 2021 nicht vermerkt, dass das Unternehmen für ein umstrittenes, 265 Millionen Euro schweres Darlehen an die luxemburgische Mutter Adler Group keinerlei Sicherheiten erhalten habe.

Das Glasmacherviertel ist weniger wert, als von Adler angegeben.

Das Glasmacherviertel ist weniger wert, als von Adler angegeben.

(Foto: IMAGO/Michael Gstettenbauer)

Das mehr als zwei Jahre dauernde Bilanzkontrollverfahren gegen Adler Real Estate sei damit abgeschlossen, erklärte die Bonner Behörde. Sie hat seit dem Wirecard-Skandal die Aufgaben der "Bilanzpolizei" DPR bei börsennotierten Firmen übernommen. Die Adler Group betonte, die BaFin habe weder eine Neuaufstellung der Bilanzen verlangt noch ein Bußgeld verhängt. Die Skepsis zum "Glasmacherviertel" teile sie weiterhin nicht. Adler halte die Bewertung - sie lag Ende 2021 bei 270 Millionen Euro - für "angemessen und korrekt". Man prüfe daher, ob man gegen die Fehlerfeststellung vorgehen werde.

Adler war vor mehr als zwei Jahren in die Schusslinie des britischen Leerverkäufers Fraser Perring geraten. Er hatte dem Unternehmen vorgeworfen, die Bewertungen zahlreicher Immobilien zum Teil künstlich überhöht zu haben. Adler hatte nur mit Mühe und nach langem Suchen neue Wirtschaftsprüfer für seine Bilanzen gefunden.

Zu optimistische Annahmen

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Nach Einschätzung der Bilanzprüfer war das Glasmacherviertel in der Bilanz 2020 noch mit mindestens 86 Millionen Euro zu hoch bewertet. Auch 2021 nach der Rückabwicklung des Verkaufs des Projekts sei es weniger als die 270 Millionen Euro wert gewesen, mit denen es noch in der Bilanz stand. Auf dem Gelände einer ehemaligen Glashütte im Düsseldorfer Stadtteil Gerresheim soll ein Wohnviertel entstehen. Die Annahmen zum Baubeginn und zur Fertigstellung des Projekts seien zu optimistisch gewesen, zumal kein Bebauungsplan für das Gelände vorgelegen habe, kritisierten die BaFin-Prüfer.

Auch die 59 Millionen Euro, die Adler Real Estate aus dem Verkauf der Aktienmehrheit an Accentro im Jahr 2017 zustanden, hätten nach Ansicht der BaFin nur mit einem Risikoabschlag in der Bilanz stehen dürfen. Denn der Käufer der Anteile habe mehrere Zahlungsfristen verstreichen lassen, nachdem Adler ihm die Aktien bereits übereignet habe. Trotzdem habe Adler die Papiere zum Börsenkurs bewertet. Accentro gehört heute zu 83 Prozent dem Finanzinvestor Brookline, der 2017 eingestiegen war.

Quelle: ntv.de, chr/rts

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