Wirtschaft

Verdi will nicht betteln Banken steuern auf harten Tarifkampf zu

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(Foto: picture alliance/dpa)

Die beiden größten Geldhäuser streichen Tausende Jobs. Der BGH hat die Hürden für Gebührenerhöhungen nachjustiert. Und der Notfalltopf muss aufgefüllt werden. Vor diesem Hintergrund beginnen die Tarifverhandlungen in der Bankenbranche und die Gewerkschaften fordern ein deutliches Gehaltsplus.

Bei der anstehenden Tarifrunde für etwa 200.000 Bank-Beschäftigte stehen die Zeichen auf Sturm. Der Arbeitgeberverband des privaten Bankgewerbes (AGV) wies die Gehaltsforderungen der Gewerkschaften als unrealistisch zurück. Erst kurz zuvor hatte Verdi die Forderung nach einer Gehaltserhöhung von 4,5 Prozent öffentlich gemacht. Man sei gekommen, um zu verhandeln, sagte Verdi-Vertreter Stefan Wittman zu der umgehenden Absage aus dem Arbeitgeberlager. "Wir sind nicht gekommen, um zu betteln. Wenn es notwendig ist, werden die Kolleginnen und Kollegen auch kämpfen." Andere Gewerkschaften hatten bereits zuvor ihre Forderungen gestellt, die noch über denen von Verdi liegen.

AGV-Vorsitzende Sabine Schmittroth begründete die Ablehnung damit, dass die Banken auf Jahre hinaus auf der Kosten- und Ertragsseite unter Druck blieben. "Wir haben es zurzeit mit so vielen Risiken und Unsicherheiten zu tun wie lange nicht. In dieser Situation ist strikte Kostendisziplin das oberste Gebot."Auch die Forderungen der Gewerkschaften DBV und DHV von 4,8 und 5,3 Prozent Gehaltserhöhung seien nicht darstellbar, so die Verhandlungsführerin der Arbeitgeber.

Pauschale zur Homeoffice-Ausstattung

Für die öffentlichen Institute wie die Landes- und Förderbanken beginnen die Verhandlungen am 23. Juni. Bei privaten Geldhäusern wie der Deutschen Bank und der Commerzbank geht es am 1. Juli los. Verdi-Verhandlungsführer Jan Duscheck geht von schwierigen Gesprächen aus. Das habe die Erfahrung der vergangenen Jahre gezeigt. "Wir haben 2019 selbst für vergleichsweise moderate Tarifsteigerungen sehr hart kämpfen müssen", sagte er.

Verdi fordert auch, dass die Beschäftigten bis zu 60 Prozent ihrer Arbeitszeit mobil arbeiten dürfen. Wer dies wolle, solle zudem Anspruch auf eine Pauschale von 1500 Euro für die Erstausstattung des mobilen Arbeitsplatzes haben.

Die Forderungen zur Mobilarbeit seien systemfremd, entgegnete AGV-Vertreterin Schmittroth. "Wir sollen einen massiven Eingriff in das gesetzlich garantierte Direktionsrecht des Arbeitgebers akzeptieren und diesen auch noch finanzieren. Das ist mit uns nicht zu machen." Der AGV hatte schon mit Blick auf Gehaltsforderungen darauf verwiesen, dass durch Umbaumaßnahmen bei vielen Banken der Verteilungsspielraum gering bleibe.

Die Deutsche Bank und die Commerzbank streichen Tausende Jobs. Zu dem Ertragsdruck durch niedrige Zinsen kommen in diesem Jahr Extra-Belastungen. So muss der Einlagensicherungsfonds der privaten Banken wegen der Pleite der Bremer Greensill Bank wieder aufgefüllt werden.

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Zudem gehen den Instituten sicher geglaubte Erträge durch Gebührenerhöhungen flöten. Der Bundesgerichtshofs hatte Ende April geurteilt, dass Banken Preise für Konten und Depots nicht mehr einfach über Allgemeine Geschäftsbedingungen (AGB) erhöhen dürfen, ohne eine aktive Zustimmung des Kunden zu holen. Die Geldhäuser stellen sich auch auf Rückforderungen von Kunden ein.

Wie sehr Tarifkonflikte auch in der Finanzbranche eskalieren können, zeigte sich im Frühjahr, als es in den Callcentern der Deutschen Bank wochenlange Streiks gegeben hatte. Verdi hatte sich damals oft beschwert, die Deutsche Bank zahle ihren Investmentbankern Milliarden-Boni, habe aber nichts übrig für die Callcenter-Beschäftigten, die zu den Geringstverdienern des Konzerns gehörten.

Quelle: ntv.de, jwu/rts

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