EVG-Warnstreik bringt Chaos Bahn warnt vor "massiven Beeinträchtigungen"
10.12.2018, 05:13 Uhr
Vielerorts geht im Bahnverkehr nichts mehr.
(Foto: imago stock&people)
Die Gewerkschaft EVG lässt die Muskeln spielen und entfesselt zu Wochenbeginn einen massiven Warnstreik. Die Auswirkungen sind weitaus größer als erwartet. Die Deutsche Bahn muss den Fernverkehr einstellen. Auch viele S-Bahnen und Regionalzüge stehen still. Die Ausstände sollen bis 9.00 Uhr andauern.
Die Deutsche Bahn hat wegen des Warnstreiks bundesweit den Fernverkehr eingestellt. Das sagte eine Sprecherin des Staatskonzerns. Für die Zeit von 5 bis 9 Uhr hat die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) ihre Mitglieder im Konzern zu Arbeitsniederlegungen aufgerufen. Besonders betroffen ist Bayern. Im Freistaat fuhr nach Bahnangaben wegen des Warnstreiks kein Zug mehr.
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Die Bahn stimmte ihre Kunden bereits am Sonntagabend auf einen "stark beeinträchtigten" Zugverkehr in ganz Deutschland ein. Auch in den Stunden nach dem Warnstreik-Ende am Vormittag sei mit Störungen zu rechnen, erklärte das Unternehmen: "Die Deutsche Bahn setzt alles daran, die Auswirkungen der Warnstreiks auf ihre Kunden so gering wie möglich zu halten." Man bedauere, "dass die Reisenden, darunter viele Arbeitnehmer, in der Adventszeit möglicherweise mehr Zeit und Geduld aufbringen müssen, um an ihr Ziel zu kommen."
Die EVG hatte nach abgebrochenen Tarifgesprächen zu dem Ausstand aufgerufen. Aus Kreisen der EVG hieß es, die Aktionen sollten vor allem in Stellwerken und Werkstätten anlaufen. Am Samstag waren die Tarifparteien in Hannover ohne ein Ergebnis auseinandergegangen. Die EVG nannte ein aus ihrer Sicht zu geringes Lohnangebot des Managements als Anlass für die Warnstreiks - die Bahn sprach hingegen von einer "völlig überflüssigen Eskalation". Sie rief die Gewerkschaft auf, eine Einladung zu neuen Gesprächen anzunehmen.
"Verunsichert unnötig unsere Kunden"
"Bei diesem Angebot den Verhandlungstisch zu verlassen, ist nicht nachvollziehbar und verunsichert völlig unnötig unsere Kunden mitten in der Weihnachtszeit", sagte Personalvorstand Martin Seiler. Aufgrund von Personalmangel, fehlenden Zügen sowie Engpässen im Netz haben sich Verspätungen besonders bei Fernzügen zuletzt ohnehin schon gehäuft. Fast ein Drittel aller ICE und IC waren verspätet. Das Pünktlichkeitsziel von über 80 Prozent kann die Bahn eigenen Planungen zufolge erst 2025 erreichen.
Die Bahn ist in einer schwierigen Verhandlungslage, da der Staatskonzern auf der einen Seite allein in den nächsten fünf Jahren rund elf Milliarden Euro zusätzlich für Fahrzeuge, Personal und das Schiennetz braucht, die er aus eigener Kraft nicht aufbringen kann. In internen Konzernunterlagen wird zudem bemängelt, dass die Lohnerhöhungen für die Beschäftigten in der Vergangenheit zu hoch waren und die Bahn in Deutschland in Schwierigkeiten brächten. Auf der anderen Seite braucht das Unternehmen dringend neue Mitarbeiter und will in diesem und nächstem Jahr jeweils über 20.000 einstellen.
Quelle: ntv.de, wne/ame/dpa/rts