Entwurf "zu brav" Bericht: VW-Bosse bremsen E-Modell Trinity aus
02.12.2022, 17:40 Uhr
Die Trinity-Produktion könnte ins VW-Stammwerk verlegt werden.
(Foto: IMAGO/Jürgen Schwarz)
Das Trinity-Projekt des früheren Volkswagen-Managements steht vor einer ungewissen Zukunft. Kapazitätsprobleme bei der Softwareentwicklung sollen das autonom fahrende E-Auto bereits in Verzug bringen, nun sagt die Optik des Wagens den neuen Konzernbossen nicht zu.
Volkswagen hat einem Bericht der "Automobilwoche" zufolge die bisherigen Entwürfe für das neue Elektromodell Trinity verworfen und plant noch einmal neu. VW-Chef Oliver Blume und der für die Marke VW Verantwortliche Thomas Schäfer hätten den Entwurf mit einer flachen Karosse als "zu brav" gestoppt, berichtete die Zeitung unter Berufung auf eine Quelle aus dem Vorstandsumfeld. Das könnte demnach die bereits verschobene Einführung noch weiter verzögern.
Volkswagen wollte das Elektromodell Trinity von Grund auf neu entwickeln. Es sollte auf bestimmten Strecken wie Autobahnen weitgehend autonom fahren können. Geplant war laut "Automobilwoche" zunächst eine superflache Limousine mit einer Reichweite von mehr als 600 Kilometern. Eigentlich war die Einführung für 2026 geplant gewesen. Mittlerweile ist der Start laut dem Bericht 2028 geplant.
Laut "Handelsblatt" gibt es aber Kapazitätsprobleme bei der Entwicklung der nötigen Software durch die konzerneigene Tochter Cariad. Diese solle sich nun auf die Software für früher auf den Markt kommende Modelle konzentrieren. Die Verzögerung bei Trinity liege bei zwei bis drei Jahren, womöglich erfolge der Start aber auch erst 2030, hieß es weiter. Die eigens für Trinity geplante Fabrik im Wolfsburger Stadtteil Warmenau werde nun wohl nicht mehr benötigt.
Warmenau-Werk auf der Kippe?
Durch die Verschiebung könnte doch das Stammwerk umgerüstet und der Trinity nach Abschluss seiner Entwicklung dort vom Band laufen, hieß es demnach in Konzernkreisen. Zuerst hatte das "Manager Magazin" über die Trinity-Probleme berichtet. Demnach will Blume das geplante neue Werk kippen.
"Wir nutzen aktuell die Gelegenheit, alle Projekte und Investitionen anzuschauen und auf Tragfähigkeit zu prüfen", schrieben Blume und VW-Markenchef Thomas Schäfer in einer internen Stellungnahme zu den Berichten. Dies erfolge in den nächsten Wochen nach "einem klaren Fahrplan". Zuerst werde über das weitere Vorgehen im Bereich Software und beim Zuschnitt der Plattformen entschieden. "Darauf folgt die Ausarbeitung der Produktstrategie mit den konkreten Projekten der einzelnen Marken für die nächsten Jahre." Daraus folge die Belegung der Werke.
Blume und Schäfer baten die Belegschaft "um ein wenig Geduld". Klar sei aber auch: "Wir lassen niemanden im Regen stehen." Alle Entscheidungen würden "auch in enger Abstimmung mit der Arbeitnehmerseite" getroffen.
"Und selbstverständlich haben wir bei all dem auch die Situation des Stammwerkes und die dortige Beschäftigungssicherung weiter fest im Blick", betonten die Manager. "Wir wollen und werden in Wolfsburg wegweisend zeigen, wie die nötige Transformation mit Vorteilen für alle Beteiligten gelingt."
Quelle: ntv.de, mba/AFP