Zollgebühren in Millionenhöhe Behörden inhaftieren chinesischen Unternehmer in Frankreich
04.06.2023, 10:58 Uhr Artikel anhören
Bei einer Routineuntersuchung stoßen Zollbeamte auf Unstimmigkeiten, die mit dem Unternehmer Lijun D. im Zusammenhang stehen.
(Foto: imago images/Shotshop)
Ein chinesischer Unternehmer soll systematisch Zollgebühren vorenthalten und Geld gewaschen haben. Der Mann, der in Deutschland eine E-Bike-Firma gegründet hat, wird in der Nähe von Paris in Untersuchungshaft genommen. Sein Anwalt glaubt, dass er zum Sündenbock gemacht werden soll.
In Frankreich ist ein chinesischer Unternehmer inhaftiert worden, der mit seiner in Deutschland gegründeten E-Bike-Firma Leon Cycle Zollgebühren in Millionenhöhe schuldig geblieben sein soll. Wie die Nachrichtenagentur AFP von seinem Anwalt Rodrigue Flahaut-Prévot erfuhr, wurde ein Ermittlungsverfahren gegen den 43-jährigen Chinesen eingeleitet, in dessen Folge er inhaftiert worden sei. Aus Ermittlungskreisen hieß es, er sei in Ivry-sur-Seine in der Nähe von Paris in Untersuchungshaft gekommen.
Nach Informationen der Zeitung "Le Parisien" steht Lijun D. unter Verdacht, ein System aufgebaut zu haben, mit dem er der EU seit 2018 insgesamt 26 Millionen Euro an Zollgebühren vorenthalten habe. Der Unternehmer weist die Anschuldigungen nach Angaben seines Anwalts zurück.
Verdacht der Geldwäsche
Laut "Parisien" hatten die Ermittler D. ins Visier genommen, nachdem sie vor einigen Monaten in einem französischen Hafen einen Container mit Gütern untersucht hatten, deren Herkunftsland mit Südkorea angegeben wurde. Für Waren aus Südkorea fallen deutlich niedrigere EU-Zollgebühren an als für Importe aus China. D. steht dem Bericht zufolge außerdem unter dem Verdacht, Geld gewaschen zu haben.
Die Leon Cycle GmbH wurde laut Unternehmenswebsite 2014 in Hannover gegründet. Die Firma ist demnach außer in Deutschland auch in Frankreich, Italien, Spanien, den USA und Australien präsent. All ihre Elektro-Fahrräder werden den Angaben zufolge in Deutschland entworfen und in Westeuropa produziert.
D.s Anwalt kündigte an, am Montag die Freilassung seines Mandanten zu beantragen. Er äußerte die Befürchtung, dass der Unternehmer zum Spielball in einem "Handelskrieg zwischen Europa und China" gemacht werde.
Quelle: ntv.de, jaz/AFP