Pünktlichkeitsziel: 60 ProzentBahnkunden brauchen auch 2026 viel Geduld

Bahnchefin Palla kann nichts beschönigen: Züge werden immer unpünktlicher, Leidensfähigkeit gehört zum Reisen dazu. Das soll 2026 zwar etwas besser werden. Aber gegen die marode Infrastruktur kann wohl kaum angebaut werden.
Fahrgäste der Deutschen Bahn müssen sich auch im kommenden Jahr auf zahlreiche Verspätungen einstellen. Im Fernverkehr sollen zwar mindestens 60 Prozent der Züge pünktlich unterwegs sein, sagte die neue Bahnchefin, Evelyn Palla. Damit sollen drei von fünf Fernzügen mit weniger als sechs Minuten Verspätung ans Ziel kommen. Von einem zuverlässigen Bahnverkehr kann mit diesem Ziel aber weiter keine Rede sein.
"Wir hatten auch im Jahr 2025 einen deutlich sinkenden Trend bei der Pünktlichkeit insbesondere im Fern- und Regionalverkehr", sagte die Managerin. "Es gilt nun, diesen fallenden Trend zu stabilisieren." An dem von der Bundesregierung vorgegebenem Ziel von einer Pünktlichkeitsquote von mindestens 70 Prozent bis Ende 2029 hält Palla fest.
Die Pünktlichkeit im Fernverkehr war zu Anfang des Jahres rapide gesunken. Im bisherigen Jahresschnitt lag sie bei knapp unter 60 Prozent, wobei sie seit sechs Monaten teils deutlich niedriger war. In den vergangenen Monaten war nahezu jeder zweite ICE und IC verspätet unterwegs.
Mehr Verantwortung für Manager
Um die Probleme auf der Schiene angehen zu können, will die Bahnchefin den bundeseigenen Konzern grundlegend neu aufstellen: Mehr Verantwortung soll dabei in die Fläche verlegt werden. Regionale Manager sollen künftig darüber bestimmen, wie die Ziele des Konzerns vor Ort erreicht werden können.
Die Managementstrukturen in der Berliner Zentrale will Palla dafür deutlich verschlanken. Auf der Ebene unterhalb des Konzernvorstands sollen rund die Hälfte von derzeit 43 Führungsstellen gestrichen und damit die Anzahl der Führungskräfte "deutlich" verringert werden. Die Neuaufstellung wurde am Mittwoch vom Aufsichtsrat bestätigt.
Bei den Töchtern DB Regio und DB Fernverkehr werden die Vorstände verkleinert. Auch im Vorstand des Gesamtkonzerns sind bereits zwei Posten abgebaut worden. Der Konzernvorstand soll künftig nur noch sechs Vorstandsressorts haben. "Wir machen die Bahn schlanker, schneller, mit weniger Ressorts, weniger Einheiten, dezentraleren Strukturen", führte Palla aus. Die Deutsche Bahn besteht aus dem Bahn-Konzern, dem Dutzende Tochterunternehmen untergeordnet sind.
Marode Infrastruktur
Schon seit Langem steckt die DB in der Krise. Große Teile der Infrastruktur sind marode und störanfällig. Palla, die seit Anfang Oktober an der DB-Spitze steht, verwies auf jahrelang unterbliebene Investitionen, die sich nun rächten. Diese Verfehlungen könne sie nicht "von heut auf morgen" korrigieren. Solange die Schienen, Gleise und Oberleitungen schneller alterten, "als ich dagegen anbauen kann", werde sich auch die Pünktlichkeit nicht verbessern.
Verbesserungen für die Kunden soll es trotzdem geben. Der DB-Konzern will laut Palla 140 Millionen Euro für "ein besseres Kundenerlebnis" investieren. Im Zentrum stehen die Bahnhöfe, die sauberer und sicherer werden sollen, etwa mit neuer Beleuchtung, die Reisendeninformation sowie der Komfort in den Zügen. Hier soll etwa das Angebot in den Bordbistros im Fernverkehr zuverlässiger werden.
Auch beim Thema Wirtschaftlichkeit gelobte Palla Verbesserungen. Sie gehe von einer Übererfüllung der Geschäftsziele in diesem und im kommenden Jahr aus. Das bedeutet allerdings nicht, dass die Bahn kurzfristig profitabel wird. Die Rückkehr zur schwarzen Null wird frühestens im Jahr 2027 erwartet.