Clement holt die "Kuh vom Eis" Bauarbeiter bekommen mehr Geld
12.05.2018, 06:23 Uhr
Harte Arbeit zwischen Beton, Armierungsstahl, Dämmstoffen und schwerem Bauholz: Die Gewerkschaft fordert sechs Prozent mehr.
(Foto: picture alliance / Alexander Hei)
Mit einem Kompromiss beendet Wolfgang Clement eine ungewöhnlich lange Nacht am Bau: Per Schlichterspruch bringt der SPD-Politiker die festgefahrenen Tarifverhandlungen zu einem vorläufigen Ergebnis. 800.000 Bauarbeiter können sich auf eine Lohnerhöhung freuen.
Im Tarifkonflikt der deutschen Bauwirtschaft besteht Aussicht auf eine endgültige Lösung: Die Vertreter von Arbeitgebern und der Gewerkschaft IG Bauen-Agrar-Umwelt stimmten dem Kompromissvorschlag des Schlichters Wolfgang Clement zwar zu. Allerdings müssen die zuständigen Gremien dem ausgehandelten Tarifvertrag noch zustimmen. Dafür gilt eine Erklärungsfrist von 14 Tagen.
Laut Schlichterspruch sollen die Beschäftigten im Westen zum 1. Mai 2018 rückwirkend eine Lohnerhöhung um 5,7 Prozent erhalten bei einer Vertragslaufzeit von 26 Monaten. Die Ost-Löhne sollen um 6,6 Prozent zum 1. Mai 2018 und um 0,8 Prozent zum 1. Juni 2019 steigen, wie der SPD-Politiker und frühere NRW-Landeschef Clement am Morgen nach einer langen Nachtsitzung erklärte. Hinzu kommen mehrere Einmalzahlungen.
"Ich bin sehr zuversichtlich"
"Die Tarifparteien haben jetzt 14 Tage Zeit, um dem Schlichterspruch zuzustimmen", sagte der SPD-Politiker, der die 19-stündigen Marathonverhandlungen am frühen Morgen mit einem Schlichterspruch beendet hatte. "Ich bin sehr zuversichtlich, dass sie das auch tun werden." Der IG-BAU-Vorsitzende Robert Feiger zeigte sich mit Clements Kompromissvorschlag "zufrieden". Der Verhandlungsführer der Arbeitgeber, Uwe Nostitz, sagte: "Wir haben die Kuh vom Eis geholt."
Die Tarifverhandlungen für die rund 800.000 Beschäftigten der deutschen Bauwirtschaft hatten sich in der für Freitag angesetzten Schlichtungsrunde zuletzt immer weiter in die Länge gezogen. Erst der Schiedsspruch führte zu der vorläufigen Einigung. Clement gilt als Schlichter als sehr erfahren und allseitig respektiert: Der ehemalige Bundeswirtschaftsminister hatte bereits zum fünften Mal eine Schlichtung für die Branche geleitet.
Die IG BAU war mit einer Forderung von 6 Prozent mehr Geld bei 12 Monaten Vertragslaufzeit in die Verhandlungen gegangen. Sie verlangte für die Beschäftigten außerdem eine Aufstockung des 13. Monatsgehalts sowie eine Vergütung für lange Anfahrtszeiten zu wechselnden Baustellen.
Ostlöhne noch immer niedriger
Die Arbeitgeber hatten vor dem Beginn der zweiten Schlichtungsrunde am Freitag eine Erhöhung um 4,2 Prozent angeboten. Hinzu kam eine Einmalzahlung von 400 Euro bei einer Laufzeit von 22 Monaten.
Bei diesem Vorschlag könnten zudem die niedrigeren Ostlöhne um 1,8 Prozent an das Westniveau angenähert werden, hieß es. Zwischen Ost- und Westlöhnen gab es zuletzt noch eine Lücke von etwa 7 Prozent.
Quelle: ntv.de, mmo/dpa