Wirtschaft

Börsen rutschen ab Bankenpleite erschüttert US-Finanzsektor

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Die SVB-Pleite weckt an der Wall Street unangenehme Erinnerungen.

Die SVB-Pleite weckt an der Wall Street unangenehme Erinnerungen.

(Foto: REUTERS)

Der Kollaps der Silicon Valley Bank (SVB) weckt bei den US-Anlegern Befürchtungen bezüglich der Stabilität des Bankensektors. Die Kurse der meisten großen Geldinstitute stürzen ab und ziehen die US-Leitindizes ins Minus. Dafür mildern die jüngsten Lohnentwicklungsdaten zumindest die Zinssorgen der Händler an der Wall Street.

Der Zusammenbruch des US-Start-Up-Finanzierers SVB hat am Freitag Schockwellen durch den Bankensektor gejagt. Die Kurse der großen Geldhäuser an der Wall Street brachen zeitweise massiv ein, da Anleger sich vor schlummernden Risiken in den Bilanzen fürchteten. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte verlor 1,1 Prozent auf 31.909 Punkte. Der breiter gefasste S&P 500 sackte um 1,5 Prozent auf 3861 Zähler ab. Der Index der Technologiebörse Nasdaq fiel um 1,8 Prozent auf 11.138 Punkte. Auf Wochensicht ging es beim Dow 4,4 Prozent bergab, beim S&P um 4,5 und bei der Nasdaq um 4,7 Prozent.

Die Silicon Valley Bank (SVB) wurde am Freitag in Folge massiver Kursverluste von einer kalifornischen Regulierungsbehörde geschlossen. Insidern zufolge war zuvor eine Not-Kapitalerhöhung gescheitert, die nach Milliardenverlusten aus dem Verkauf eines Anleiheportfolios nötig geworden war. Es ist die größte US-Bankenpleite seit der Finanzkrise. Der Handel mit den Papieren des Institutes, das Tech-Unternehmen und Start-ups fördert, blieb am Freitag vom Handel ausgesetzt. Am Donnerstag hatten sie rund 60 Prozent eingebüßt, vorbörslich hatten sich Verluste in ähnlicher Höhe angekündigt.

Goldman Sachs
Goldman Sachs 684,50

Die Angst vor um sich greifenden Problemen im Finanzsektor zog die Aktien der großen US-Institute mit nach unten. "Viele Banken halten große Portfolios von Anleihen und steigende Zinsen machen diese weniger wertvoll. Die SVB-Situation erinnert daran, dass viele Institute auf großen nicht realisierten Verlusten bei ihren festverzinslichen Beständen sitzen", sagte Russ Mould, Investmentexperte von AJ Bell.

Die Titel von Goldman Sachs fielen um gut vier Prozent, Morgan Stanley büßten zwei Prozent ein und Bank of America knapp ein Prozent. Die Aktien von JPMorgan drehten hingegen nach dem Eingreifen der Regulierer zwei Prozent ins Plus. Einige Analysten hatten den Kursverfall im Sektor als übertrieben bezeichnet. Die Probleme von SVB seien "zu speziell, um sie auf alle zu übertragen", sagte Ebrahim Poonawala, Analyst bei Bofa Securities in New York.

Jobdaten lindern Zinssorgen

Ein abgeschwächtes Lohnwachstum linderte zumindest die Inflationssorgen und Ängste der Anleger vor weiteren großen Zinsanhebungen der US-Notenbank am Freitag. Im Februar kamen in den USA 311.000 neue Jobs außerhalb der Landwirtschaft hinzu, nach revidiert 504.000 im Januar. Die Löhne stiegen im Monatsvergleich so gering wie zuletzt vor zwölf Monaten. Händler preisten eine Wahrscheinlichkeit von weniger als 40 Prozent für eine Zinserhöhung um 50 Basispunkte durch die Fed in diesem Monat ein, verglichen mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent zuvor.

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,15

Das machte dem Dollar zu schaffen. Im Gegenzug legte der Euro um 0,6 Prozent auf 1,0639 Dollar zu. Die Rendite der zehnjährigen US-Bonds sank auf knapp 3,70 Prozent.

Am Aktienmarkt machten die Anleger nach einem enttäuschenden Ausblick auf das erste Quartal beim US-Schuhanbieter Allbirds Kasse. Die Aktien rutschten um 47 Prozent ab auf 1,25 Dollar. Die Einnahmen werden sich laut Allbirds im Bereich von 45 bis 50 Millionen US-Dollar bewegen. Von Refinitiv befragte Analysten waren im Schnitt von 51,83 Millionen US-Dollar ausgegangen.

Ein unerwartet hoher Quartalsverlust schickte die Titel von Gap auf Talfahrt. Die Anteilsscheine der US-Modekette fielen um rund sechs Prozent. Das Unternehmen wies für das vierte Quartal einen Verlust von 75 Cent je Aktie aus. Analysten hatten nur mit einem Minus von 46 Cent gerechnet.

Quelle: ntv.de, ino/rts

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