Wirtschaft

ZF Friedrichshafen steigt aus Bau von Chipfabrik im Saarland vor dem Aus

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Die Unternehmen hatten den Plan Anfang 2023 im Beisein von Bundeskanzler Olaf Scholz und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck angekündigt.

Die Unternehmen hatten den Plan Anfang 2023 im Beisein von Bundeskanzler Olaf Scholz und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck angekündigt.

(Foto: picture alliance / BeckerBredel)

Die Zusammenarbeit zwischen Wolfspeed und ZF Friedrichshafen zur Errichtung einer Chipfabrik im Saarland ist laut einem Insider gescheitert. Wegen schwacher Nachfrage nach Elektroautos wird das Projekt vorerst gestoppt. Das Scheitern wäre der zweite Rückschlag für die europäische Chip-Strategie.

Der kriselnde Autozulieferer ZF Friedrichshafen zieht sich nach Informationen aus Branchenkreisen vom Projekt einer Chipfabrik des US-Unternehmens Wolfspeed im Saarland zurück. Wolfspeed habe den Plan für das Werk wegen schwacher Nachfrage nach Elektroautos auf unbestimmte Zeit auf Eis gelegt, erklärte ein mit dem Vorgang Vertrauter. "Sie wissen nicht, ob der Markteintritt in Europa noch sinnvoll ist." ZF könne den Beitrag von rund 170 Millionen Euro gut an anderer Stelle gebrauchen. Der Rückzug bedeute das Ende des Fabrikplans.

ZF wollte sich nicht dazu äußern. Wolfspeed war für eine Stellungnahme bisher nicht zu erreichen. Die Unternehmen hatten den Plan Anfang 2023 im Beisein von Bundeskanzler Olaf Scholz und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck angekündigt. Mit staatlicher Hilfe sollte für insgesamt 2,75 Milliarden Euro eine Fabrik entstehen, die ab 2027 Siliciumkarbid-Halbleiter fertigt. Mit diesen kann etwa die Reichweite von E-Autos gesteigert werden.

Ein Scheitern des Projekts wäre nach der Verschiebung der Chipfabrik von Intel in Magdeburg der zweite Rückschlag für die Strategie, Europa unabhängiger von Chipherstellern aus Asien zu machen. Die Abhängigkeit von Asien hatte sich während der Corona-Pandemie als Nachteil erwiesen, weil die Chiphersteller Lieferungen an die Autoindustrie zugunsten der Kunden in der boomenden Elektronikbranche hintanstellten.

Der Ökonom Stefan Kooths vom Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) sieht im drohenden Aus einen Beleg für die verfehlte Wirtschaftspolitik in Deutschland. "Es bestätigt sich, dass Wettbewerbsfähigkeit nicht herbei subventioniert werden kann - schon gar nicht in so einer zyklischen Branche wie der Chipindustrie", sagte der IfW-Direktor. "Der Staat hat eben keinen Wissensvorsprung gegenüber privaten Investoren." Diese hätten starke Anreize, Risiken bei Investitionen abzuwägen, da sie ihr eigenes Geld einsetzen müssten. "Die hat der Staat nicht, denn Politiker müssen nicht haften, sollten sich ihre Subventionen als Flop erweisen."

ZF mächtig unter Druck

Wolfspeed schrieb zuletzt Verluste und hatte im Sommer bekannt gegeben, den Start des Fabrikbaus zu verschieben. Das Unternehmen hat in den USA zwei Großprojekte laufen: Die Erweiterung seiner Chipfertigung im Werk Marcy/New York und eine neue Wafer-Fabrik in North Carolina. Für letztere erhielt Wolfspeed vergangene Woche die Zusage für 750 Millionen Dollar staatlicher Zuschüsse - unter der Bedingung, dass Wolfspeed seine Finanzen in Ordnung bringt und das Geld der Steuerzahler abgesichert wird.

Mehr zum Thema

Wolfspeed erklärte, drei Investmentfonds als Co-Finanzierer von weiteren 750 Millionen Dollar an der Hand zu haben. Es sei außerdem eine Steuererstattung von einer Milliarde Dollar zu erwarten. Neue Mittel sollen aufgenommen und Zinszahlungen verschoben werden. Anleger zweifeln an den Aussichten wegen des verlangsamten Umstiegs auf E-Autos, sodass die Aktie in diesem Jahr schon drei Viertel an Wert verlor.

Das Kriechtempo bei E-Autos bringt auch den zweitgrößten deutschen Zulieferer ZF mächtig unter Druck. Nach hohen Investitionen in die E-Antriebstechnik rufen die Autobauer nicht die erwarteten Stückzahlen ab. Der Stiftungskonzern hat deshalb angekündigt, bis 2028 jeden vierten der 54.000 Arbeitsplätze in Deutschland abbauen zu wollen. Zudem wurde kürzlich die Gewinnprognose gesenkt.

Quelle: ntv.de, jki/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen