Wirtschaft

"Die Blase ist geplatzt" Stärkster Rückgang bei Immobilienpreisen seit 2000

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Die hohe Inflation und gestiegene Finanzierungskosten schlagen sich auf dem deutschen Immobilienmarkt nieder. Die Preise für Wohnimmobilien sind so stark gesunken wie seit 23 Jahren nicht mehr. Gebremst wird der Preisverfall aber von der Krise im Wohnungsbau.

Die Preise für Wohnimmobilien in Deutschland sind im dritten Quartal erneut in Rekordtempo gesunken. Sie fielen von Juli bis September um durchschnittlich 10,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Das ist der stärkste Rückgang seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2000. Die bis dahin stärksten Rückgänge hatte es im ersten (minus 6,8 Prozent) und zweiten Quartal 2023 (minus 9,6 Prozent) gegeben.

Ausschlaggebend dafür dürften eine geringere Nachfrage infolge gestiegener Finanzierungskosten und hoher Inflation sein. Allein vom zweiten auf das dritte Quartal gaben die Preise um 1,4 Prozent nach. Seit dem Höchststand im Frühjahr 2022 geht es damit kontinuierlich bergab. Sowohl in den Städten als auch in den ländlichen Regionen waren im Sommer deutliche Preisrückgänge zu verzeichnen. In den Top-7-Metropolen (Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt am Main, Stuttgart und Düsseldorf) sanken die Preise für Ein- und Zweifamilienhäuser um 12,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal.

Für Eigentumswohnungen mussten 9,1 Prozent weniger gezahlt werden. In den dünn besiedelten ländlichen Kreisen waren Ein- und Zweifamilienhäuser um 12,4 Prozent günstiger zu haben, Wohnungen 5,6 Prozent. "Bis 2022 gab es eine spekulative Preisblase in Deutschland, eine der größten in den letzten 50 Jahren", sagte Konstantin Kholodilin von der Abteilung Makroökonomie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung. "Seitdem fallen die Preise. Die Blase ist geplatzt."

Nachfrage nach Wohnraum bleibt groß

Einer Studie der DZ Bank zufolge dürfte sich der Abwärtstrend bei den Preisen 2024 trotz der erwarteten Zinswende fortsetzen. "Wir rechnen im Jahresdurchschnitt mit einem Minus von einem halben bis zweieinhalb Prozent", sagte Analyst Thorsten Lange. Wegen der sinkenden Inflation rechnen viele Ökonomen damit, dass die Europäische Zentralbank im kommenden Jahr eine geldpolitische Wende einleiten und ihre Zinsen senken wird. Damit dürften auch Hypothekenkredite wieder günstiger werden. Aktuell liegt der Leitzins bei 4,5 Prozent.

Zugleich bleibt die Nachfrage nach Wohnraum groß, nicht zuletzt wegen der hohen Zuwanderung, während der Neubau wegen des Zinsanstiegs und teurer Materialien in die Krise geraten ist. Verbände der Wohn- und Bauwirtschaft erwarten für das Gesamtjahr 2023 noch etwa 245.000 Fertigstellungen - deutlich weniger als im Vorjahr (gut 295.000). Das Ifo-Institut beobachtet eine Welle von Stornierungen bei Bauprojekten.

DZ Bank: Wohnungsbau-Krise bremst Preisverfall

Laut dem Zentralverband des Deutschen Baugewerbes gab es von Januar bis Oktober 22 Prozent weniger Wohnungsbauaufträge als im Vorjahr. Der Wert der Bestellungen im Bauhauptgewerbe insgesamt sank preisbereinigt um 6,3 Prozent zum Vormonat, wie die Statistiker berichteten. Bundesbauministerin Klara Geywitz ist dennoch optimistisch. Die SPD-Politikerin erwartet, dass dieses Jahr in der Gesamtabrechnung etwa 270.000 Wohnungen fertig werden und 2024 rund 265.000. Der Wohnungsmarkt werde sich wohl "Ende 2024, Anfang 2025" aufhellen, sagte sie der "Rheinischen Post". Von dem ursprünglichen Ziel von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr sind die Zahlen allerdings weit entfernt.

Experten sehen zudem keine Aussicht auf Besserung. Die Zahl der jährlichen Fertigstellungen könnte bis 2025 auf 200.000 Wohnungen fallen, schätzt die DZ Bank. Zudem gibt es wieder Unsicherheit um die Neubauförderung wegen der Haushaltskrise: Das Bundesbauministerium verkündete unlängst, dass beim Programm für den klimafreundlichen Neubau der Fördertopf leer sei. Neue Anträge könnten erst wieder gestellt werden, sobald der Bundeshaushalt 2024 in Kraft trete. Die Krise am Bau bremst nach Ansicht der DZ Bank den Preisverfall, da Wohnraum weiter knapp ist.

Quelle: ntv.de, lar/rts/dpa

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