Teuerste Autobahnstrecke Berliner A100 reißt Milliardenloch in Bundeshaushalt
09.02.2023, 17:22 Uhr
Auch die Steuerzahler in Bayern beteiligen sich am Ausbau der A100.
(Foto: picture alliance / Global Travel)
Der vorerst letzte Abschnitt der Bundesautobahn A100 durch Berlin kostet den deutschen Steuerzahler mittlerweile 700 Millionen Euro, fast doppelt so viel wie ursprünglich geplant. Es sind die teuersten drei Kilometer Autobahn in ganz Deutschland - der nächste Abschnitt könnte sogar noch teurer werden. Was ist da los?
Genau 473 Millionen Euro hatten die Planer für den Ausbau der A100 vorgesehen. Heute, zehn Jahre später, kalkuliert die Autobahn GmbH satte 700 Millionen Euro für die 3,5 Kilometer lange Strecke von Treptow in den Osten Berlins. Mit einem Meterpreis von über 200.000 Euro belegt das Bauprojekt damit den ersten Platz auf der Liste der teuersten Autobahnen in Deutschland.
Der 16. Bauabschnitt der A100 sollte vor allem den Zugang zum Osten Berlins erleichtern und damit auch andere Straßen in der Hauptstadt entlasten. Die Stadtautobahn sollte sinnvolle Verkehre bündeln, Staus lösen und Autofahrern in der Hauptstadt eine bessere Anbindung ermöglichen. Doch Kritiker sehen darin eine Verkehrspolitik aus dem vergangenen Jahrhundert. "Wer Autobahnen baut, wird mehr Verkehr bekommen - auch mitten in Berlin. Die Zubringerverkehre werden Anwohnende noch stärker belasten - mit Lärm und Feinstaub", argumentiert die grüne Bezirksbürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg, Clara Herrmann, im "Tagesspiegel".
2013 begannen die Bauarbeiten für eines der kompliziertesten und teuersten Autobahnprojekte in Deutschland. Denn zu den 3,2 Kilometern mit sechs Fahrspuren gehören anspruchsvolle Bauwerke wie ein 385 Meter langer Tunnel und eine Trogstrecke, die in einem 2,3 Kilometer langen Geländeeinschnitt verläuft. Inzwischen sind weitere Anforderungen hinzugekommen: Schadstoffe müssen beseitigt, Lärm muss reduziert werden.
280 Millionen Euro für 300 Meter
Und so stiegen die Kosten in den letzten zehn Jahren. Nicht zuletzt, als die Autobahn GmbH der Deutschen Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau (Deges) eine Studie in Auftrag gab, um die Kosten für eine Deckelung der Autobahn zu ermitteln. Im Jahr 2019 hatten sich alle Parteien im Bundestag für eine Deckelung der Autobahn ausgesprochen - sie würde der Lärmminderung für die Anwohner dienen. Das Ergebnis der Deges-Studie: weitere 280 Millionen Euro Baukosten für eine komplette Deckelung auf einer Strecke von nur 300 Metern.
Der Bau einer Überdachung ist zwar noch nicht genehmigt, für die Pläne der CDU aber notwendig. Denn die Christdemokraten wollen die A100 zu einer "Klima-Autobahn" machen. Statt eines "Asphaltmonsters", wie der CDU-Spitzenkandidat für die Wiederholungswahl in Berlin, Kai Wegner, kürzlich der "Berliner Zeitung" sagte, soll die Stadtautobahn ein Freizeit-Traum werden: Oben Parks, Sportanlagen und Rasenflächen in der Sonne, unten verläuft die A100 in einem Tunnel.
Der nächste Abschnitt wird noch teurer
Inzwischen ist die Autobahn fast nur noch ein Wahlkampfthema. Die Wiederholungswahl in der Hauptstadt steht bevor, und die Berliner Parteien geben sich im Kampf um die A100 alle Mühe. An diesem Donnerstag schafft es der Berliner Wahlkampf sogar bis in den Bundestag, wo die Linke einen Antrag gegen und die CDU einen Antrag für den Ausbau dieser wohl umstrittensten Autobahn Deutschlands gestellt hat.
Der 16. Abschnitt der A100 ist noch lange nicht das Ende der gewaltigen Rechnung, die der deutsche Steuerzahler zu begleichen hat. Weil die A100 eine Bundesautobahn ist, finanziert die Bundesregierung das Bauprojekt. Die bundeseigene Autobahn GmbH hat die Planung für den 17. Abschnitt der umstrittenen Autobahn bereits ausgeschrieben. Für die 4,1 Kilometer sind 531 Millionen Euro vorgesehen - doch auch diese Kosten gelten inzwischen als überholt. Laut dem Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) schätzen Verkehrsexperten die Kosten auf bis zu einer Milliarde Euro. Damit würde das nächste A100-Projekt das aktuelle vom ersten Platz der teuersten Autobahnstrecken in Deutschland sogar ablösen.
Quelle: ntv.de