Spatenstich in Stade Bau des ersten LNG-Terminals an Land beginnt
28.06.2024, 16:19 Uhr Artikel anhören
Stephan Weil, Ministerpräsident von Niedersachsen (4. v. l.), war beim ersten Spatenstich dabei.
(Foto: picture alliance/dpa)
Um unabhängig von russischen Gaslieferungen zu werden, forciert der Bund den Aufbau von LNG-Terminals an Nord- und Ostsee. Schwimmende Terminals gibt es bereits, diese sollen langfristig durch drei landbasierte ersetzt werden. In Stade bei Hamburg beginnen nun die ersten Bauarbeiten.
Der Bau des ersten deutschen LNG-Importterminals an Land hat offiziell begonnen. Das Terminal in Stade bei Hamburg soll 2027 in Betrieb gehen. Mehrere private Unternehmen lassen es errichten. Die Kosten liegen ihren Angaben nach bei rund einer Milliarde Euro. Umweltverbände kritisieren das Vorhaben, weil es Klimaziele gefährde. LNG (liquefied natural Gas) ist verflüssigtes Erdgas.
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil sagte: "Ich bin sehr froh darüber, dass man gerade im Bereich der Energieversorgung zeigt, Deutschland kann schon schnell, wir müssen es nur machen." Der tschechische Energiekonzern CEZ hat in Stade LNG-Lieferungen gebucht, weshalb der Industrieminister des Landes Jozef Síkela bei Baubeginn anwesend war. Auf Deutsch sagte Síkela: "Jeder Kubikmeter Gas, den wir nicht aus Russland importieren müssen, ist ein Schritt zur Schwächung des russischen Einflusses in Europa."
Verantwortlich für das Vorhaben in Stade ist das Konsortium Hanseatic Energy Hub (HEH) mit Sitz in Hamburg. Zu HEH gehören der Hamburger Hafenlogistiker Buss-Gruppe, die Schweizer Private-Equity-Firma Partners Group, der spanische Netzbetreiber Enagás und der US-Chemiekonzern Dow.
Landterminals in Stade, Wilhelmshaven und Brunsbüttel
In Deutschland sollen langfristig drei LNG-Terminals an Land schwimmende Terminals ersetzen. Außer in Stade sind Terminals an Land in Wilhelmshaven (auch Niedersachsen) und Brunsbüttel (Schleswig-Holstein) geplant. Der Bau des Terminals in Wilhelmshaven soll 2026 beginnen. Das Bundeswirtschaftsministerium geht davon aus, dass das Terminal etwa Mitte 2028 in Betrieb geht. Für den Bau des Terminals in Brunsbüttel laufen seit März vorbereitende Maßnahmen wie Erdarbeiten. Die Anlage in Brunsbüttel soll früh im Jahr 2027 den Regelbetrieb aufnehmen.
Der fossile Energieträger LNG wird bei Extremtemperaturen auf weniger als minus 160 Grad Celsius heruntergekühlt und verliert dabei einen Großteil seines Volumens aus dem gasförmigen Zustand. Aus 600 Kubikmetern gasförmigen Stoffes wird ein Kubikmeter flüssiges LNG. Nach dem Transport in Spezialtankern wird LNG an Terminals am Zielort wieder in den gasförmigen Zustand umgewandelt und ins Erdgasnetz eingespeist - oder direkt als Treibstoff und Energieträger eingesetzt. Wegen der CO2-Last durch Transport und Verbrennung ist der Rohstoff klimapolitisch bedenklich. Kritiker verweisen zudem darauf, dass mehr Importe den Ausbau der umstrittenen US-LNG- und Fracking-Industrie bewirke. Die Projektträger weisen das zurück.
Quelle: ntv.de, lno/dpa